Energie-Engpässe – Auswirkungen auf Wirtschaft, Vermögen und die Börse
Ob Strom, Öl oder Gas – die Energiepreise stiegen im Jahr 2021 ungewöhnlich stark an und erreichten ständig neue Rekordhöhen. Die Gründe dafür waren vielfältig, jedoch sorgten vor allem die hohen Gaspreise, die Folgen der Pandemie und die globale Energiekrise für steigende Preise. Seit dem haben sich die Energiepreise wieder normalisiert, befinden sich allerdings immer noch auf einem höheren Niveau. Die Auswirkungen davon sind auf vielfältige Art zu spüren: So treiben die Energiepreise die Inflation und Sorgen bei Privatanlegern für Kaufkraftverluste. Auch Unternehmen werden durch die Energie-Engpässe belastet und fürchten ein schwächeres Wirtschaftswachstum. Und an der Börse fürchten Anleger, die Zentralbanken könnten die Zinsen weiter anheben. Ein Überblick über die aktuelle Lage, die möglichen Auswirkungen der Engpässe sowie Chancen für Privatanleger.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Update: Aktuelle Lage
- Die Preise für Strom, Öl und Gas sind seit 2021 deutlich angestiegen
- Auch zum Jahresende 2023 haben sich die Preise nicht nennenswert gesenkt
- Der zuletzt gesunkene Erdgaspreis steigt aktuell wieder an
- Ein bedeutender Teil der Inflation in der Eurozone ist auf die Energiepreise zurückzuführen
- Unternehmer sehen in den Energie-Engpässe eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum
- Auch an den Börsen sorgen die Energie-Engpässe für einen deutlichen Dämpfer
- Wertpapiere können Anleger vor einem Kaufkraftverlust schützen, Anleger können von den aktuell eher niedrigen Kursen langfristig profitieren
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Inhaltsverzeichnis
Aktuelle Lage
- Dezember 2023
- 04.12.2023: Deutschland plant den Ausbau der Windenerige auf dem Meer weiter, dafür werden Investitionen in Milliardenhöhe und bis zu 200 Hektar Fläche benötigt, was etwa 270 Fußballfeldern entspricht. Nach dem Willen der Bundesregierung soll die Kapazität bis 2030 auf eine Kapazität von 30 Gigawatt ansteigen und bis 2045 auf 70 GW erhöht werden. Das entspricht einem Zubau von 62 GW innerhalb der kommenden 12 Jahre. Auch über die Deutschen Grenzen hinaus soll die Windenergie-Infrastruktur ausgebaut werden. Eine Investment-Chance?
- 02.12.2023: Aktuell liegt der Füllstand der Deutschen Gasspeicher in Deutschland bei exakt 95,17 Prozent. Das entspricht einer Füllmenge von 242,5231 TWh (Terawattstunden). Laut Messungen fällt der tägliche Gasvorrat aktuell um -0,55 Prozent.
- November 2023
- 28.11.2023: Der Aktionsplan der EU sieht vor, die Stromnetz-Infrastruktur für eine stärkere Integration erneuerbarer Energien aufzubauen, unter anderem um die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen. Für den Ausbau werden in den nächsten zehn Jahren über 580 Milliarden Euro investiert werden müssen, auch dem Energiebinnenmarkt der EU sollen diese Investitionen zu Gute kommen.
- 08.11.2023: Anders als im letzten Jahr ist Deutschland gut auf die kalte Jahreszeit vorbereitet, trotzdem könnte es im Worst-Case-Szenario zu Engpässen kommen. Das Wirtschaftsministerium hat dazu Modellrechnungen veröffentlicht, die verschiedene Szenarien berechnen. Ein Engpass ist laut dieser Berechnungen eher unwahrscheinlich, nur zwei der sechs Szenarieren geht von einem Engpass aus. Dafür müssten die Deutschen viel heizen und es gleichzeitig zu Lieferengpässen kommen. Das ist aber aktuell ein unwahrscheinliches Szenario.
- 02.11.2023: Die Bundesnetzagentur ruft wieder zum Gas-Sparen auf und dass, obwohl die Gasversorgung im Fall eines normal kalten Winters nicht gefährdet ist. Die Gefahr einer angespannten Gasversorgung wird aktuell als gerig eingeschätzt, die Füllstände der Gasspeicher liegen bei 99,65 Prozent. Trotzdem ruft die Bundesnetzagentur zu Sparsamkeit auf, jedoch vor allem auch, um die Kostenbelastung der Bürger durch hohe Gaspreise zu reduzieren.
- Oktober 2023
- 15.10.2023: Die Mehwertsteuer auf Gas und Fernwärme soll schon im Januar 2024 wieder steigen – damit kommen auch höhere Abgaben auf die Verbraucher zu. So wird die Mehrwertsteuer zurück auf 19 Prozent angehoben, was eine höhere Steuerbelastung in Milliardenhöhe für die deutschen Bürger bedeutet. Die FDP sprach sich für die Erhöhung aus, die Opposition kritisiert diese Entwicklung.
- 13.10.2023: Eine Gas-Pipeline zwischen Finnland und Estland wurde zerstört – die finnische Regierung geht von einem Anschlag aus. Die Reperatur soll etwa fünf Monate dauern.
- September 2023
- 17.09.2023: Finanzminister Lindner will die Mehrwertsteuer auf Gas wieder auf den ursprünglichen Stand setzen. SPD und Grüne zögern, die Ampel ist sich uneinig. Die Rückkehr zum höheren Steuersatz könnten Mehreinnahmen für die öffentlichen Kassen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro bedeuten. Die Opposition fürchtet eine höhere Belastung für die Bürger.
- 02.09.2023: Die EU möchte seit Kriegsbeginn unabhängig werden von russischem Gas. Eigentlich. Denn trotz der Sanktionen bricht die Europäische Union den Rekord beim Import von russischen Flüssiggas, auch LNG genannt. Der Import ist seit Beginn um 40 Prozent gestiegen. Vor allem Spanien, Belgien und Frankreich kaufen das Gas von Russland.
- August 2023
- 13.08.2023: Die Gasspeicher in Deutschland sind gut gefüllt für den Winter – die Experten mahnen allerdings weiter zu einem sparsamen Verbrauch. Laut der Bundesnetzagentur ist die Marke von 90 Prozent bereits geknackt, im Vergleich zum Vorjahr wurde dieser Wert erst Mitte September erreicht. Trotzdem sollen Verbraucher angesichts der sinkenden Gaspreise nicht unnötig viel Gas verbrauchen und weiter sparsam sein, um die Gasvorräte nicht zu gefähren.
