Interview mit Iven Kurz, Gründer und Geschäftsführer der Evergreen GmbH:
Nachhaltigkeit ist Teil unserer Identität

Der Robo-Advisor Evergreen aus Leipzig positioniert sich als nachhaltige und flexible Anlage für alle, die es einfach mögen. Wir sprechen im Interview mit Gründer Iven Kurz über den Status als B Corp, den Anspruch an ein Kinderdepot und warum Evergreen aktuell die neue Heimat von Kunden insolventer Fintechs geworden ist.

Wie immer starten wir mit der Kurzvorstellung: Überzeugen Sie uns in drei Sätzen von einer Anlage bei Evergreen.

Evergreen ist nachhaltiger Asset-Manager mit digitaler Vermögensverwaltung. Als zertifizierte B Corp folgen wir sowohl als Company als auch mit unseren Produkten höchsten ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsstandards. Als professioneller Fondsmanager nutzen wir ausschließlich unsere stetig wachsende, nachhaltige Evergreen-Fondspalette und geben den dadurch entstehenden Kostenvorteil in Form von service- und depotgebührenfreien Konten an unsere Anlegerinnen und Anleger weiter.

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Wie funktioniert eine Anlage bei Evergreen und was kostet sie?

Bei Evergreen kombinieren wir auf prognosefreie Art nachhaltige, globale Geldanlagen mit professionellem Risikomanagement. Ich selbst habe als Direktor die Bereiche quantitative Wertsicherungsstrategien und Total Return bei Metzler Asset Management und Lampe Asset Management geleitet und zwischenzeitlich über elf Milliarden Euro Anlagevolumen verantwortet. Unterstützt werde ich von einem Team bestehend aus sehr erfahrenen Fondsmanagern, die unter anderem bei UBS, State Street, Amundi und Berenberg tätig waren. Dieses professionelle Know-how machen wir allen zugänglich, die ihr Geld professionell und nachhaltig anlegen möchten.

Da unser Asset Management und die digitale Vermögensverwaltung sehr skalierbar sind, liegt die Mindestanlagesumme bei nur 1 Euro. Außerdem kann flexibel ein- und ausgezahlt werden und wir erheben keine Service-, Depot- oder sonstige Gebühren. Selbstverständlich sind auch alle Transaktionen gebührenfrei und werden ohne Geld-Brief-Spanne durchgeführt. Auf die üblichen Gebühren verzichten wir, da wir als Fondsmanager über die Fondskosten vergütet werden und diese liegen preislich mit 0,59 Prozent p.a. gar nicht so weit weg von nachhaltigen ETFs, sind dafür aber im Vergleich zu herkömmlichen nachhaltigen aktiv gemanagten Fonds eher günstig.

Sie werben u. a. mit ihrem Status als B Corp, also Benefit Corporation. Was bedeutet das für ihr Unternehmen?

Für uns ist der B Corp-Status sehr wichtig, denn die strenge Zertifizierung zeigt, dass Nachhaltigkeit Teil unserer Identität ist und nicht nur ein Aspekt einer Kommunikationsstrategie. Das zeigt sich auch daran, wer alles eine B Corp ist. Das sind neben uns unter anderem auch Patagonia, Ecosia, Weleda und Tomorrow. Als B Corp leistet man einen nachweislichen Mehrwert für Mensch und Umwelt und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung. Das wir als nachhaltiger Asset Manager ausschließlich nachhaltige Investmentprodukte managen, versteht sich von selbst.

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Neben dem normalen Privatkundengeschäft bieten Sie auch ein Unternehmensdepot an – inwiefern lohnt sich das? Die Zeiten von Negativzinsen sind vorerst vorbei.

Das stimmt, die Zeiten von Negativzinsen sind vermutlich vorerst vorbei. Die Leitzinserhöhungen schaffen allerdings auch neue Optionen. Denn mittelfristig werden sich auch kurzlaufende Anleihenprodukte wieder rentieren. Immerhin macht die Inflation auch vor Unternehmensliquidität nicht halt. Im Gegenteil: Der Realzins hat sich aufgrund der Inflation weiter verschlechtert. Als Fondsmanager reagieren wir auf die veränderte Situation. So wird es in den nächsten Monaten neben einigen globalen Aktienprodukten auch einen globalen, nachhaltigen Anleihenfonds von Evergreen geben.

