Investment in Tourismus-Aktien 3. Teil

Ganz individuell oder doch lieber All Inclusive? Die Antwort: Wie jeder es gerne mag. Je nach Wunsch lässt sich der persönliche Single-Trip oder der Club-Urlaub buchen. Auch die Buchungswege sind dabei sehr unterschiedlich. Soll es das Reisebüro sein? Oder doch lieber jeden Schritt über die verschiedenen Online-Plattformen? Eigentlich kann jeder mittlerweile machen, was er oder sie will. Übrigens: Durchschnittlich geben die meisten deutschen Urlauber wöchentlich (während der Reise) zwischen 500 und 1.000 Euro pro Person aus (28 Prozent). Lediglich 7,5 Prozent rechnen mit bis zu 2.000 Euro pro Woche. Das ergab eine Umfrage des Reise-Trend Reports von Revolut im Frühjahr 2023.

Wir sehen uns diesmal an, wo Anleger ihr Geld anlegen können, wenn unterschiedliche Reise-Optionen im Fokus liegen. Darüber hinaus zeigen wir eine Möglichkeit, mit der sich bereits für wenig Geld in viele Tourismus-Titel investieren lässt.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Ab auf die Anleger-Couch: Airbnb
  • Der größte Tourismus-Konzern der Welt: TUI AG
  • Breit in Tourismus-ETFs investieren

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In dieser Folge unserer Reihe zu Tourismus-Anlagen betrachten wir zwei sehr gegensätzliche Anbieter, nämlich den Pionier der privaten Wohnungsvermietung Airbnb vs. den Platzhirsch der Tourismusbranche TUI.

Airbnb Aktie (WKN A2QG35)

Vor einigen Jahren stand das Unternehmen praktisch als Synonym für die Buchung privater Unterkünfte: Airbnb. Angesiedelt irgendwo zwischen Couchsurfing und Ferienhaus-Vermittler, trafen die Kalifornier damals einen Nerv. Die Suche nach günstigen Unterkünften wurde digital und die Plattform entstand zum richtigen Zeitpunkt – nämlich 2008. Seither wandelte sich das Bild natürlich wieder etwas. Wissenswert: Airbnb stand ursprünglich für Airbedandbreakfast, was die Macher (Brian Chesky, Joe Gebbia und Nathan Blecharczyk) allerdings 2009 in die heute bekannte Variante verkürzten. Das Prinzip der Online-Plattform ist eigentlich schlicht: Der Gast sucht eine Unterkunft, der Anbieter (Gastgeber) stellt seine eigenen vier Wände (bzw. eine entsprechende Mietwohnung) zur Verfügung und Airbnb wickelt die Buchung kostenpflichtig (für den Vermieter) ab. Ansonsten gibt es alles, was inzwischen üblich ist: Eine Vorstellung der Wohnung, des Besitzers, der Lage und ein Bewertungssystem. Standards, die sich z. T. auch mit Airbnb etablierten.

Obwohl sich der Markt für entsprechende Angebote mittlerweile nicht mehr so stark auf Airbnb fokussiert (Stichwort: Booking.com oder HomeAway), läuft das (Milliarden-)Geschäft hier rund. Zahlreiche Übernahmen in den vergangenen zehn Jahren und Einstiege von Großinvestoren sorgten für profitable Aussichten. Zu den Aktionären gehören heute u. a. die Vanguard Group (3,71 Prozent), BlackRock Inc (2,75 Prozent) und State Street (1,27 Prozent). Ein Blick auf das 1. Quartal 2023 weist einen Umsatz von 1,82 Milliarden US-Dollar aus – ca. 20 Prozent über dem Vorjahreswert [1]. Die Nettoeinnahmen lagen bei 117 Millionen US-Dollar, die gebuchten Übernachtungen stiegen auf einen Rekord von 120 Millionen. Das bereinigte EBITDA betrug 262 Millionen US-Dollar. Klingt alles super. Wir hätten da aber ein paar Haken: Analysten hatten noch etwas mehr erwartet, was sich kurzfristig auf den Kurs niederschlug. Darüber hinaus hat Airbnb zwar viele Nutzer, aber nicht unbedingt überall einen besonders guten Ruf. Das fängt beim mangelnden Datenschutz an (inklusive der üblichen umfangreichen Datensammelei), geht über diverse Betrugsfälle und endet bei der allgegenwärtigen Kritik am Vermietungsmodell, welches insbesondere in Großstädten den Wohnungsmarkt unter Druck setzt.