- 05.08.2023: Viel Geld für Russland – etwa sieben Milliarden Euro flossen seit Kriegsbeginn von Österreich nach Russland. Grund dafür sind langfristige Verträge, die noch viele Jahre gelten. Die Verträge mit Gazprom müssen noch bis mindestens 2040 erfüllt werden, wenn Gazprom liefert, muss Österreich zahlen.
- Juli 2023
- 31.07.2023: Großbritannien will unabhängiger von Staaten wie Russland werden: Deshalb will das Land mehr in der Nordsee fördern, dafür sind Hunderte Lizenzen für Öl- und Gasbohrungen vergeben wurden. Das Vorhaben wird von Klima- und Umweltschützern kritisiert, so wird der norwegischen Regierung vorgeworfen, umweltfreundliche Politik schleichend über den Haufen zu werfen.
- 14.07.2023: Sie kosten Milliarden – doch bislang fließt kaum Erdgas über die LNG-Terminals, sie leisten kaum einen Beitrag zu den deutschen Gasimporten. Nur etwa 6 Prozent kommen über die LNG-Infrastruktur, die als Antwort auf Russlands Krieg in der Ukraine Abhängigkeiten verringern soll. Dafür sollen bis zu 9,8 Milliarden Euro von der Bundesregierung bereitgestellt.
- Juni 2023
- 28.06.2023: Europa will weg von fossiler Energie – trotzdem baut der wichtigste Öl- und Gaslieferant Norwegen seine Kapazitäten weiter aus. So wurden 19 Öl- und Gas-Projekte auf dem Festland bewilligt und mehr als 17 Milliarden Euro (etwa 200 Milliarden Norwegische Kronen) investiert.
- 11.06.2023: Laut Experten des Bundesverbands Erneuerbarer Energie könnte die Energiesicherheit in Deutschland vollständig ohne fossile Energien auf die Beine gestellt werden. Bereits in sieben Jahren will Deutschland mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen, bereits jetzt werden knapp 60 Prozent so gewonnen.
- Mai 2023
- 31.05.2023: Wie die internationale Energieagentur (IEA) berichtete, sind die Ausgaben für saubere Energietechnologien im Jahr 2023 deutlich höher ausgefallen als die Investitionen in die Förderung fossiler Brennstoffe. So fließen mehr als 90 Prozent der Investitionen in saubere Technologien. Am meisten Kapital wird aktuell in Photovoltaik-Anlagen investiert. Auch Wärmepumpen werden verstärkt nachgefragt: Der weltweite Umsatz von Wärmepumpen verzeichnet aktuell ein jährliches zweistelliges Wachstum.
- 02.05.2023: Im April 2023 ist die Inflation wieder gestiegen. Neben Lebensmitteln wird vor allem auch Energie teurer, die Verbraucherpreise haben im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zugelegt.
- April 2023
- 01.04.2023: Laut dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, könne auch ohne Russisches Gas für den kommenden Winter 2023/2024 mit vollen Erdgasspeichern gerechnet werden. Ab April wird für gewöhnlich mehr Gas eingespeichert als entnommen, dadurch können die Deutschen Vorräte wieder aufgefüllt werden. Akutell beträgt der Gesamtfüllstand knapp zwei Drittel.
- März 2023
- 29.03.2023: Die Coronapandemie und die Energiekrise haben dem Staat viel gekostet, die Staatsschulden erreichen im März 2023 ein Rekordniveau. So stiegen die Staatsschulden Ende März auf 2,4 Billionen Euro, auch die Schulden der Gemeinden sind stark gestiegen. Einen Rückgang der Schulden konnte dagegen bei den Ländern festgestellt werden: Die Länder waren bis zum Jahresende 2022 um fünf Prozent geringer verschuldet.
- 01.03.2023: Ab März 2023 gilt die neue Gasbremse der Bundesregierung. Mithilfe eines Abwehrschirms von bis zu 200 Milliarden Euro soll der Gaspreis auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden. Allerdings gilt dieser Deckel nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Außerdem soll der Gaspreisdeckel rückwirkend auch für Januar und Februar 2023 gelten. Ziel der Gaspreisbremse ist, die Preise für Energie möglichst niedrig zu halten.
- Februar 2023
- 08.02.2023: Das Winterwetter in Deutschland sorgt dafür, dass die Füllstände der Gasspeicher stärker sinken als erwartet. Am 08. Februar lag der Gesamtfüllstand in Deutschland bei 75,4 Prozent. EU-weit lag der Füllstand bei 68,8 Prozent, etwa 0,7 Prozentpunkte weniger als am Vortag, dem 07.02.2023. Aktuell liegt der deutsche Gasverbrauch 12 Prozent unter dem Referenzwert der Jahre 2018 bis 2021, was von der Bundesnetzagentur als kritischer Wert eingestuft wird.
- 01.02.2023: Das neue Wind-an-Land-Gesetz tritt am 01. Februar in Kraft. Ziel ist es unter anderem, bis 2030 die Strommenge aus erneuerbaren Energien zu verdoppeln. Mit dem neuen Gesetz gibt die Ampel-Koalition gesetzlich verpflichtende Flächenziele für Windkraft an Land vor. Auch werden Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt. Bis 2032 sollen zwei Prozent der Bundesfläche für Windräder verfügbar sein.
- Januar 2023
- 19.01.2023: Seit dem 9. Januar sinken die Füllstande der deutschen Gasspeicher wieder, aktuell auf 89,3 Prozent. Grund: Niedrige Temperaturen. Zuletzt fielen die Speicherstände zwei Tage in Folge um jeweils mehr als einen halben Prozentpunkt. Das Ziel von mindestens 40 Prozent zu Beginn des Februars dürfte indes nicht gefährdet sein.
- 18.01.2023: Die internationale Energieagentur IEA rechnet mit einem Ölüberschuss in den ersten drei Monaten des Jahres. Jener wurde mit ca. eine Million Barrel (rund 159 Liter) pro Tag angesetzt. Für das 1. Quartal 2023 geht die Agentur insgesamt von einer weltweiten Nachfrage nach Rohöl von durchschnittlich 99,6 Millionen Barrel täglich aus.
