Investments in E-Auto-Anbieter – Teil 2

Unsere Reihe „Es muss nicht immer Tesla sein“ geht in die zweite Runde. Während der Branchenprimus der E-Auto-Hersteller kürzlich vor allem an den Preisen schraubte, sind andere Anbieter dabei, ihre ersten Serienmodelle an die Startlinie zu fahren. Mit Fisker Inc. und Lucid Motors stellen wir diesmal Unternehmen vor, die prinzipiell genug Vorschusslorbeeren haben, um a) eine interessante Alternative zu Tesla & Co. sein zu können und b) bestimmte Käufernischen zu bedienen. Ob deshalb gleich eine Wertpapieranlage empfehlenswert ist, zeigen unsere Kurz-Checks.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Fisker Inc. – fast spektakulär unspektakulär, aber reicht das?
  • Lucid Motors bedient eine teure Nische. Ein Spagat zwischen Luxus und Lifestyle-Ansprüchen.

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Fisker Inc. (WKN A2P9A3) – Klappt es im 2. Versuch?

Autofans dürften den Namen Fisker sicherlich seit ein paar Jahren kennen, z. B. durch den Fisker Karma – eine Plug-in-Hybrid-Limousine für alle, die es schnell, sportlich und schick mochten. Das erste Modell ging übrigens 2011 an Leonardo DiCaprio. Bevor wir aber zu weit abdriften: Dieses Auto bzw. dieser Hersteller, die ehemalige Fisker Automotive Inc., wurde schon 2013 an den chinesischen Automobilzulieferer Wanxiang Group zwangsveräußert. Eine Kette von wirtschaftlichen Schwierigkeiten (u. a. Rückrufkosten, der Bankrott eines Batterielieferanten und Lieferverluste durch einen Hurrikan) hatte für eine ziemliche Schieflage gesorgt – zumindest finanziell. Weil die eigene Vision aber bestehen blieb, gründete der dänische Automobildesigner Henrik Fisker (59) 2016 dann Fisker Inc., praktisch den Nachfolger von Fisker Automotive.

Der E-Auto-Hersteller Fisker Inc. hat bereits verschiedene Modelle im Angebot – von geplanten bis zu marktreifen Varianten. Aktuell dürften die Hoffnungen auf dem Fisker Ocean, einem E-SUV liegen. Dahinter verbirgt sich das erste Serienmodell von Fisker. Preis: Ab rund 41.560 Euro. Ganz nah vor dem Start steht zudem der Fisker Pear, eine Art Kompakt-Van-SUV-Kombination. Premiere: Wahrscheinlich 2023. Wo wir bei Jahreszahlen sind: 2020 ging Fisker Inc. an die Börse – selbstverständlich des Geldes wegen. Die gute Nachricht: Bisher hält das Unternehmen weitestgehend seriös die Spur und kann auf eine Handvoll solider Partnerschaften verweisen. Insgesamt ist die Lage ist schon fast spektakulär unspektakulär.

Die nur bedingt gute Nachricht folgt aber: Aus Anlegersicht muss das Unternehmen bald mehr als Quartalsberichte liefern – und auch das Auto muss Substanz beweisen. Die letzten Quartalszahlen waren zudem eher nüchtern und verlustbehaftet. Im der Bilanz zum 3. Quartal 2022 findet sich ein Verlust von 0,490 US-Dollar je Aktie. Der Umsatz liegt knapp unter einer Million US-Dollar und der Unternehmenswert wird mit 2,5 Milliarden US-Dollar angegeben. Wie bei den Anbietern von Teil 1 gilt auch hier unsere Einschätzung, dass die Euphorie des Starts ein wenig an der Straße kleben blieb und es spätestens 2024 ernsthaft losgehen muss. Prognose: Eine Option für die Zukunft, wenngleich nicht ohne Risiko. Unser Daumen zeigt trotzdem schräg nach oben.

