Warum die Aktienkurse weiter steigen

Nach wie vor gibt es für Anleger, die vorzugsweise in festverzinsliche Assets investiert, kein Licht am Ende des Zinstunnels. Aktieninvestoren dagegen freuen sich. Einer alten Weisheit zufolge wirken sich Zinsen direkt auf Aktien aus. Steigen die Zinsen, verlassen Anleger den Aktienmarkt. Fallen die Zinsen, spekulieren die Investoren auf positive Unternehmensentwicklungen. Was ist aber wirklich an dieser Börsenweisheit dran?

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed bleiben bis mindestens Mitte 2021 auf Niedrigzinsniveau.
  • Billige Investitionsfinanzierungen heute wirken sich auf die Dividenden von morgen aus.
  • Aktienkurse spiegeln die Gewinnerwartungen der Anleger in der Zukunft wider.
  • Steigende Zinsen bedeuten aber keinesfalls den häufig propagierten Kursrückgang an den Aktienbörsen.

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Die Kurse von heute reflektieren die Gewinne von morgen

Fakt ist, der Kurs einer Aktie gibt nur sehr bedingt den aktuellen Wert eines Unternehmens wider. Viel mehr spielt bei der Kursentwicklung die Erwartung der Anleger auf künftige Gewinne eine Rolle. Sehr salopp formuliert stellt eine Kursprognose nichts anderes dar, als Kaffeesatzlesen auf gehobenem Niveau. Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Bleiben wir bei den niedrigen Zinsen und deren Auswirkung auf Unternehmen.

Für ein Unternehmen ist die Zinsentwicklung weniger relevant für mögliche Einlagen, die es hält, abgesehen von Versicherungen und Banken. Viel wichtiger ist, dass die Zinsen die Investitionsfreude einer Firma bremsen oder fördern. Niedrige Finanzierungszinsen bedeuten, dass Investitionen zu niedrigen Kosten erfolgen. Das bedeutet wiederum, dass der Ertrag, der beispielsweise mit einer neuen Maschine generiert wird, höher ausfällt als bei einer hohen Zinsbelastung für die Finanzierung eben dieser Maschine.

Für die Aktionäre bedeutet dieser Sachverhalt, die günstig finanzierte Maschine erwirtschaftet für sie am Ende eine höhere Dividende – es lohnt sich also, heute die Aktie zu kaufen und in einem Jahr vom Niedrigzins der Investitionsfinanzierung zu profitieren.

Der Aktienkurs von heute bewertet die Gewinne von morgen.

Wie ist das aktuelle ökonomische Umfeld?

Für Einlagensparer könnte es schlechter nicht sein, für Unternehmen sieht es dagegen recht rosig aus, wie die folgende Grafik zeigt:

Barkow Consulting Credit Index Januar 2021Quelle: Barkow Consulting Corporate Credit Index 11.01.2021

Es gibt in Bezug auf die Entwicklung der Zinsen bei Investitionsfinanzierungen wenig Interpretationsspielraum – alle Trends sind gleichbleibend.

Lagarde oder Georgiewa – Namen spielen in Bezug auf das aktuelle Zinsumfeld in Europa gerade keine Rolle. Die Europäische Zentralbank hat angedeutet, dass der Leitzins bis mindestens Mitte 2021 auf dem aktuellen Stand bleiben wird. In den USA wird mit einer Anhebung des momentan gültigen Leitzinses, von 0,00 Prozent, nicht vor 2023 gerechnet. Die Anzahl der Banken und Sparkassen, welche einen Negativzins auf Guthaben ausgeben, steigt dafür immer mehr. Im Dezember 2020 waren es ca. 330 Institute bei den Firmenkunden und ca. 260 Geldhäuser bei den Privatkunden (Quelle: biallo.de).

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Die folgenden Grafiken stellen die Renditeentwicklung zehnjähriger deutscher Staatsanleihen der Entwicklung des DAX gegenüber:

Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.

Quellen:

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Quellen:

Auch hier bietet sich wenig Interpretationsspielraum – die Zahlen sprechen auf den ersten Blick für sich. Tatsache ist aber auch, dass die Reaktionen der Aktienmärkte auf eine Veränderung der Leitzinsen in der Regel nur sehr kurzfristig ausfallen und nicht zwingend zu einer Trendumkehr führen, wie diese Grafik [1] belegt:

Entwicklung EZB Leitzins und DAX + EURO STOXX Entwicklung EZB Leitzins und DAX + EURO STOXX

Die langfristige Entwicklung von EZB-Leitzins und DAX 30 zeigen fast schon einen Gleichschritt.

Nachdem die deutsche Wirtschaft trotz des europäischen Umfeldes auf lange Jahre einer soliden Konjunktur zurückblicken kann, kam es zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal 2020, durch die Covid-19 Pandemie. Im dritten Quartal konnte hier zwar wieder ein Aufwärtstrend beobachtet werden, dieser wurde aber durch den 2ten harten Lockdown im Dezember gebremst. Die Prognosen für das erste Quartal 2021 sehen hier nicht besser aus. Für Anleger, die langfristig planen, führt kein Weg an Aktien vorbei. Natürlich kommt es auf die richtige Depotallokation an, um auch künftig schwarze Zahlen mit dem Depot zu schreiben.


Weiterführende Links

[1] Wie wirken sich Leitzinsänderungen auf die Aktienkurse aus?