Die Europa-Rente „PEPP“ kommt!

Die Europa-Rente kommt!

Am 22. März 2021 wurde im Amtsblatt der Europäischen Union bekannt gegeben, dass die Europa-Rente am 22. März 2022 an den Start geht. Dem Pan-European Personal Pension Product, kurz PEPP, auch bereits als Euro-Riester tituliert, steht nichts mehr im Wege.

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • 2022 startet die Europarente „PEPP“.
  • Es handelt sich um ein Altersvorsorgeprodukt, welches innerhalb der EU vollkommen identisch aufgebaut ist.
  • Inhaltlich weist PEPP deutliche Parallelen zu Riester auf.
  • Die Kostenmaximierung auf ein Prozent und eine Kapitalgarantie sollen optimale Ergebnisse bringen.

Die Motivation der Europäischen Union, ein solches Altersvorsorgeprodukt auf den Markt zu bringen, lässt sich leicht nachvollziehen. Gerade einmal 27 Prozent der Europäer zwischen 25 Jahren und 59 Jahren verfügten über eine zusätzliche Altersvorsorge (1). Die Problematik der Alterspyramide und der schwindenden Zahl an Beitragszahlern ist kein deutsches Problem. Gerade Länder wie Italien oder Spanien mit einem deutlich höheren Bevölkerungsanteil der über 65Jährigen steuert auf ein echtes Problem zu. Welchen Lösungsansatz bietet PEPP?

PEPP – maximale Transparenz bei minimalen Kosten

PEPP, das erste länderübergreifende Altersvorsorgeprodukt, stellt zwei Dinge in den Vordergrund: Der Gesetzgeber verlangt eine absolute Transparenz und deckelt die Kosten. Zwei Varianten stehen zur Auswahl. Der Anleger hat grundsätzlich die Wahl aus sechs unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten. PEPP (Typ 1) garantiert dem Sparer mindestens den Erhalt des eingezahlten Kapitals (Basis-PEPP). PEPP (Typ 2) greift auf alternative Sicherungsmechanismen zurück, die den Kapitalerhalt aber nicht im Vordergrund haben.

Die Kosten dürfen ein Prozent des angesparten Kapitals nicht übersteigen. Dabei schließen die Gebühren alle Verwaltungskosten mit ein. Das Produktinformationsblatt listet genau die anfallenden Gebühren auf. Allerdings sind die Anbieter berechtigt, für nicht standardmäßige Sonderleistungen, beispielsweise Leistungen im Todesfall, zusätzliche Gebühren zu berechnen.

  • PEPP setzt eine Beratungsleistung einschließlich Eignungstest voraus. Diese kann allerdings auch online erfolgen.
  • Mit dem Onlinevertrieb zielt die EU gerade auf jüngere Personen ab, und will dadurch die Hemmschwelle zum Produktabschluss senken.
  • Der Vertrag kann bei einem Umzug innerhalb der EU mitgenommen und am neuen Wohnsitz fortgeführt werden.
  • PEPP beinhaltet ein Wechselrecht. Fünf Jahre nach Vertragsabschluss und danach in Intervallen von weiteren fünf Jahren können die Vertragsinhaber Anbieter oder Sparvariante wechseln. Dies erinnert sehr stark an die deutsche Riester-Rente.
  • Die Anbieter von PEPP-Produkten können den Sparern für den Zeitpunkt des Rentenbeginns verschiedene Auszahlvarianten anbieten. Dazu zählen Rentenzahlungen, Kapitalwahlrecht, regelmäßige Auszahlungen oder Kombinationen aus den Einzeloptionen. Allerdings bleibt es den Mitgliedsstaaten vorbehalten, die Auszahlvarianten selbst festzulegen.
  • Es besteht für die Anbieter kein Zwang, aber eine starke Ermutigung, die Investments gemäß ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in einem nachhaltigen Sinn vorzunehmen.

Zunächst finden sich bei PEPP durchaus einige Kriterien wider, die in Deutschland bereits in Riester-Verträgen festgelegt sind. So gut PEPP gedacht ist, die Kommission mus sich allerdings auch Fragen oder Kritik gefallen lassen.

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Europa-Rente –wo liegt der Anreiz für die Verbraucher?

Bleiben wir nur in Deutschland und schauen hier auf die Varianten der zusätzlichen Altersvorsorge:

  • Betriebliche Altersvorsorge
  • Riester
  • Rürup

Riester und Rürup bewegen sich wahlweise auch abseits klassischer Versicherungslösungen. Allen drei Varianten liegen jedoch steuerliche Anreize zugrunde, die der rein privaten Altersvorsorge fehlen. Noch ist bei PEPP nicht geklärt, wie der steuerliche Anreiz für die Europa-Rente aussehen soll. Aufgrund der unterschiedlichen Steuersysteme wird jedes Land selbst die Vorgaben dafür festlegen.

Noch finden sich keine Hinweise darauf, ob PEPP beispielsweise durch staatliche Zulagen oder durch eine steuerliche Abzugsfähigkeit der Beiträge subventioniert werden soll. Bei Start März 2022 ist seitens der Finanzministerien Eile geboten. Dies wird um so kritischer, als Coronabedingte Schwerpunkte die sonstigen Aktivitäten stark einschränken.

Unter dem Strich kann die vermutlich nationalstaatlich unterschiedliche Subventionspolitik dazu führen, dass PEPP in einem Land attraktiver ist als in einem anderen Mitgliedsstaat. Es ist schwer vorstellbar, dass PEPP in Deutschland eine staatliche Förderung erfahren wird, die dazu führt, dass diese Vorsorgevariante einschlägt. Deutschland hat in den bisherigen staatlich geförderten Vorsorgelösungen alle Optionen ausgereizt. Schauen wir auf die Entwicklung der Riester-Verträge, zeigen diese eher verhaltene Zuwachszahlen, wenn überhaupt:

Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.

Quellen:


Surftipp: Riester-Rente Fondssparplan »


Wo liegt der Anreiz für den Vertrieb bei der Europarente?

Unstrittig ist, der Versicherungs- und Altersvorsorgevertrieb ist in den letzten Jahren, bedingt durch historisch niedrige Zinsen, nicht einfacher geworden. Garantieprodukte, in Deutschland in Form von Lebensversicherungen und Rentenversicherungen mit Garantiezins, sind hierzulande teilweise vom Markt verschwunden, die Kosten für die Anbieter für die Garantien waren zu hoch. Das hat sich auch bei Riester und Rürup nicht geändert. Die Kalkulationen für die Garantierenten mussten angepasst werden, gingen zulasten der Rendite.

Abgesehen davon, dass jede Form von Garantie Geld kostet, bleiben auch die Kosten für den Vertrieb. Ein Prozent der Kosten des Vertragsguthabens sind gerade zu Beginn sehr wenig. Der klassische stationäre Vertrieb wird bei dieser Kalkulation überlegen, ob er ein solches Produkt anbietet. Die Gesellschaft selbst müsste, damit der Vertrieb leben kann, für viele Jahre mit der Abschlussprovision in Vorlage treten. Wir werden uns überraschen lassen, ob der europäische Gedanke in der Altersvorsorge funktioniert.

Weiterführende Informationen

(1) Kommt jetzt Europa-Riester?

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