Mehr als Rheinmetall: Investments in Rüstungskonzerne

Die Diskussion um den Schützenpanzer Puma hat der Rheinmetall-Aktie aktuell einen deutlichen Kurssturz verpasst. Bei anderen Rüstungsfirmen zeigt der Kurstrend dagegen weiter nach oben. Ein Kurzcheck.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Wenn ein Milliarden-Rüstungs-Projekt zu scheitern droht: Der Kurssturz von Rheinmetall
  • Wo lässt sich noch investieren? Die größten Rüstungskonzerne der Welt
  • Fazit: Ethischer Gewinn vs. Kursgewinne

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Vom Pannenpanzer aus der Bahn geworfen

Anleger, die in Aktien von Rheinmetall investiert haben, dürften seit einigen Tagen etwas sorgenvoll auf den Kurs schauen. Grund: Der „Puma“, ein von der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) entwickeltes und produziertes Gefechtsfahrzeug, kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Der vielfach als „Pannenpanzer“ titulierte Schützenpanzer war im Rahmen einer Schießübung der Bundeswehr für die Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF komplett ausgefallen. Die sorgte anschließend für genug politischen Sprengstoff, sodass die Nachbeschaffungen des Gefechtsfahrzeugs vorerst auf Eis liegt und der jahrzehnte alte „Marder“ wohl den Weg zum Nato-Einsatz antritt. Praktisch täglich folgten Krisengespräche und Kritik aus der Politik. Selbst eine Ausmusterung des Fahrzeugs steht zur Debatte – trotz drohendem Milliardenverlusts.

Kaum verwunderlich ist insofern, dass es mit der Aktie des Unternehmens seither deutlich bergab geht (auch wenn Rheinmetall über eine südafrikanische Tochter zwischenzeitlich einen Großauftrag im dreistelligen Millionen-Bereich für Artilleriemunition erhalten hat). Der Blick auf den Kurs zeigt für Rheinmetall zuletzt einen Wert von knapp über 175 Euro (175,60 Euro; Stand: 20. Dezember 2022) – ein Minus von ca. 10,9 Prozent innerhalb einer Woche bzw. rund 5,7 Prozent im letzten Monat.

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Quellen:

Die größten Rüstungskonzerne der Welt

Rheinmetall ist indes nicht das einzige Rüstungsunternehmen, in welches investiert werden kann. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine hat die Rüstungsindustrie im Verlauf des aktuellen Jahres deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen. Zu den wichtigsten Anbietern gehören aber nicht nur Hersteller von Panzern, sondern auch Produzenten von Militärflugzeugen, Aufklärungssystemen, Waffen und Cyber-Abwehr. Nachfolgend eine Auswahl an relevanten Unternehmen.

Platz Name Land Aktienkurs in € WKN
1 Lockheed Martin Corp. USA 455,10 894648
2 Raytheon Technologies USA 92,60 A2PZ0R
3 Boeing USA 175,08 850471
4 Northrop Grumman Corp. USA 499,90 851915
5 General Dynamics Corp. USA 230,25 851143
6 BAE Systems Großbritannien 9,70 866131
7 NORINCO Group China
8 AVIC China
9 CETC China
10 L3Harris Technologies USA 191,28 A2PM3H
11 Airbus Europa 110,28 938914
12 CASIC China
13 Leonardo Italien 7,71 A0ETQX
14 Thales Frankreich 118,60 850842
15 Huntington Ingalls Industries USA 214,80 A1JE8X
Quelle: Handelsblatt, eigene Recherche

Eine Auswahl: Lockheed Martin (Nr. 1)

Fällt der Name des US-Unternehmens Lockheed Martin, denken hierzulande viele in jüngster Zeit an den F-35-Kampfjet, der künftig für die Bundeswehr beschafft werden soll. Der Bundestag gab Mitte Dezember 2022 grünes Licht für ein entsprechendes Rüstungsprojekt in Milliardenhöhe. Insgesamt 35 F 35-Maschinen sollen gekauft werden. Obwohl auch dieser Kampfjet nicht unumstritten ist, stimmen die Zahlen bei Lockheed Martin vergleichsweise positiv. Laut den Quartalszahlen aus dem Oktober lag der Umsatz bei 16,58 Milliarden US-Dollar (Q3/2021: 16,03 Milliarden US-Dollar) und der Gewinn je Aktie bei 6,87 US-Dollar. Wird der Kurs über das gesamte Jahr hinweg betrachtet, so kletterte Lockheed Martin um mehr als 53 Prozent nach oben auf zuletzt 453,50 Euro.