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Quellen:

Die Luxus-E-Auto-Klasse: Lucid Motors (WKN A3CVXG)

Der Lucid Air sieht nicht nur teuer aus, sondern dürfte in dieser Form auch die Luxus-Oberklasse des E-Auto-Markts abbilden. Schon das Einstiegsmodell „Pure“ kratzt an der 90.000 US-Dollar-Grenze, die Sondermodelle sind durchweg sechsstellig – bis zu rund 249.000 US-Dollar. In Deutschland kostet der Grand Touring in der „Vollversion“ ab 174.500 Euro. Kurzum: Das ist nichts für den kleinen Geldbeutel. Aber Nischen wollen ja bedient sein. Pluspunkt.

Gegründet wurde Lucid Motors übrigens 2007 als Atieva und trägt seinen heutigen Namen seit 2016. Aktuell ist Peter Rawlinson CEO des Unternehmens – zuvor bei Tesla als Ingenieur an der Entwicklung des Model S beteiligt (wobei Elon Musk Rawlinsons Beitrag gerne öffentlich als gering einschätzt). Eine der größten Taten von Rawlinson dürfte indes der Börsengang des Unternehmens sein. Lucid Motors fusionierte dafür 2021 mit Churchill Capital Corp IV, einer börsennotierten und milliardenschweren Zweckgesellschaft. Die Pläne für die Zukunft von Lucid sind ähnlich groß angelegt. Wir fassen in aller Kürze zusammen: Produktion eines SUVs, Fertigstellung eines E-Auto-Werks in Saudi-Arabien, weitere Standorte – mit weniger gibt sich Lucid Motors nicht zufrieden. Hier und dort gibt es außerdem Ankündigungen neuer Modelle und begeisterte Tests von Air-Fahrern.

Ist Lucid Motors eine klare Empfehlung für Anleger? Jein. Zunächst ist der erstgenannte Pluspunkt, ein E-Auto in der Luxus-Nische zu bauen, gleichzeitig auch einer unserer Kritikpunkte. Im anstehenden Preiskampf, den Tesla eröffnet hat, könnten Kunden auf Anbieter umschwenken, die deutlich günstiger produzieren und liefern. Ob der Lifestyle eines E-Autos unbedingt Luxus-Standards erfüllen muss oder eher ökologische Aspekte derzeit eine Rolle spielen, lässt sich nur schwer vorhersagen.

Darüber hinaus ist die ausgelieferte Stückzahl (ca. 7.000 Stück im Jahr 2022) bei Lucid eher übersichtlich. Die Anzahl der Vorbestellungen für den Lucid Air wurde zudem im 3. Quartal 2022 von 37.000 auf 34.000 reduziert. Laut Business Insider sollten Kunden mit hohen Rabatten zurückgewonnen werden, was wiederum etwas inkonsequent bzw. verzweifelt wirkt. [1] Elon Musk konnte sich in diesem Zusammenhang einen erneuten Abgesang auf Lucid („werde nicht mehr lange auf dieser Welt sein“) nicht verkneifen. [2]

Wie immer ein Blick auf den Aktienkurs: Von den Spitzenwerten Mitte 2021 ist das Papier inzwischen weit entfernt. Leider auch von den Höchstständen der letzten zwölf Monate (26,34 Euro im Februar 2022). Stattdessen steht Lucid Motors bei etwas über zehn Euro pro Aktie. Tendenz: Der Motor läuft nach der letzten Taldurchfahrt zu Jahresbeginn wieder einigermaßen rund, die Umsatzzahlen steigen und wir halten Luxus-Nischen nicht unbedingt für einen Fehler. Einsteigen? Unser Daumen zeigt zur Seite. 2023 muss bei Lucid viel passieren.

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Quellen:

Fortsetzung folgt

Im 3. Teil geht es in den fernen Osten – nach China. Kommt die Zukunft des E-Autos aus dem Reich der Mitte?


Weiterführende Links

[1] Business Insider: Leaked email reveals Tesla-wannabe Lucid is worried over canceled orders

[2] Teslamag: Tesla-Chef sagt Startup kein langes Leben mehr voraus