Nichtsdestotrotz: Das Konzept funktioniert 2023 weiterhin und Airbnb spielt hier eine große Rolle – speziell, wenn alternative Angebote von Hotels ihre Preise nach oben schrauben. Wir tendieren dazu, von einer (risikobehafteten) positiven Entwicklung für Anleger auszugehen, selbst wenn die ganz großen Höhenflüge nicht zu erwarten sind.

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Quellen:

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TUI Aktie (WKN TUAG50)

Wer kennt es hierzulande nicht: Das lächelnde rote Logo prangt an zahlreichen Reisebüros und an praktisch allem, was mit Reisen zu tun hat. Die Rede ist von der TUI AG, ehemals die Touristik Union International – das größte Touristikunternehmen der Welt. Die Zahlen sprechen für sich: 2022 hatte die TUI AG 61.091 Mitarbeiter, betreibt fünf Fluggesellschaften in Europa (u. a. TUI fly) mit insgesamt 140 Flugzeugen, die jährlich 7,9 Millionen Passgiere befördern und verfügt über mehr als 400 Hotels. Es gäbe noch weitere imposante Daten, die jedoch alle das gleiche aussagen: Bei TUI handelt es sich um DEN Touristikkonzern aus Deutschland. Gegründet 1997 (ging aus der Preussag AG hervor) hat das Unternehmen seine Hauptsitze in Berlin und Hannover. 2022 lag der Umsatz bei 16,545 Milliarden Euro, der bereinigte Gewinn bei 409 Millionen Euro [2]. Auf der anderen Seite steht eine Nettoverschuldung von ca. 3,4 Milliarden Euro (Stand: 30. September 2022), die sich indes deutlich verbessert gegenüber dem Corona-Vorjahr zeigte. An der Liquidität musste zuletzt niemand mehr zweifeln. Während der Corona-Phase war das noch anders und der Konzern brauchte massive Finanzspritzen.

Wer investiert heute in die TUI AG? Neben dem größten Posten (Freefloat; 59,60 Prozent) hält ein Unternehmen namens Ondero Limited rund 29,9 Prozent der Aktien, hinter welcher sich Marina Mordaschowa als kontrollierende Gesellschafterin verbirgt [3]. Jene ist die Ehefrau des russischen Großaktionärs Alexej Mordaschow. Wer jetzt an die derzeitigen Sanktionen denkt, hat recht. Die Verschiebung der Papiere war ein politisch motivierter Schachzug. Ach ja: Auch über die Severgroup Limited Liability Company hält Mordaschow noch TUI-Aktien. Unterm Strich ist das – vor der Hintergrund der Weltlage – kein besonders erfreulicher Zustand. Weitere große Anteilseigner sind z. B. BlackRock und RIU Hotels (2,80 bzw. 3,60 Prozent)

Kaufen oder nicht? Die Tendenz sieht mittelprächtig aus. Die TUI Aktie dürfte das tiefste Tal durchschritten haben. Aber von den Kurszielen vor einigen Jahren ist das Papier weit entfernt. Wer will, kann immerhin für wenig Geld einsteigen. Das Risiko ist übersichtlich.

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Quellen:

Wie wäre es mit einem Tourismus-ETF?

Warum in einzelne Aktien investieren, wenn es auch einfacher geht, sich möglichst breit im Reisebereich aufzustellen. Die Idee: Ein Reise-ETF. Zugegeben: Wir sind nicht diejenigen, die als erste diesen Gesanken verfolgen. Bekannt sein dürfte z. B. der iShares STOXX Europe 600 Travel & Leisure UCITS ETF (WKN A0H08S). Die Fondsgröße beträgt rund 178 Millionen Euro und die Gesamtkosten pro Jahr belaufen sich auf 0,46 Prozent (TER). Die Verteilung liegt bei ca. 75 Prozent Travel & Leasure, 17,5 Prozent Transportion, 6,9 Prozent Business Services und der Rest geht in Sonstiges. Addieren wir die Top 10 Positionen, nehmen jene insgesamt 91 Prozent ein. Ein wenig fade ist nur der Beigeschmack, dass der Hauptanteil zu einem börsennotierten Glücksspielkonzern gehört. Alternativ wäre der The Travel UCITS ETF (WKN A3CPGE) eine Option. Hier sind die laufenden Kosten aber etwas höher.

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Fortsetzung

Im 1. Teil haben wir einen Blick auf die bekannten Hotelketten geworfen und im 2. Teil waren wir bei den großen Reise-Plattformen unterwegs.

Weiterführende Links und Quellen:

[1] Airbnb Quartalsergebnis 2023

[2] TUI Annual Report

[3] TUI will Staatshilfe ablösen – mit massiven Folgen für den russischen Großaktionär