Grundlagenwissen Rohstoffe

Noch zur Jahrtausendwende galten Rohstoffinvestments als exotische Ausnahme. Infolge wachsender allgemeiner ökonomischer Unsicherheit und Inflationsängste und der geldpolitisch motivierten Liquiditätsschwemme der großen Notenbanken etablierten sich Rohstoffe jedoch zu einem populären Instrument der Portfoliodiversifikation.

Neben der Diversifikation ist die Eigenschaft als Inflationsschutz die wesentliche Funktion von Rohstoffen in Portfolios. Eine pauschale Größenordnung für den Anteil von Rohstoffen am Gesamtportfolio kann es nicht geben. Die selten nicht von Interesse geleiteten Empfehlungen der Finanzbranche reichen von 3-30 Prozent.

Die Goldhausse und ihre Folgen

Anleger können in Edelmetalle, Agrarrohstoffe, fossile Brennstoffe und Buntmetalle investieren. Als Inflationsschutz und Versicherung gegen (extreme) Krisen gilt insbesondere Gold. Gold ist seit mehreren tausend Jahren ein werthaltiges Zahlungsmittel und hat Weltkriege, Revolutionen und ganze Zivilisationen überstanden. Das Edelmetall ist nur in begrenzter Menge auf der Erde vorrätig und kann anders als Papiergeld nicht beliebig vermehrt werden.

Auch anderen Rohstoffen werden diese Funktionen grundsätzlich zugestanden. Gold ist allerdings sehr viel leichter handelbar als Buntmetalle oder Agrarrohstoffe. Darüber hinaus ist der Goldpreis weniger stark von realwirtschaftlicher Nachfrage aus der Industrie abhängig. Gold ist zudem sehr viel einfacher zu lagern und zu transportieren als andere Metalle und Rohstoffe.

Gold eignet im Vergleich zu anderen Edelmetallen weniger zur Portfoliodiversifikation, weil die Korrelation zu anderen Assetklassen aufgrund der beschriebenen und zuletzt stärker wahrgenommenen Eigenschaften gewachsen ist.

Edelmetalle

Die vier Edelmetalle mit grundsätzlicher Relevanz für Kapitalanlagen sind Gold, Silber, Platin und Palladium. Osmium, Ruthenium und Iridium sind dagegen allenfalls für Nischeninvestments von Belang und sollen in der nachfolgenden Übersicht keine Berücksichtigung finden.

Wie können Privatanleger in Edelmetalle investieren?

Investitionen in Edelmetalle sind über Zertifikate, Exchange Traded Commodities (ETCs), derivative Finanzinstrumente und durch den physischen Erwerb möglich. Für viele Anleger spielt der theoretisch mögliche Zugriff auf physische Metalle bei der Entscheidung für ein Anlageinstrument eine große Rolle. Zertifikate und derivative Finanzinstrumente verbriefen keinen Auslieferungsanspruch, sondern lediglich einen durch die Bonität des jeweiligen Emittenten gedeckten Anspruch auf Partizipation an der Kursentwicklung.

Umgekehrt ist der direkte physische Erwerb mit Kosten und Risiken verbunden: Die Händleraufschläge fallen bei vergleichsweise kleinen Mengen groß aus und das Risiko von Verlust durch z. B. Diebstahl müssen Anleger entweder selbst tragen oder gegen eine zusätzliche Prämie versichern. Aus diese Grund spielen ETCs bei Investments in Edelmetalle eine tragende Rolle.

Xetra-Gold: Der bekannteste Gold-ETC

Ein ETC bildet vergleichbar mit einem ETF seine Basis eins zu eins nach. ETCs beziehen sich zumeist jedoch lediglich auf einen Basiswert, wie z. B. Gold und replizieren diesen durch physischen Erwerb. Vergleichbar mit ETFs steht das „Portfolio“ im Fall der Insolvenz des Anbieters den Anteilseignern zur Verfügung und fließt nicht in die Insolvenzmasse.