- 09.01.2023: Der Erdgaspreis in US-Dollar ist seit August 2022 um knapp 60 Prozent gesunken und befindet sich Anfang Januar 2023 auf einer ähnlichen Höhe wie im Vorjahr. In der Spitze hatte sich der Preis für Erdgas 2022 verfünffacht.
- 08.01.2023: Die deutschen Energiespeicher füllen sich wieder. Aktuell beträgt der Füllstand 91,2 Prozent, laut aktuellen Messungen steigt der tägliche Gasvorrat um 0,1 Prozent an.
- 06.01.2023: Laut der Bundesnetzagentur ist der deutsche Gasverbrauch im Jahr 2022 um etwa 14 Prozent gegenüber den vorherigen vier Jahren gesunken. Vor allem die Industrie verbrauchte weniger Gas (15 Prozent), aber auch Privathaushalte und kleinere und mittlere Unternehmen (12 Prozent).
- Dezember 2022
- 16.12.2022: Die Bundesregierung hat angesichts der stark gestiegenen Preise ein drittes Entlastungspaket beschlossen. Das Entlastungspaket umfasst rund 65 Milliarden Euro und beinhaltet verschiedene Maßnahmen, um die Bürger finanziell zu entlasten.
- 09.12.2022: Die Betreiber von Erdgasspeichern gehen weiterhin davon aus, dass Deutschland den Winter ohne Gasknapptheit übersteht. Die deutschen Gasspeicher sind zu 91 Prozent gefüllt. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ist zuversichtlich, dass der aktuelle und der kommende Winter ohne Gasknappheit verlaufen wird.
- 07.12.2022: Aufgrund des Ukraine-Kriegs wird Kohle für die Energieversorgung von Deutschland immer wichtiger. Die Einspeisung von Kohlestrom stieg im Jahr 2022 um 13,30 Prozent an, wie das statistische Bundesamt mitteilte. Aufgrund des geplanten Atomausstiegs wird der Anteil von Kohle am Strommix 2023 wahrscheinlich weiter wachsen.
- November 2022
- 22.11.2022: Gesetzesentwurf des Wirtschaftsministeriums: Gaspreisbremse tritt ab 1. März in Kraft, soll aber rückwirkend ab Januar 2023 gelten.
- 18.11.2022: Großhandelspreis für Gas sinkt, nachdem im September 2022 ein Spitzenwert von 40 Cent pro Kilowattstunde erreicht wurde.
- 04.11.2022: Weltweite Nutzung von Kohleenergie deutlich gestiegen. Auch in Europa ist der Verbrauch sprungartig angestiegen, um Versorgungsausfälle zu kompensieren.
- 01.11.2022: Strompreisdeckel kommt: Strompreis für Privathaushalte soll bei 40 Cent pro Kilowattstunde liegen.
- Oktober 2022
- 24.10.2022: Gaspreis fällt erstmals seit Juni auf die 100-Euro-Marke und auf den tiefsten Stand seit Juni. Gasspeicher der EU sind zu über 95 Prozent gefüllt.
- 11.10.2022: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) plant den Weiterbetrieb von zwei Atomkraftwerken im Süden Deutschlands, um die Stromversorgung für den Winter abzusichern. Der ursprünglich geplante Atomausstieg soll auf April 2023 verschoben werden.
- 01.10.2022: Für Oktober geplante Gasumlage in Höhe von 2,419 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde Gas tritt nicht in Kraft. Wirtschaftliche und rechtliche Zweifel verhindern Gasumlage.
- September 2022
- 29.09.2022: Schwedens Küstenwache hat ein viertes Gasleck entdeckt. Es befindet sich an Nord Stream 2 nordöstlich der dänischen Ostseeinsel Bornholm.
- 26.09.2022: An der Gas-Pipeline Nord Stream 1 nordöstlich der dänischen Ostseeinsel Bornholm sind zwei Lecks und an Nord Stream 2 südöstlich der Insel ist ein Leck festgestellt worden. Die Gründe hierfür sind noch unklar. Sabotage wird nicht ausgeschlossen.
- 06.09.2022: Der russische Gaskonzern Gazprom hat den Lieferstopp über Nord Stream 1 mit einem angeblichen Konstruktionsfehler der eingesetzten Turbine begründet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht nicht von einer Wiederinbetriebnahme aus.
- August 2022
- 16.08.2022: Die Gasumlage wird auf 2,419 Cent pro Kilowattstunde festgelegt und soll ab Herbst gezahlt werden.
- 15.08.2022: Die Bundesregierung plant die Einführung einer Gasumlage, um Energiekonzerne vor der Insolvenz zu bewahren.
- Juli 2022
- 27.07.2022: Russland hat die Gaslieferung durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent reduziert. Als Grund gibt der russische Energiekonzern Gazprom eine weitere fehlende Turbine an.
- 21.07.2022: Die Gaslieferung durch Nord Stream 1 ist pünktlich wieder angelaufen und ist mit 40 Prozent in etwa so hoch wie vor den Wartungs- und Reinigungsarbeiten.
- 11.07.2022 (I): Die Gas-Pipeline Nord Stream 1 wird vorübergehend abgeschaltet, um Wartungsarbeiten durchzuführen. Ob die Pipeline wie geplant am 21. Juli wieder in Betrieb genommen werden kann, hängt auch davon ab, ob die benötigte Turbine aus Kanada rechtzeitig eintrifft und eingebaut wird.
- 11.07.2022 (II): Die chemische Industrie stellt den Vorrang privater Haushalte bei der Zuteilung von Gas im Notfall infrage. Die Sicherung der Arbeitsplätze und damit das Einkommen sei für die Familien sehr wichtig und „steht für die Gesellschaft höher als die vollständige Sicherstellung der privaten Gasversorgung“, sagte der Präsident des Verbandes der chemischen Industrie (VCI), Christian Kullmann.
- 01.07.2022: Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, zeigt sich angesichts der Ausrufung des Notfallplans Gas besorgt: „Um stabile Ernten zu gewährleisten, ist die Verfügbarkeit von Düngemitteln essentiell. Wir brauchen Gas für die Erzeugung von Stickstoffdünger.“ Sollte die Landwirtschaft bei der Gasverteilung keinen Vorrang erhalten, könnte es zu dramatischen Lebensmittelknappheit in Deutschland kommen.