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Quellen:

Nicht nur zivil eine Größe: Boing (Nr. 3) und Airbus (Nr. 11)

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Geht es um die Luftfahrt, spielen natürlich auch Boing und Airbus eine große Rolle. Boing aus den USA steht weltweit auf dem dritten Rang, was Rüstungskonzerne angeht. Zum Vergleich: Airbus reiht sich auf dem 11. Rang ein (die komplette Liste gibt es beim Handelsblatt [1]). Zurück zu Boing, die in der Regel eher mit der zivilen Luftfahrt in Verbindung gebracht werden, aber auch diverses an militärischem Gerät produzieren (darunter Kampfhubschrauber sowie Luftabwehr- und Anti-Schiff-Raketen). Eines der bekanntesten Projekte, der Neubau der US-Präsidentenmaschine Air Force One sowie Probleme mit einem Tankflugzeug für US-Truppen und weiteren Rüstungsprojekten ruinierten zumindest den dritte Quartal 2022 und bescherten Boing einen Quartalsverlust von 3,3 Milliarden US-Dollar. Da half auch ein jüngst erhaltener Auftrag von Alaska Airlines nur bedingt. Anderseits scheint das Jahr für den US-Konzern doch noch einigermaßen positiv zu Ende zu gehen, da u. a. United Airlines 100 Dreamliner bestellte und sich weitere Kaufoptionen sicherte. Der Aktienkurs: In den letzten vier Wochen gab es viele Auf- und Abwärtsbewegungen, aber unter dem Strich ein leichtes Plus von ca. 2,9 Prozent. Über das Jahr hinweg liegt Boing mit +5,3 Prozent (Stand: 20. Dezember 2022) solide in der Luft. Apropos: Da ist noch Luft nach oben.

Der Konkurrent Airbus vermeldete erst kürzlich, dass die Entwicklung des Luftkampfsystems FCAS vorangeht und hier Milliarden aus Deutschland, Frankreich und Spanien winken. Den Anlegern dürfte das gefallen, ziehen die Kurse doch einigermaßen stabil nach oben. Einziger Einwand: Airbus ist als Anlage eher von einer gewissen Wankelmütigkeit geprägt. Derzeit liegt der Aktienkurs bei ca. 110,80 Euro – in Jahrestrend ein Plus von 8,2 Prozent. Nichts für Investoren mit schwachen Nerven.

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Die Nr. 2: Raytheon Technologies

Zwischen Lockheed Martin Corp. und Boing siedelt sich, was die Größe an geht, Raytheon Technologies an. Der US-Konzern verkauft so ziemlich alles, was Militärs brauchen. Für Aktionäre eher positiv: Abseits der Quartalszahlen und Dividenden findet derzeit wenig über das Unternehmen in den Medien – eine Ausnahme stellt insofern der Verkauf des Spezialisten für Navigations- und Brückensysteme Anschütz dar, der an die Kieler DMB Dr. Dieter Murmann Beteiligungsgesellschaft mbH geht. Kurstechnisch ist Raytheon Technologies ein langfristiges Investment: In den vergangenen zwölf Monaten verzeichnete der Konzern ein Plus von 28,7 Prozent, in den letzten fünf Jahren sogar +47,8 Prozent.

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Die Nr. 4: Northrop Grumman Corp.

Ebenfalls unter den Top 5 findet sich die Northrop Grumman Corp. – mit einem Jahresumsatz von über 35,6 Milliarden US-Dollar (2021) liegt der US-Rüstungshersteller in der Spitzengruppe dieser Unternehmen. Auch hier ein Blick auf die Aktie: Mit momentan 499,90 Euro (Stand: 20. Dezember 2022) hat jene innerhalb von zwölf Monaten ein Plus von 51,2 Prozent erzielt.

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Die Nr. 5: General Dynamics Corp.

Hinsichtlich des langfristigen Kurses sieht der US-Rüstungskonzern General Dynamics eigentlich ganz in Ordnung aus. Derzeit liegt der Preis der Aktie bei 230,25 Euro, was etwa 29,4 Prozent über dem Wert vor einem Jahr liegt. Noch länger rückwirkend betrachtet, ist der Trend auch hier des Anlegers Freund. Haken: Im letzten Monat ging es deutlich abwärts – fast 4,8 Prozent wurden verloren. Ein kleiner Dämpfer aufgrund verschiedener Erwartungshaltungen und Prognosen? Wahrscheinlich.

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Quellen:

Was macht eigentlich H&K?

Zum Abschluss noch einmal nach Europa bzw. nach Oberndorf am Neckar: Kann ein Anleger eigentlich bei Heckler & Koch Aktien kaufen? Prinzipiell seit 2015 schon. Aktuell steht der Kurs bei 113,00 Euro. Tendenz: Aufwärts. Der Hersteller von Handfeuerwaffen profitiert sichtlich von globalen Krisen und der veränderten Haltung der Sicherheitspolitik. Die Umsätze in den ersten drei Quartalen 2022 lagen bei 226 Millionen Euro.

Fazit

In Rüstungskonzerne zu investieren hat seinen Reiz – allerdings auch viele Tücken. Von ethisch-moralischen Aspekten abgesehen (die ein besonderes Gewicht haben) sind auch regulatorische Gründe zu nennen, die Anleger abschrecken können. Kritisch ist auch, dass die Unternehmen vielfach nicht nur rein im Militärbereich angesiedelt sind, sondern auch für zivile Auftraggeber produzieren – das macht die Sache nicht einfacher. Auf einem anderen Blatt steht, dass die Rüstungskonzerne gerade jetzt einen gewissen Aufschwung erleben und dieser eine Weile andauern dürfte.


Weiterführende Links

[1] Handelsblatt – Das sind die größten Rüstungskonzerne der Welt 2022