Interview mit Thomas Gebert, Autor und Börsenprofi:
„Europa ist ein besonderes Sorgenkind“

Thomas Gebert

Thomas Gebert, Autor und Börsenexperte

Börsenexperte Thomas Gebert beschäftigt sich in seinem neuen Buch „Was zu tun ist, wenn es so weit ist“ mit dem Schutz von Kapital in unsicheren Zeiten. Weshalb sich der anerkannte Autor für Bargeld ausspricht und was er Anlegern rät, erklärt er im Interview.

Sie skizzieren in Ihrem neuen Buch die Möglichkeit eines Crashs im Euroraum. Inwieweit halten Sie dieses Szenario wahrscheinlich?

Thomas Gebert: Die Frage ist nicht, ob die nächste Finanzkrise kommt, sondern wann. Die Wachstumsraten der Verschuldung sind bedrohlich. Vor zehn Jahren betrug die Welt-Gesamtverschuldung von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen etwa 200 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts. Mittlerweile sind es 300 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Zins von zwei Prozent muss die Weltwirtschaft mit einer Rate von sechs Prozent wachsen nur um die Zinsen zu verdienen. Wir wachsen nur mit drei Prozent. In zehn Jahren wird die Verschuldung auf 450 Prozent angestiegen sein. Dann muss das Welt-Bruttoinlandsprodukt mit 13,5 Prozent wachsen nur um die Zinsen zu verdienen, von einer Rückzahlung der Schulden ganz abgesehen.

Es ist wie mit den Weizenkörnern auf dem Schachbrett. Es gibt kein Entkommen. Irgendwann wird auf einen Teil der Forderungen an die Schuldner verzichtet werden müssen. Mit dem Wegfall der Forderungen sind dann auch die entsprechenden Guthaben futsch. Man muss also aufpassen, dass man nicht zu denen gehört, deren Guthaben verschwinden.

Europa ist ein besonderes Sorgenkind. Nach einer Studie, die grade in London vorgestellt wurde, brauchen die europäischen Banken 900 Mrd. Euro frisches Kapital. Wo soll dieses Kapital herkommen? Für Kapitalerhöhungen stehen die Aktienkurse zu niedrig.

Was raten Sie Anlegern, um ihr Kapital für den Fall der Fälle zu sichern?

Thomas Gebert: Wirkliche Sicherheit versprechen nur Bargeld im Schließfach, US-Staatsanleihen, wahrscheinlich Deutsche Bundesanleihen und vermutlich Gold.

Apropos Bundesanleihen – In Ihrem neuen Buch erklären Sie auch, dass Bundesanleihen weiterhin eine interessante Anlage sind. Allerdings handelt es sich um eine Sicherheit, die sich der Anleger mit Minuszinsen derzeit teuer erkaufen muss. Warum halten Sie dennoch an dieser Option fest?

Thomas Gebert: Wenn schon etwas draufgelegt werden muss, damit der Anleger sein Geld sicher wieder zurückbekommt, können Sie sich ausmalen, wie unsicher eine Anlage ist, die einem hohe Erträge verspricht.

Wovon würden Sie generell abraten? Im Buch erwähnen Sie z. B. Junk-Bonds.

Thomas Gebert: Alles was hohe Zinsen oder hohe Dividenden verspricht, muss generell als gefährdet einstuft werden. Bei einer Anleihe, die zum Beispiel fünf Prozent Rendite verspricht, beträgt die Wahrscheinlichkeit das angelegte Geld nicht wieder zu sehen knapp 30 Prozent.

Wie sieht der Anlageberater der Zukunft aus?

Thomas Gebert: Bei einer Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe von null Prozent braucht niemand mehr einen Anlageberater. Die Zehnjahresrendite der Bundesanleihen entspricht auch dem Erwartungswert aller anderen Anlagen. Da reicht es, seine Banknoten nur in ein Schließfach zu packen oder das Geld bar auf dem Girokonto liegen zu lassen. Mehr als Null Prozent gibt es halt nicht.

Die wichtigste Grundregel, welche Einsteiger beim Einstieg in den Aktienmarkt beachten sollten, lautet…

Thomas Gebert: Nicht zu versuchen, schlauer als der Markt zu sein. Wer denkt, eine Aktie sei billig, hat irgendwas nicht verstanden. Der Kurs weiß mehr als man selbst.

Zum neuen Buch:

Was zu tun ist, wenn es soweit ist - Thomas Gebert

Quelle: © Börsenbuchverlag

Bestsellerautor Thomas Gebert untersucht in seinem aktuellen Werk die Folgen eines Crashs im Euroraum

Was zu tun ist, wenn es so weit ist
150 Seiten
gebundenISBN: 9783864704000
Börsenbuchverlag
Ab 23. August 2016

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