- Juni 2022
- 23.06.2022: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ruft Alarmstufe zwei aus, nachdem Russland die Gaslieferungen stark reduziert hatte. Der Grund hierfür ist laut Russland eine fehlende Turbine, die nach Wartungsarbeiten in Kanada infolge der Sanktionen gegen Russland nicht zurückgeliefert werden konnte. Die deutschen Speicher seien zwar zu knapp 59 Prozent gefüllt, doch sollten die russischen Gaslieferungen über die Nord-Stream-1-Leitung weiterhin auf dem niedrigen Niveau von 40 Prozent verharren, sei ein Speicherstand von 90 Prozent bis Dezember kaum zu erreichen.
- Mai 2022
- 31.05.2022: Die EU wird kein russisches Öl mehr über den Seeweg importieren. Importe über Pipelines bleiben hingegen erlaubt. Öl-Einfuhren über den Seeweg machen rund zwei Drittel der russischen Öl-Lieferungen in die EU aus. Da Deutschland und Polen nicht von der Pipeline-Ausnahme Gebrauch machen wollen, sprach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen davon, dass die Öl-Lieferungen der EU aus Russland bis Ende des Jahres um 90 Prozent sinken werden. Ein vollständiges Ölembargo ist damit vom Tisch.
- April 2022
- 28.04.2022 (I): Russland hat am Mittwoch die Gaslieferungen an Polen und Rumänien eingestellt. Als Grund wird aufgeführt, dass die beiden Länder nicht in Rubel zahlen wollen, wie es Russland seit April verlangt. In den Verträgen ist allerdings eine Bezahlung in Rubel nicht erwähnt, die Preise werden dort in Euro bzw. US-Dollar angegeben.
- 28.04.2022 (II): Laut Bundeswirtschafsminister Robert Habeck ist Deutschland noch zu 35 Prozent von russischem Gas abhängig, vor dem Ukraine-Krieg waren es 55 Prozent. Bis spätesten 2024 soll die komplette Unabhängigkeit erreicht sein.
- 28.04.2022 (III): Nach der Ankündigung Russlands stieg der Gaspreis an der niederländischen TTF-Börse kurzfristig um rund 20 Prozent auf 118 Euro je Megawattstunde.
- 28.04.2022 (IV): Das Bundeskabinett hat derweil wie angekündigt ein Entlastungpaket beschlossen, das vorsieht, die Energiesteuer für Kraftstoffe für drei Monate zu senken, einkommensteuerpflichtige Erwerbstätige mit einer Pauschale von 300 Euro zu entlasten, befristet ein Neun-Euro-Monatsticket im Nah- und Regionalverkehr einzuführen und das Kindergeld um 100 Euro je Kind anzuheben.
- 28.04.2022 (V): Ein Entwurf des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) sieht vor, dass alle Versorger der Lieferkette künftig ab der mittleren von drei Stufen im Notfallplan Gas (Alarmstufe) sofortige Preiserhöhungen durchführen können.
- 26.04.2022: Laut Bundeswirtschafsminister Robert Habeck soll Deutschland in wenigen Tagen völlig unabhängig von russischem Öl sein. Vor dem Ukraine-Krieg habe die Abhängigkeit demnach bei 35 Prozent gelegen, inzwischen seien zwölf Prozent erreicht.
- 05.04.2022 (I): Die Bundesnetzagentur wird Treuhänderin von Gazprom Germania. Durch diese Maßnahme soll die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.
- 05.04.2022 (II): Die baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland beziehen seit Anfang April kein Gas mehr aus Russland
- März 2022
- 31.03.2022 (I): Bezahlung von russischen Gaslieferungen: In einem Telefonat zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzler Olaf Scholz informierte Putin Scholz über die Einführung eines Gesetzes, welches festschreibe, dass Gaslieferungen ab dem 1. April in Rubel bezahlt werden müssen. Zugleich betonte Putin, dass europäische Vertragspartner in Euro bezahlen könnten – per Überweisung an die Gazprom-Bank, welche das Geld in Rubel konvertieren würde.
- 31.03.2022 (II): Zugleich wird in Russland darüber diskutiert, ob künftig auch Öl und andere Waren in Rubel bezahlt werden sollen.
- 31.03.2002 (III): Die USA überlegen, bis zu 180 Millionen Barrel Öl aus den nationalen Notreserven freizugeben. Dadurch sollen die Kraftstoffpreise sinken.
- 31.03.2022 (IV): Der Energiekonzern EnBW bekundet in einer Absichtserklärung, stärker auf Flüssigerdgas (LNG) setzen zu wollen. Dabei wird das Unternehmen auf das in Stade geplante Terminal zurückgreifen. EnBW ist derzeit einer der größten Importeure von russischem Erdgas.
- 30.03.2022: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ruft die Gas-Frühwarnstufe aus, betont jedoch, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet sei. Die Gas-Frühwarnstufe wird ausgerufen, wenn es ernste Hinweise gibt, dass eine Entwicklung eintreten kann, welche die Gasversorgung stark verschlechtere. Staatliche Eingriffe gibt es erst ab der dritten Stufe (Notfallstufe). Außerdem rief Habeck zum Energiesparen auf.
- 29.03.2022 (I): Die G7-Staaten lehnen es ab, Gas aus Russland in Rubel zu bezahlen. Das hatte Russland zuvor gefordert. Nach Angaben von Bundesminister Robert Habeck sei die Forderung nach einer Zahlung in Rubel ein Vertragsbruch.
- 29.03.2022 (II): In einer ersten Reaktion auf die Entscheidung der G7-Staaten sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow: „Keine Bezahlung – kein Gas.“ Außerdem: „Wir beabsichtigen aber auf keinen Fall, uns als Wohltäter zu zeigen und Westeuropa kostenloses Gas zu liefern.“ Russland macht weitere Schritte von der Reaktion der EU abhängig. Die Bedingungen für die Zahlung von Gas- und Öllieferungen will Russland bis Donnerstag verkünden.
- 29.03.2022 (III): Unter Ökonomen ist ein Streit über die möglichen Auswirkungen eines Öl- und Gasembargos entbrannt. Wissenschaftler, die dem Exzellenzcluster Econtribute nahestehen, kommen in ihrer Studie bspw. zu dem Schluss, dass Deutschland ein Energieembargo verkraften könne. Sie halten in diesem Fall einen Einbruch des BIPs um 0,5 Prozent für wahrscheinlich, maximal aber 3 Prozent. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hingegen prognostiziert gravierende Auswirkungen. Laut ihrer Studie könnte sich das BIP bei einem Ausfall der Hälfte der derzeit nicht zu ersetzenden russischen Gaslieferungen um 6 Prozent reduzieren.