Der bekannteste Gold-ETC ist Xetra-Gold. Dabei handelt es sich um ein auf der elektronischen Handelsplattform Xetra gehandeltes Wertpapier, das 2007 von der Deutsche Börse Commodities emittiert worden ist. Der Nennwert eines Wertpapiers bezieht sich auf 1,00 Gramm Feingold. Inhaber der Wertpapiere besitzen einen Auslieferungsanspruch.

Die Deutsche Börse Commodities GmbH beschreibt die Konstruktion ihres Produkts wie folgt:

„Mit dem Erlös aus der Emission von Xetra-Gold erwirbt die Emittentin Gold in physischer Form sowie in begrenztem Umfang Buchgoldansprüche. Das Gold in physischer Form wird für die Emittentin von der Clearstream Banking AG, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Deutsche Börse AG, in ihren Tresoren in Frankfurt verwahrt. Die Buchgoldansprüche der Emittentin bestehen gegen die Umicore AG & Co. KG“.

Nach Darstellung der Emittentin ergeben sich durch die gewählte Konstruktion Vorteile bei Kosten und Liquidität: 

„Kein Ausgabeaufschlag, keine Transport- und Versicherungskosten, wie sie beim Erwerb von physischem Gold anfallen. Beim Erwerb sind lediglich die im Börsenhandel mit Wertpapieren üblichen Transaktionskosten zu entrichten. Die Spreads bei An- und Verkauf entsprechen den am Weltmarkt üblichen Konditionen und sind deutlich niedriger als bei herkömmlichen auf Gold basierenden Finanzprodukten. Zudem fallen in Bezug auf Xetra-Gold keine Management- oder Verwaltungsgebühren an. Der Anleger zahlt Depotgebühren in der mit seiner Depotbank vereinbarten Höhe“.

„Xetra-Gold wird wie ein Wertpapier auf der effizientesten europäischen Handelsplattform gehandelt, auf Xetra®. Das bedeutet: liquider, fortlaufender Handel im regulierten Markt mit hoher Transparenz, börsentäglich von 9.00 bis 17.30 Uhr“.

Durch die fortlaufende Notierung wird der Goldpreis annähernd 1:1 abgebildet. Die Deutsche Börse Commodities GmbH deckt die Kosten des ETCs durch die Spreads im Handel – laufende Kosten für die Verwahrung fallen nicht an. Ein Vorteil vor allem für deutsche Anleger ist der Umstand, dass sich die Wertpapiere auf jeweils 1,00 Gramm beziehen und damit kompatibel zum auf dem europäischen Kontinent üblichen metrischen System sind. Zudem erfolgt die Notierung in Euro.

Edelmetalle werden am Weltmarkt in Feinunzen und US-Dollar gehandelt

Am Weltmarkt wird Gold ebenso wie alle anderen Edelmetalle in Feinunzen notiert. Eine Feinunze entspricht 31,103 Gramm. Es handelt sich um eine alte britische Gewichtseinheit. Die Notierung erfolgt darüber hinaus in US-Dollar. Steht „der“ Goldpreis z. B. bei „1350“, handelt es sich um den Preis für eine Feinunze in USD. Bei einem EUR/USD-Wechselkurs von 1,40 ergibt sich daraus ein Preis von (gerundet) 31,00 EUR pro 1,00 Gramm.

Neben Xetra-Gold sind diverse weitere ETCs auf Gold erhältlich. Auch ETCs auf Silber, Platin und Palladium sind für Privatanleger zugänglich. Bei der Auswahl sollten neben den Kosten auch die Modalitäten der Verwahrung der Metalle berücksichtigt werden. Vorteilhaft ist eine Verwahrung innerhalb Deutschlands, weil eine grenzüberschreitende Lieferung im Fall extremer Krisen (die viele Gold-Anleger zumindest implizit für möglich halten) nicht immer gewährleistet sein kann.

Eigenschaften von Edelmetall-Investments

Edelmetall-Investments weisen einige Besonderheiten auf. Die Wichtigste: Anleger erhalten weder Zins noch Dividende und tragen deshalb stets Opportunitätskosten in Form der entgangenen Erträge. Der Goldkurs wird an den Finanzmärkten häufig als Versicherungsprämie gegen Krisen interpretiert und reagiert deshalb besonders auf Inflationsängste sowie Kriegs- und Krisenszenarien. Die industrielle Nachfrage spielt dagegen eine untergeordnete Rolle.

