Investment in E-Bike-Aktien 1. Teil

Wer sich gelegentlich aufs Rad schwingt, kommt nicht umhin festzustellen, dass die Anzahl an Elektrofahrrädern bzw. Pedelecs deutlich zugenommen hat. Laut statistischem Bundesamt war 2022 etwa jedes achte Zweirad in deutschen Haushalten ein E-Bike, was ca. 8,4 Millionen Stück entspricht. 2019 lag die Anzahl noch bei 4,5 Millionen. Noch ein paar weitere Zahlen? Im letzten Jahr wurden rund 1,5 Millionen E-Bikes und Pedelecs (mit einer Motorleistung von bis zu 250 Watt) im Wert von 1,7 Milliarden Euro nach Deutschland importiert – vorwiegend aus Bulgarien, Vietnam und den Niederlanden. Ein Markt, der sich etabliert hat und weiter wächst.

Wir betrachten in dieser Reihe wieder Anbieter, die im Fahrrad- bzw.- E-Bike-Segment unterwegs sind und in die Anleger erfolgreich investieren können. Wo lohnt sich ein Investment und wo steigen wir lieber schnell wieder ab bzw. aus?


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Für Kletterspezialisten in Österreich: Pierer Mobility AG
  • Vorne und hinten die richtigen Teile: FOX Factory Holding Corp.
  • Der Marktführer aus Japan: Shimano

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In dieser Folge geht es um eine österreichische Traditionsmarke mit drei Buchstaben, die sich regelmäßig neue Namen gibt und außerdem um zwei bekannte Teilelieferanten für Zweiräder.

Pierer Mobility AG (WKN A2JKHY)

Wer? Den aktuellen Namen dieses österreichischen Motorrad- und Sportwagenherstellers kennen sicherlich weniger Zweirad-Fans als die Marke, die sich dahinter verbirgt: KTM. Bis 2019 hieß das in Mattighofen ansässige Unternehmen KTM Industries AG und ist bis heute der größte Motorradhersteller Europas. Der Ursprung der Firma reicht zurück bis in die 30er Jahre und alles begann als Schlosser- und Autowerkstatt. Den bekannten Namen KTM gibt es hingegen seit den 1950er Jahren, als aus Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen zunächst Kronreif & Trunkenpolz Mattighofen und später das Kürzel KTM wurde. In der Fertigung: Motorräder. Nach z. T. turbulenten Jahren (inklusive Umbenennungen, Neugründung und zahlreichen Veränderungen – wer mag, kann sich die Historie hier ansehen), kommen wir in die Gegenwart. Inzwischen hat die Pierer Mobility AG mehr als 6.000 Mitarbeiter (vorwiegend in Österreich) und verzeichnete 2022 einen Rekordumsatz von ca. 2,437 Milliarden Euro sowie ein EBIT von 235 Millionen Euro (+22 Prozent). Im Kern weiterhin ein Hersteller von Motorrädern und -teilen, sind stehen seit einiger Zeit zusätzlich E-Bikes bzw. Fahrräder in der Angebotspalette zu finden. In erster Linie sind es hier u. a. die Marken KTM, Husqvarna R Raymon und GasGas. Das Programm umfasst, je nach Marke, alles vom City- oder Trekking-E-Bike bis zum Premium-MTB.

Der Absatz von Fahrrädern 2022 lag bei 118.465 – 15 Prozent über dem Vorjahr. Allerdings wurde die Anzahl an verkauften E-Bikes etwas niedriger als 2021 angegeben (74.479; Vorjahr: 76.916). Im Vergleich mit 2020 (56.064) indes immer noch ein deutliches Plus und der Absatz der reinen Fahrräder hat sich in den drei Jahren sogar mehr als verdoppelt. Kurzum: Hier ist ein neues Standbein installiert worden, dass sich lohnt.

Schauen wir auf den Aktienkurs: Die letzten zwölf Monate sind eigentlich eine solide Angelegenheit für alle, die in die Papiere des österreichischen Herstellers investiert haben. Teilweise ging es hoch bis auf 84,50 Euro, wobei ein mehr als gutes Jahr 2022 und eine positive Prognose 2023 vorausgingen. Inzwischen pendelte sich das Papier bei etwa 75 Euro ein. Insgesamt ein Kandidat zum Halten oder zum Einstieg bei etwas günstigeren Werten. Interessant für Anleger: 2022 zahlte Pierer Mobility eine Dividende von 2,00 Euro pro Aktie.