- 24.03.2022 (I): Die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP haben sich auf weitere Entlastungen bei den Energiekosten geeinigt. Das Paket sieht Folgendes vor:
- Einmalig 300 Euro Energiepreispauschale (über die Einkommenssteuer)
- Reduzierung der Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate
- 9-Euro-Monatstickets für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für drei Monate
- 100 Euro Einmalbonus pro Kind für Familien
- 24.03.2022 (II): Russland verkauft Erdgas an einige Länder nur noch, wenn diese in Rubel bezahlen. Das gilt für alle Länder der EU, die USA, Kanada und Großbritannien. Eine Folge davon ist, dass beispielsweise Deutschland nun Rubel bei der russischen Zentralbank kaufen müsste. Sanktionen gegen Russland würden dadurch untergraben. Der Kurs des Rubels stieg nach der Ankündigung Putins an. Zuletzt kostete der US-Dollar 96 Rubel. Vor der Ankündigung waren es über 100 Rubel. Zwischenzeitlich hatte der Ukraine-Krieg dazu geführt, dass der US-Dollar knapp 160 Rubel kostete.
- 24.03.2022 (III): In vielen EU-Ländern sieht man den Alleingang Deutschlands bei der Suche nach Gaslieferanten kritisch. So befürchten etwa einige kleinere Länder dadurch bei künftigen Gaslieferungen nicht zum Zug zu kommen. Ein Streit unter den EU-Staaten um Gaslieferungen wird zudem als wenig sinnvoll angesehen.
- 22.03.2022 (I): Die Länder der EU könnten künftig beim Einkauf von Gas, Wasserstoff und Flüssigerdgas zusammenarbeiten. Bisher hatte sich Deutschland stets gegen Pläne für einen gemeinsamen Einkauf ausgesprochen.
- 22.03.2022 (II): Die Koalition diskutiert über den richtigen Weg für Entlastungen in Zusammenhang mit den hohen Energiepreisen. Vorschläge sind unter anderem ein Tankrabatt (FDP), ein Energiegeld (Grüne) und ein nach Einkommen gestaffeltes Mobilitätsgeld (SPD). Bundesfinanzminister Christian Lindner stellte eine Einigung bis Ende der Woche in Aussicht.
- 22.03.2022 (III): Der Ölkonzern Saudi Aramco hat seinen Nettogewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um 124 Prozent auf 110 Milliarden US-Dollar gesteigert und damit mehr als verdoppelt. Außerdem will das Unternehmen künftig stärker auf blauen Wasserstoff setzen und durch das Einlagern von Kohlendioxid „grüner“ werden.
- 21.03.2022 (I): Der Windparkbetreiber Encavis konnte seinen Umsatz steigern – er liegt nun bei 330 Millionen Euro, ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
- 21.03.2022 (II): Politik und Wirtschaft besprechen das Vorgehen im Falle eines Stopps von russischen Gaslieferungen. In welcher Reihenfolge würden Unternehmen vom Netz genommen? Privathaushalte sollen im Fall der Fälle besonders geschützt werden.
- 19.03.2022: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reist nach Katar und Saudi-Arabien, um über zusätzliche Gaslieferungen zu verhandeln.
- 17.03.2022: Die European Federation of Energy Traders (Efet) setzt sich in einem Brief für die finanzielle Unterstützung der Energiehändler u.a. durch den Staat ein. Als Gründe werden die starken Preisschwankungen und die damit verbundenen gestiegenen Anforderungen an die Sicherheitsleistungen genannt, die beim Einkauf hinterlegt werden müssen.
- 11.03.2022 (I): Die EU-Kommission denkt über Preiskontrollen am Strommarkt nach. Noch im März könnte sie einen Vorschlag machen, wie sich der Strompreis deckeln ließe. Damit soll die „Ansteckungswirkung der Gaspreise auf die Strompreise“ verringert werden. Eine Lockerung des Beihilferechts soll zudem Kompensationszahlungen an Industrien erlauben, die besonders unter den hohen Energiepreisen leiden.
- 11.03.2022 (II): Die EU-Kommission will bis Mitte Mai ein Konzept mit dem Namen „Re-Power EU“ erarbeiten, das die EU bis 2027 weniger abhängig von Öl und Gas aus Russland machen soll.
- 08.03.2022 (I): Die USA stoppen die Einfuhr von russischem Öl. Das berichtet unter anderem die Zeit.
- 08.03.2022 (II): Russland droht mit Stopp der Erdgaslieferungen nach Deutschland über Nord Stream 1. Als Grund führt Russland u.a. den Stopp von Nord Stream 2 auf.
- 07.03.2022 (I): Der Gaspreis erlebte erneut einen Preissprung – er stieg zeitweise auf rund 350 Euro je Megawattstunde (niederländischer Handelspunkt TTF). Das sind +60 Prozent im Vergleich zum Freitag (4. März).
- 07.03.2022 (II): Eine Debatte um ein Handelsverbot bzw. einen Importstopp von russischem Öl ist entbrannt. In Folge der Debatte stieg der Ölpreis (Brent) kurzfristig auf 139 US-Dollar pro Barrel. Sein bisheriges Rekordhoch erreichte der Ölpreis 2008 bei 147,50 US-Dollar. Steigt der Ölpreis so weit, dass die Nachfrage nachlässt, könnte das zu einer Rezession der Weltwirtschaft führen.
- 07.03.2022 (III): Eine Grafik von Statista verdeutlicht den Anstieg der Energiepreise:
Quellen: Statista, Statistisches Bundesamt
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- 03.03.2022 (I): Trotz der drei geplanten Flüssigerdgas-Terminals wird Deutschland mindestens noch einen weiteren Winter von russischem Erdgas abhängig bleiben. Das geht aus einer Studie des Marktforschungsunternehmens ICIS hervor, über die das Handelsblatt berichtet. Demnach würde selbst eine vollständige Auslastung aller verfügbaren Flüssigerdgas-Terminals in Europa nur 40 Prozent der europäischen Erdgasnachfrage befriedigen können. Deutschland importiert derzeit über 50 Prozent des Erdgases aus Russland.
- 03.03.2022 (II): Während der Ölpreis (Brent) insgesamt weiter steigt, sinkt aufgrund des Krieges in der Ukraine und der verhängten Sanktionen gegen Russland das Kaufinteresse an russischem Öl. Zeitweise betrug der Preisabschlag für russisches Öl über 18 US-Dollar je Barrel, so viel wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr.