Der Goldhandel ist ausgesprochen liquide. Anleger sollten allerdings jederzeit mögliche Interventionen der Notenbanken nicht unterschätzen. Die Notenbanken lagern die größten Goldbestände und setzen diese als Währungsreserve und Krisenvorsorge ein. Es kann deshalb sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite zu größeren Markteingriffen kommen.

Der Handel mit Silber, Platin und Palladium ist deutlich weniger liquide und deshalb mit zusätzlichen Risiken verbunden. Die drei Edelmetalle spielen an den Finanzmärkten eine andere Rolle als Gold: Der Einfluss der Industrienachfrage ist meistens größer als die Eigenschaft als Krisenmetall. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass der Wert von Silber dafür zu gering und die Fungibilität von Platin und Palladium nicht ausreichend ist.

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Agrarrohstoffe, fossile Brennstoffe und Nichtedelmetalle

Agrarrohstoffe, fossile Brennstoffe und Buntmetalle sind für Privatanleger über Zertifikate, derivative Finanzinstrumente und ETCs zugänglich. Der direkt Handel an den Terminmärkten ist nicht empfehlenswert: Rohstoffe weisen einige sehr spezielle Besonderheiten und Risiken auf. Allen drei Rohstoffgruppen gemein ist ihre Eignung zur Portfoliodiversifikation und als Inflationsschutz.

Welche Agrarrohstoffe sind handelbar?

Fast alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse werden auch an den Finanzmärkten gehandelt. Dies ruft mitunter Kritik auf den Plan: Es wird befürchtet, dass die monetären Zuflüsse in den Markt für Agrarprodukte die Preise treiben und bestimmte Erzeugnisse dadurch für Konsumenten in ärmeren Regionen der Welt unbezahlbar machen. Anleger müssen für sich selbst entscheiden ob dies für die eigene Positionierung eine Rolle spielen soll.

Handelbar sind u..a.: 

  • Kakao (Englisch: Cocoa)
  • Kaffee (Coffee)
  • Mais (Corn)
  • Baumwolle (Cotton)
  • Getreide (Grains)
  • Weizen
  • Magere Schweine (Lean Hogs)
  • Lebendrind (Live Cattle)
  • Vieh (Livestock)
  • Sojamehl und Sojaöl (soybean meal/soybean oil)
  • Zucker

 Welche fossilen Brennstoffe sind handelbar?

Fossile Brennstoffe spielen in der Weltwirtschaft eine tragende Rolle, weil sie den wesentlichen Teil der weltweiten Energieversorgung abdecken. Die Preise an den Märkten für Öl, Gas und Co. hängen von physischem Angebot und Nachfrage ab, reagieren aber auch auf Inflationserwartungen und politische Ereignisse.

Handelbar sind unter anderem:

  • Brent Crude (Nordseeöl)
  • Heizöl
  • Erdgas
  • Petroleum/Paraffinöl
  • Bleifreies Benzin (Unleaded Gasoline)
  • WTI Crude Oil (US-Öl)

Welche Nichtedelmetalle sind handelbar?

Im Zusammenhang mit Rohstoffinvestments werden häufig Buntmetalle in Abgrenzung zu Edelmetallen erwähnt. Buntmetalle sind eine Untergruppe der Nichteisenmetalle und verdanken ihre Bezeichnung der häufig, aber nicht zwingend auffälligen Farbe. Buntmetalle im engeren Sinn sind z. B. Cadmium, Cobalt, Kupfer, Nickel, Blei, Zinn und Zink. Zu den Nichteisenmetallen zählen ferner Aluminium, Bronze und Messing. Investments in einzelne dieser Metalle sind unter Privatanlegern kaum verbreitet; stattdessen wird üblicherweise in einen Korb investiert. 

Dow Jones UBS Commodity Indizes

Zu den bekanntesten Rohstoffindizes, der auch über Zertifikate und (zumeist Swap-basierte) ETCs abgebildet werden kann zählt der Dow Jones UBS Commodity Index. Dieser bildet einen breiten Rohstoffkorb aus fossilen Brennstoffe, Industrie- und Edelmetallen sowie Agrarerzeugnissen und Vieh ab. Der Index wird in verschiedenen Währungen berechnet. Über Subindizes können einzelne Teilbereich des Rohstoffmarktes oder einzelne Rohstoffe abgebildet werden. 