Auch im Angebot: Ein Kinderdepot. Wie gut wird das Produkt angenommen und was steckt darin?

Das Kinderdepot wird gut angenommen, da es wie die Elterndepots ebenfalls gebührenfrei ist und die Kinder schon nach der Geburt in den Genuss einer professionellen Vermögensverwaltung kommen. Sie legen ihr Geld im doppelten Sinne nachhaltig an, ökologisch zum Erhalt ihrer Lebensgrundlage und ökonomisch, um mit einem finanziellen Polster ins Erwachsenenleben zu starten. Wir sind dabei, insbesondere die Features für das Kinderdepot stetig weiterzuentwickeln, damit Kinder spielerisch lernen, wie Geldanlage funktioniert.

Evergreen bietet seit Kurzem den Nutzern der Spar-App Rubarb eine neue Heimat und jetzt auch den Anlegern des „App-basierten Rentensystems“ Vantik – inwiefern sind Sie gerade der Rettungsanker für Fintech-Kunden

Für viele Kundinnen und Kunden waren sowohl rubarb, als auch Vantik ihre ersten Berührungspunkte mit dem Thema Geldanlage. Eine Insolvenz kann da natürlich zu Verunsicherung führen. Daher freuen wir uns, dass wir gemeinsam mit rubarb und Vantik eine gute und einfache Lösung gefunden haben, den Anlegerinnen und Anlegern ein neues, nachhaltiges Zuhause zu bieten. Rettungsanker trifft es vielleicht nicht ganz, denn immerhin gibt es eine Vielzahl von Alternativen für die Geldanlage. Wir sind hier realistisch und wissen, dass wir auch die neuen Kundinnen und Kunden von Evergreen als nachhaltigen Partner überzeugen müssen. Das ist nicht selbstverständlich.

Inflation, Ukraine-Konflikt, Corona – wie kommen Anleger mit positivem Ergebnis durch das aktuelle und kommende Anlagejahr?

Grundsätzlich geht man als Fondsmanager recht nüchtern an die Sache heran. Genaue Vorhersagen lassen sich nicht machen und man arbeitet viel mit Eintrittswahrscheinlichkeiten. Außerdem hat es sich bewährt, auch undenkbare oder weniger wahrscheinliche Ereignisse in seine Überlegungen einzubeziehen.

Wir glauben, dass es eine Renaissance der zinsorientierten Produkte geben könnte. Die Menschen haben sich an die niedrigen bzw. negativen Zinsen gewöhnt und deshalb einen Bogen um Anleihen gemacht. Das könnte sich nun ändern, wenn man mit verhältnismäßig wenig Risiko Renditen von 2, 3 oder 4 Prozent erzielen kann.

Es bleibt zu hoffen, dass die Zentralbanken die Inflation schnell in den Griff bekommen, denn das ist deren oberste Priorität. Rezessionsbekämpfung kommt erst an zweiter Stelle, wenn überhaupt. Außerdem wird es spannend zu beobachten sein, wie die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft vonstatten geht. Es wird auch notwendig sein, sich vom Narrativ des permanenten Wachstums zu verabschieden, insbesondere auch mit Blick auf den zu erwartenden globalen Bevölkerungsrückgang in einigen Jahrzehnten.

Als professionelle Fondsmanager sind wir zudem keine Trader und Prognosen daher nicht wirklich zielführend, wenn nicht gar unmöglich. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, Vermögen sinnvoll zu strukturieren, damit unsere Anlegerinnen und Anleger der Inflation etwas entgegensetzen können und ihre Ersparnisse zum Erhalt des eigenen Lebensstandards nutzen können. Und zwar in jeder Hinsicht nachhaltig.

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