Interview mit Robert Fuchsgruber, DAB Chief Business Officer
Digitalisierung führt zur Demokratisierung der Geldanlage

Robert Fuchsgruber

Robert Fuchsgruber, DAB Chief Business Officer

Digital ist die Zukunft der Geldanlage – aber auf die Expertise eines unabhängigen Vermögensverwalters soll künftig ebenfalls niemand mehr verzichten müssen. Weshalb beides Hand in Hand geht und was die Qinfen-Plattform der DAB BNP Paribas damit zu tun hat, erläutert Robert Fuchsgruber, Chief Business Officer der DAB Bank AG im Gespräch.

In aller Kürze – was sind die Vorteile einer komplett digitalen Vermögensverwaltung?

Sehen wir uns zunächst den klassischen Weg der Vermögensverwaltung an. Sie müssen zunächst den für Sie passenden Vermögensverwalter finden. Möglicherweise möchten Sie dazu unterschiedliche Anbieter kennenlernen, indem Sie Termine vereinbaren und mehrere persönliche Gespräche führen. Das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht. Bei einer digitalen Vermögensverwaltung gibt es diese Hürden nicht mehr. Sie loggen sich zuhause ein und informieren sich in ihren eigenen vier Wänden. Sie sind geschützt und es gibt keinen Druck. Ein zweiter Vorteil ist sicher die unkomplizierte Handhabung einer Online-Plattform. Als dritten Vorteil würde ich die bessere Transparenz nennen.

Weshalb ist Transparenz so wichtig?

Mangelnde Transparenz ist sicher ein Aspekt, weshalb die Aktienkultur in Deutschland ein wenig Nachholbedarf besitzt. Viele Anleger wissen oft gar nicht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen bzw. welche Anbieter und Lösungen es gibt. Die Digitalisierung wird mehr Licht in dieses Dunkel bringen, weil wir beispielweise künftig auch im Anlagebereich mehr und mehr Vergleichsplattformen finden werden.

Welche Funktion wird die kommende Plattform Qinfen der DAB BNP Paribas haben?

Bisherige Vermögensverwaltungen wenden sich aus Effizienzgründen in erster Linie an vermögende Anleger. Wir arbeiten als Depotbank mit rund 350 Vermögensverwaltern zusammen. Deren Einstiegsvolumen liegt bei ca. 250.000 Euro und bewegt sich bis zu Beträgen im Millionenbereich. Diese Dienstleistung steht bisher also nur vermögenden Kunden zur Verfügung. Unsere Qinfen-Plattform setzt an dieser Stelle an. Anleger, die beispielsweise nur 5.000 Euro einsetzen wollen, können diese jetzt in eine Strategie eines unabhängigen Vermögensverwalters investieren. Darüber hinaus wird Qinfen künftig jedem interessierten Anleger die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der unabhängigen Vermögensverwaltungen in Deutschland zeigen.

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Wie funktioniert Qinfen?

Vereinfacht gesagt, handelt es sich um einen Robo-Advisor ohne Roboter. Am Ende der Kette steht kein ETF-Portfolio, sondern ein unabhängiger Vermögensverwalter mit seinen Investmentstrategien. Wir nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung, um die Einstiegshürden zu senken. Final verlassen wir uns aber auf die Expertise eines Menschen.

Wie profitiert der Anleger von den neuen digitalen Prozessen?

Unabhängige Vermögensverwaltungen haben den Vorteil, dass sie individuell, fair und vergleichsweise günstig sind. Durch die Digitalisierung öffnen wir dieses solide und kosteneffiziente Modell praktisch für jeden Anleger. Wir sprechen hier von der Demokratisierung der Geldanlage.

Wir halten es für relevant, dass jeder Anleger, ganz gleich mit welchem Anlagevolumen, an der wirtschaftlichen Entwicklung partizipieren kann, ohne gleichzeitig enorme Risiken einzugehen. Das Stichwort lautet Kapitalschutz. Der Kapitalschutz und der Kapitalerhalt sind übrigens auch die Hauptgründe, weshalb sich Kunden an einen Vermögensverwalter wenden. Am Ende des Jahres soll – nach Kosten, Inflation und Steuern – nicht weniger als am Anfang vorhanden sein. Wenn unterm Strich noch ein schönes Plus bleibt, umso besser.

Ist der vollautomatische Vermögensverwalter das Ziel?

Nein. Die Automatisierung soll – was unsere Plattform betrifft – den gesamten Onboarding- und Betreuungsprozess ersetzen oder ergänzen, aber nicht das Portfoliomanagement.

Weshalb dauert es hierzulande so lange, bis vergleichsweise einfache Prozesse digital zur Verfügung stehen – z. B. das VideoIdent-Verfahren oder die digitale Kontoeröffnung?

Einerseits sind die regulatorischen Anforderungen, die in den letzten Jahren aufgekommen sind, enorm. Ganz ohne Wertung der einzelnen Regularien. Darüber hinaus sind die Deutschen sehr sicherheitsorientiert – insbesondere, wenn es um Online-Prozesse und den Datenschutz geht. Deshalb brauchen wir eventuell ein wenig mehr Zeit. Im Idealfall stimmt aber am Ende das Ergebnis und erfüllt unsere persönlichen Bedürfnisse nach Sicherheit und hinsichtlich der Usability.

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Welche Vorteile hat das vollautomatisiertes Honorarmanagement der DAB BNP Paribas für den Vermögensverwalter?

Wir bieten diesen Service für Vermögensverwalter an, um ihnen den Honorareinzug beim Kunden zu erleichtern. Für sämtliche Depots, die bei uns geführt werden, erhalten wir die entsprechenden Parameter und berechnen die Gebühren. Anschließend ziehen wir diese beim Kunden ein. Im nächsten Schritt werden diese auf dem Konto des Vermögensverwalters verbucht.

Das Honorarmanagement ist ein Bestandteil einer ganzen Palette von Servicediensten, die wir Vermögensverwaltern zur Verfügung stellen.


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