Contango und Backwardardation: Die Besonderheiten des Rohstoffmarktes

Basiert ein Anlageinstrument auf Rohstofffutures sind einige Besonderheiten des Rohstoffmarktes relevant, die auch bei Zertifikaten in dem Segment eine Rolle spielen. Gewöhnlich liegt der Terminpreis über dem Spot-Preis, so dass Rollvorgänge Kosten verursachen: Wird ein fälliger Terminkontrakt in einen späteren Kontrakt umgeschichtet („gerollt“), liegt der Preis des neuen Kontraktes über dem des vorherigen. Eine solche Situation stellt einen normalen Markt dar und wird im Jargon als „Contango“ bezeichnet. Das Gegenstück dazu ist „Backwardation“: Dann liegen die Terminpreis unter denen des Spotmarktes, was zu negativen Rollkosten führen kann. Backwardation tritt v.a. Im Zusammenhang mit einer sehr kurzfristige Nachfrage nach einem Rohstoff auf.

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Zugang zum Rohstoffmarkt für Privatanleger

Edelmetalle können auch von Privatanlegern physisch erworben werden. Der Zugang zu anderen Rohstoffgruppen führt fast immer über Zertifikate, ETCs, CFDs oder Futures. Vor allem Termingeschäfte sind mit spezifischen Hürden und Risiken verbunden.

Rohstoffzertifikate

Das bekannteste Anlageinstrument für Investments in Rohstoffe sind Zertifikate. Mit Plain Vanilla-Zertifikaten lässt sich die Kursentwicklung eines bestimmten Rohstoffs eins zu eins abbilden. Die meisten Zertifikate werden aus Terminkontrakten abgeleitet. Läuft ein Terminkontrakt aus wird das Zertifikat in den nächstfälligen Kontrakt umgeschichtet (im Jargon: Gerollt). Dabei können Rollkosten entstehen, wenn die Terminmarktkurve ansteigt (Contango). Die Rollkosten können negativ sein, wenn die Terminmarktkurve fällt.

Zertifikate können alternativ zu einem einzelnen Rohstoff auch einen Korb von Rohstoffen oder einen Rohstoffindex abbilden. Einer der bekanntesten Rohstoffindizes ist der der S&P GSCI, der bis 2007 als „Goldman Sachs Commodity Index“ bekannt war und seitdem von S&P berechnet wird. Der Index enthält zwei Dutzend Werte, die mit ihrem aktuellen nominalen Produktionsvolumen gewichtet werden. Der Index wird als Spot Return, Excess Return und Total Return Index berechnet.

Auch die Deutsche Börse berechnet mit dem CX Commodity Index einen Rohstoffindex. Dieser basiert auf Terminkontrakten. Zusätzlich werden Subindizes für Energie, Edelmetalle, Agrarprodukte, Viehwirtschaft und Industriemetalle berechnet.

Exchange Traded Commodity (ETC)

Exchange Traded Commodities (ETCs) bilden wie ein Plain Vanilla-Zertifikat eines oder mehrerer Rohstoffpreise ab. Im Unterschied zu Zertifikaten erfolgt der Handel über eine Notierung im ETF- und ETP-Segment der Deutschen Börse und nach denselben Handelsregeln wie sie auch für ETFs gelten. Im Gegensatz zu ETFs sind ETCs aber nicht UCITS-konform.

ETCs können fortlaufend gehandelt werden und sind analog zu ETFs recht kostengünstig, weil keine Ausgabeaufschläge anfallen und die jährlichen Verwaltungsgebühren im Bereich von 0,30 bis 1,00 Prozent des Fondsvermögens moderat sind. Der bekannteste ETC in Deutschland ist Xetra-Gold. Anleger tragen grundsätzlich das Emittentenisiko, da es sich bei ETCs rechtlich betrachtet um Schuldverschreibungen handelt. Viele Emittenten besichern ihre Produkte allerdings physisch.

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