- 02.03.2022 (I): Der Gaspreis erreicht am Spotmarkt zwischenzeitlich ein Rekordhoch bei 194 Euro je Megawattstunde. Der bisherige Rekord lag bei 182 Euro im Dezember 2021.
- 02.03.2022 (II): Der Ölpreis (Brent) steigt auf 112,93 US-Dollar.
Februar 2022
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- 24.02.2022: Der Ölpreis (Brent) steigt in Folge des Angriffs auf die Ukraine durch russische Truppen zeitweise auf 105,79 US-Dollar je Barrel
- 21.02.2022 (I): Der ifo-Präsident Clemens Fuest zeigt sich alarmiert. Sollte Russland in die Ukraine einmarschieren, könnte es bei Öl und Gas zu einem Preisschock kommen: „Selbst wenn die Gaslieferungen nicht eingeschränkt würden, käme es zu einem Preisschock, jedenfalls vorübergehend. Das träfe private Haushalte und Industrie in Deutschland gleichermaßen. Bislang erwarten wir eine Inflationsrate von 4 Prozent für 2022. Sollte ein Krieg ausbrechen, könnte sie noch höher ausfallen.“ [11]
- 21.02.2022 (II): Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, setzt sich dafür ein, mehr deutsches Erdgas zu fördern, um unabhängiger zu werden.
- 21.02.2022: (III): Griechenland, Bulgarien, Serbien und Nordmazedonien wollen stärker auf Flüssigerdgas (LNG – liquefied natural gas) setzen. Dafür wird u.a. ein Tanker zu einer Speicher- und Regasifizierungsanlage umgebaut, die vor der griechischen Stadt Alexandroupoli eingesetzt werden soll.
- 14.02.2022: Der Ölpreis erreicht ein Siebenjahres-Hoch: Der Preis von Rohöl (Brent) stieg zeitweise auf 96 US-Dollar. Bis zum Mittag gab der Preis wieder leicht auf rund 94 US-Dollar nach. Ein Treiber des Preisanstiegs ist die Angst vor Lieferausfällen. Ein Kurs von 100 US-Dollar in naher Zukunft ist laut Analysten nicht ausgeschlossen.
- 04.02.2022 (I): Der Ölpreis (Brent) ist im Januar um rund 17 Prozent gestiegen
- 04.02.2022 (II): Die OPEC+ bleibt bei ihrer Strategie, die Ölproduktion um 400.000 Barrel pro Tag anzuheben, das hat sie bei einem virtuellen Gipfeltreffen am Mittwoch bestätigt. Trotz hoher Nachfrage ist eine weitere Ausweitung der Fördermenge nicht geplant. Zu den Gründen könnten auch politische Unruhen in Kasachstan und die marode Infrastruktur in Nigeria zählen.
- 04.02.2022 (III): US-Präsident Joe Biden hat Anfang der Woche Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, Emir von Katar empfangen. Die Hoffnung: Flüssiggaslieferungen aus Katar sollen die Energiekrise mildern. Flüssiggaslieferungen u.a. aus Katar stehen auch in Deutschland zur Debatte.
- 03.02.2022: Erdgas-Vorräte in Deutschland – die Speicher sind nur zu 37 Prozent gefüllt, ein Tiefstand und nicht ausreichend, sollte es zu einer siebentägigen Extremkälte kommen. Dafür hätten die Erdgasspeicher Anfang Februar zu 40 Prozent gefüllt sein müssen. Für eine 30-tägige Kältewelle müssten sie zu 50 Prozent gefüllt sein.
Januar 2022
- 06.01.2022 (I): Die Mitgliedsstaaten der OPEC+ haben bei ihrem Treffen am Dienstag entschieden, ihre bisherige Strategie trotz hoher Nachfrage beizubehalten. Nach dem Einbruch des Ölpreises im Frühjahr 2020 hatten sie sich Förderbeschränkungen auferlegt, die langsam abgebaut werden. Demnach wird die Ölproduktion um 400.000 Barrel pro Tag angehoben. Bei diesem Tempo würden die Staaten der OPEC+ im Herbst 2022 wieder Öl auf dem Niveau von vor der Corona-Krise fördern.
- 06.01.2022 (II): Experten rechnen damit, dass die Ölnachfrage 2022 auf ein Rekordhoch von über 100 Millionen Barrel pro Tag steigen wird.
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Wie entwickelt sich der Strompreis?
Beim Strom muss zwischen dem Strom für Großverbraucher und dem Strom für private Haushalte unterschieden werden. Für private Haushalte ist der durchschnittliche Strompreis seit 1998 um 67 Prozent gestiegen. Er ist auch im europäischen Vergleich sehr teuer.[1]
Ein Grund hierfür sind die vielen Abgaben. So setzt sich der Strompreis hierzulande zu über 50 Prozent aus Steuern und Abgaben wie der Erneuerbaren-Energien-Umlage (EEG-Umlage), Netzentgelten und der Stromsteuer zusammen. Allerdings gilt auch:
- Höhere Strompreise kommen bei privaten Haushalten aufgrund langfristiger Verträge oft erst verzögert an
- Im Verhältnis zum Gesamteinkommen sind die Stromkosten gering und spielen eine viel weniger große Rolle als die Kosten für Öl, Gas und Benzin
- Viele Verbraucher vergleichen die Strompreise nicht und zahlen darum mehr als sie müssten
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Industriebetriebe zahlen in Deutschland hingegen weniger für Strom als Privathaushalte – im EU-Vergleich befinden sich die Preise im oberen Mittelfeld. Dass die Stromkosten für Industriebetriebe niedriger sind, liegt daran, dass Großverbraucher weniger durch die oben genannten Abgaben und Steuern belastet werden.
Die Strombörse EEX
Anders als Privathaushalte können Großabnehmer über die in Leipzig ansässige Strombörse EEX (European Energy Exchange) handeln. „Wir als Börse bringen Käufer und Verkäufer auf einer zentralen Plattform zusammen“[2], sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Reitz. Und: „Am Terminmarkt können die Marktteilnehmer Risiken abfedern.“
Falls etwa der Betreiber eines stromintensiven Stahlwerks glaubt, die Strompreise werden anziehen, kann er an der Börse nach einem Anbieter suchen, der ihm Strom in den folgenden Jahren zu einem festen Preis liefert. Auch Gas, Öl, Kohle und Emissionszertifikate werden über EEX gehandelt. Dennoch bleibt ein steigender Strompreis auch für Unternehmen eine Belastung.
Wie wird es mit dem Strompreis weitergehen?
Um die Bürger von den Folgen des Ukraine-Krieges zu entlasten, hat Bundesregierung im Juni 2022 beschlossen, dass Stromkunden keine EEG-Umlage mehr zahlen müssen. Das Gesetz trat zum 01. Juli 2022 in Kraft. Dennoch wird Strom in Deutschland auch in Zukunft teuer bleiben. Das liegt auch daran, dass wegen der Energiewende die Netzentgelte hoch bleiben werden.
Wie entwickeln sich der Ölpreis und der Gaspreis?
Der Preis für einen Barrel Rohöl ist zu Beginn der Corona-Krise auf unter 70 US-Dollar eingebrochen. Darauf folgte ein erneuter Anstieg. Im Sommer 2021 war das Niveau von vor der Krise erreicht. Im Vergleich zum April 2020 hatte sich der Preis verdreifacht. Inzwischen ist der Ölpreis von seinem Hoch ein wenig zurückgekommen und im September 2022 erstmals seit Januar 2021 wieder unter die Marke von 90 US-Dollar gerutscht. Der Abwärtstrend setzte sich im Januar 2023 bis unter die 80 US-Dollar fort. Im Sommer 2023 fiel der Preis weiter und erreichte einen vorläufigen Tiefpunkt bei knapp 67 Dollar. Zum Ende des Jahres stieg der Ölpreis wieder und befindet sich aktuell auf einem Niveau von 80 Dollar (Stand: November 2023).
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Bei Gas sah die Lage nicht viel besser aus. Die Börsenpreise für Erdgas hatten sich in der Spitze fast verfünffacht. Auf Sicht von zwölf Monaten betrug der Anstieg im November 2022 gute 70 Prozent. Im Januar 2023 hat sich der Erdgaspreis wieder auf das Niveau des Vorjahres herabbewegt und normalisiert. Seit Jahresbeginn 2023 steigt der Preis wieder langsam und beständig an. Zum Ende des Jahres 2023 stieg der Preis auf bis zu 3,50 US-Dollar an.
Gründe für die gestiegenen Preise bei Energieträgern waren und sind unter anderem:
- Die steigende Nachfrage in der Industrie nach der Corona-Krise
- Die OPEC hat die Fördermenge von Erdöl eingeschränkt.
- Die Liefermengen von Erdgas wurden nicht erhöht.
- Die Folgen der Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukraine-Krieges.
Wie wird es mit den Preisen für Öl und Gas weitergehen?
Infolge des Ukraine-Krieges sind die Preise für Öl und Gas stark angestiegen. Die Bundesregierung hat reagiert und Maßnahmen getroffen, um die Bürger ein wenig zu entlasten. Seit dem 01. Juli wurde die Energiesteuer auf Kraftstoffe reduziert, um die hohen Spritpreise zu senken. Außerdem wurde unter anderem auch das Deutschland-Ticket eingeführt, um die Geldbörsen der Bürger zu entlasten.
Wie sich die Energiepreise zukünftig entwickeln, ist derzeit vollkommen offen und abhängig vom Verlauf des Ukraine-Krieges und vielen weiteren Faktoren.
Auswirkungen auf die Verbraucherpreise (Inflation)
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In Deutschland lässt sich ein bedeutender Teil der derzeit hohen Inflation auf die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise zurückführen. Das hat auch Auswirkungen auf das Vermögen der Verbraucher.
Auswirkungen auf das Vermögen von Privatanlegern
Laut einer Umfrage der Postbank zum Weltspartag 2021 wissen 33 Prozent der Sparer nicht, welche Auswirkungen eine hohe Inflation auf ihr Vermögen hat. „Durch die Inflation verliert Geld nach und nach an Wert, besonders, wenn es auf unverzinsten Konten liegt oder gar zu Hause aufbewahrt wird. Es ist erstaunlich – jeder dritte Sparer kennt diesen Zusammenhang nicht“, sagt Karsten Rusch von der Postbank.[4]
Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger legt zu Jahresbeginn 10.000 Euro auf einem Festgeld-Konto mit zwölf Monaten Laufzeit zu einem Zins von 0,5 Prozent im Jahr an. Die Inflation beträgt im selben Zeitraum 4,0 Prozent. Dann beträgt der Realzins -3,5 Prozent. Am Ende des Jahres hat das angelegte Geld also an Wert verloren. Nach der Auszahlung kann sich der Anleger mit dem angelegten Geld so viel kaufen, wie zu Beginn des Anlagezeitraums für 9.650 Euro.
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Auswirkungen auf die Wirtschaft
Immer mehr Unternehmen sehen die steigenden Energiepreise als ein Risiko an, das das Wirtschaftswachstum bremsen kann. Doch nicht nur die deutsche Unternehmerlandschaft ist bedroht, auch die Auswirkungen auf Aktien, ETFs und die Börse sind gravierend.
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Auswirkungen auf die Börse
Mit dem Ausbrauch des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2022 gaben die Börsen weltweit massiv nach. Aktuell haben sich die Kurse etwas gefangen. Wie sich die Börsen in den kommenden Monaten entwickeln, wird massiv vom Fortgang des Krieges in der Ukraine, den Konflikten in Irsrael und vielen weiteren Faktoren abhängen.
Auf die hohe Inflation haben die Notenbanken mit drastischen Leitzinserhöhungen reagiert und ihre Anleihenkäufe eingestellt. Sollte die Inflation weiterhin hoch bleiben, sind die Notenbanken gezwungen, die Leitzinsen weiter anzuheben. Ob dies in naher Zukunft noch geschieht, ist aktuell unklar. Die steigenden Zinsen könnten die Börsenkurse weiter drücken. Zumindest ist mit stärkeren Schwankungen an den Börsen zu rechnen.
Wie genau die Börsen auf eine straffere Geldpolitik reagieren werden, lässt sich nicht vorhersagen. Anfang November 2021 kündigte die US-Notenbank Fed an, ihre Anleihekäufe zu drosseln und leitete damit eine geldpolitische Wende ein. Die Börsen reagierten darauf jedoch nicht mit einem Dämpfer. Stattdessen stiegen der S&P 500, der Dow Jones und der DAX auf neue Rekordhochs.[5]
Einen großen Profiteur der steigenden Energiepreise gibt es in jedem Fall. Die Leipziger Strombörse EEX verzeichnet deutliche Gewinne.[6] Privatanleger nützt das jedoch wenig. Für sie ist die EEX nicht gedacht. „Das ist viel zu aufwendig für einen Privathaushalt“, meint Peter Reitz.[7] Allein das Handelsterminal würde Kosten von 1.800 Euro im Monat verursachen.
Was können Privatanleger tun?
Investition in Wertpapiere
Grundsätzlich ist die Situation schwierig. Höhere Energiepreise führen zu einer höheren Inflation. Eine höhere Inflation kann – wenn sie sich verstetigt – zu höheren Zinsen führen, was die Börsenkurse belasten dürfte. Die Erfahrung zeigt jedoch auch, dass Anleger durchaus selbstbewusst mit der Situation umgehen.
In jedem Fall ist nicht damit zu rechnen, dass Anleger in naher Zukunft deutlich mehr als fünf Prozent Zinsen p.a. auf ihr Tagesgeld erhalten und sich so vor dem Wertverfall ihres Vermögens schützen können. Darum bleiben Wertpapiere, auch wenn mit zwischenzeitlichen Schwankungen der Kurse zu rechnen ist, eine gute Anlagealternative, um Ersparnisse vor einem Kaufkraftverlust zu schützen.
Breite Investition zur Risikoverringerung
Anleger sollten dabei nicht ihr gesamtes Vermögen in Wertpapiere investieren. Außerdem sollten sie auf eine breite Streuung der Anlage achten. Bei einer Anlage in viele Werte, können Gewinne bei einem Unternehmen, Verluste bei einem anderen Unternehmen ausgleichen.
Eine einfache Möglichkeit, um die Anlage breit zu streuen, sind Fonds und ETFs. So investiert ein ETF auf den Index MSCI World in 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Für Anleger, denen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, gibt es zudem ETFs auf den MSCI World Socially Responsible A. Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Fonds und ETFs.
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Investition in die Energiewirtschaft
Für Anleger, die gezielter investieren und von den hohen Energiepreisen profitieren wollen, können Unternehmen aus der Energiewirtschaft interessant sein. So fuhren die US-Ölkonzerne Exxon Mobil (ISIN: US30231G1022) und Chevron (ISIN: US1667641005) nach einer schwierigen Phase 2021 Milliardengewinne ein, was auch die Aktienkurse beflügelte.[9] Der Trend zu erneuerbaren Energien könnte sich jedoch als Hemmnis für die künftige Kursentwicklung herausstellen.
Natürlich können Anleger auch per ETF in – grüne oder nicht grüne – Energieunternehmen investieren. Einige Beispiele:
- Amundi MSCI World Energy UCITS ETF EUR (C) – (ISIN: LU1681046006)
- Lyxor MSCI World Energy TR UCITS ETF – Acc (EUR) (ISIN: LU0533032420)
- Lyxor STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF – Acc (ISIN: IE00B1XNHC34)
- iShares Global Clean Energy UCITS ETF (ISIN: IE00B1XNHC34)
- L&G Clean Energy UCITS ETF (ISIN: IE00BK5BCH80)
- First Trust Nasdaq Clean Edge Green Energy UCITS ETF Acc (ISIN: IE00BDBRT036)
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Handel mit CO2-Zertifikaten
Eine weitere Möglichkeit für Privatanleger, am Energiemarkt zu partizipieren, sind CO2-Zertifikate. Der Handel mit CO2-Zertifikaten wurde in der EU eingeführt, um auf den Klimawandel zu reagieren. Unternehmen, die CO2 ausstoßen, brauchen die CO2-Zertifikate – sie erwerben damit ein Emissionsrecht.
Nachdem dieses System lange eher mäßig funktionierte, sind die Preise für CO2-Zertifikate zuletzt angezogen. Je höher die Preise, desto höher die Motivation für Unternehmen, klimaneutral zu produzieren. Von steigenden Preisen können aber auch Privatanleger profitieren – wenn auch nicht über eine direkte Investition über die Börse EEX.
Möglich ist jedoch der Handel mit Zertifikaten auf CO2-Zertifikate, die sich über ein gewöhnliches Depot bei einem Online-Broker handeln lassen.[10] Einige Beispiele:
- SocGen FaktL O.End Carb.Fut (ISIN: DE000SB37KX8)
- SocGen TRACKER UNLTD CAFU 0.001 (ISIN: DE000CU3RPS9)
- Morgan Stanley FaktL O.End Carb.Fut 49,33 (ISIN: DE000MC3SF55)
Aber Vorsicht, Zertifikate sind mit Risiken verbunden. So gelten sie nicht als Sondervermögen. Geht der Emittent bankrott, ist das investierte Kapital verloren (Emittentenrisiko). Außerdem handelt es sich teils um gehebelte Produkte, das heißt Kursbewegungen nach oben wie nach untern werden potenziert. Zertifikate eignen sich daher nur für fortgeschrittene Anleger.
Fazit
Energie-Engpässe wirken sich auf viele Bereiche der Wirtschaft aus. Sie sind Treiber der Inflation und können zu Kaufkraftverlusten führen. Eine dauerhaft hohe Inflation kannn zudem die Notenbanken zum Handeln zwingen, wie es bereits durch die Leitzinserhöhungen geschehen ist. Viele Firmen befürchten ein Ausbremsen des Wirtschaftswachstums aufgrund der hohen Energiepreise.
Aber es gibt auch Profiteure. Unternehmen aus der Energiewirtschaft dürfen sich auf satte Gewinne freuen. Auch Privatanleger können davon profitieren, indem sie in solche Unternehmen investieren. Das geht auch mit Fonds und ETFs – wahlweise mit grüner Note.
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Weiterführende Links
[1] Die Zeit – Warum ist Strom in Deutschland so teuer
[2] Handelsblatt – Wie der Energiehandel an der Börse funktioniert
[4] Postbank – Pressemitteilung
[5] Handelsblatt – Geldpolitik und Börsen
[6] Tagesschau – Börse profitiert von hohen Strompreisen
[7] Siehe Fußnote 2
[8] BVI – Finanzwissen
[9] Handelsblatt – US-Ölriesen Exxon und Chevron schreiben wieder Milliardengewinne
[10] Gevestor – CO2-Zertifikate
[11] ifo Institut – Pressemeldung
Weitere Quellen u.a. Handelsblatt, Finanzen.net, Finanzmarktwelt.de, Tagesspiegel, Tagesschau und Verivox.