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Quellen:

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FOX Factory Holding Corp. (WKN A1W2J8)

Ein E-Bike besteht bekanntermaßen nicht nur aus einem zusätzlichen E-Motor und einem Akku. Auch der Rest muss so designt und angepasst werden, dass es den Anforderungen gerecht wird. Für Kunden, die moderne E-MTB präferieren, bietet z. B. der Fahrwerks-Federungsspezialist Fox Factory Holding Corp. passendes Equipment an – von der Vorderradgabel bis zur Hinterradaufhängung. Darüber hinaus ist das Unternehmen auch in anderen Bereichen abseits der Bike-Division unterwegs, z. B. Komponenten für Geländefahrzeuge, Schneemobile und vieles mehr. Indes soll es uns in bei dieser Betrachtung vorwiegend um den Aspekt des Fahrradteilherstellers gehen. Im Fahrradbereich vertreibt Fox Factory entsprechende Fahrradprodukte vorwiegend unter den Marken Easton Cycling, Fox, Marzocchi und Race Face.

Hervorgegangen ist das heutige Unternehmen aus einem kleinen Betrieb der Brüder Bob und Geoff Fox, die Aufhängungskomponenten für Motocross-Motorräder herstellten. Das war im Jahr 1974. 1977 spaltete sich das Unternehmen in Fox Racing (später Fox Head Inc.) und Fox Racing Shox, einen Teileproduzenten. Die ursprüngliche Holding entstand 1978. 2008 kaufte eine Private-Equity-Gesellschaft das Unternehmen und 2013 ging es an die Börse. Seither kann in die FOX Factory Holding investiert werden.

Mittelklasse bis Premiumklasse – in diesem Segment siedeln sich die Produkte des Unternehmens an. Die Geschäfte liefen in den letzten Jahren sogar mehr als gut [1]. Der Umsatz stieg auf ca. 1,602 Milliarden US-Dollar (2022; 2021: 1,299 Milliarden USD), das Nettoergebnis kletterte von 163 Millionen US-Dollar 2021 auf 205 Millionen US-Dollar im Jahr 2022. Für 2023 dürfte sich das ganze zwar etwas relativieren, aber besonders schlecht sind die Prognosen auch nicht. Analysten gehen für das Jahr von einem Gewinn pro Aktie von ca. 5,16 US-Dollar aus, etwas weniger als im Vorjahr. Hingegen soll der Umsatz minimal steigen.

Unser Kursblick: Ein stetiges auf und ab bewegt die Fox Factory, was den Aktienkurs angeht. Im 12-Monats-Rückblick bleibt aber ein solides Plus von ca. 13 Prozent und – nehmen wir die Höhenflüge aus den Jahren 2020 und 2021 heraus – stimmt die Richtung. Ein paar Pedalumdrehungen mehr dürften indes nicht schaden, sonst wird es doch noch holprig. Leider gibt es auch keine Dividende. Insgesamt eher etwas für optimistische Radfans.

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Quellen:

Shimano Inc. (WKN 865682)

Bleiben wir bei den Komponenten und widmen uns einem der bekanntesten Hersteller: K. K. Shimano (jap. Kabushiki-gaisha Shimano, 株式会社シマノ) – in vielen Bereichen Marktführer, was Fahrradteile angeht. Für viele Käufer von Alltagsrädern gilt: Irgendwo am eigenen Rad wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Stück von Shimano verbaut sein. Gegründet 1921 in Sakai, Japan, ging es bereits in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts an die Börse. Weitere interessante Jahreszahlen: Die 3-Gang Nabenschaltung wurde 1961 erstmals präsentiert und seither agiert Shimano erfolgreich in Segment der Schaltungshersteller. Seit den 70er Jahren baut das Unternehmen übrigens auch Angel-Produkte und rund um die Jahrtausendwende versuchte sich Shimano (erfolglos) in er Golfsparte. Zurück in die Erfolgsspur: Spätestens mit dem Fahrrad-Boom in den Corona-Jahren 2020 und 2021 explodierte das Geschäft bei Shimano förmlich und der Hersteller konnte zwischenzeitlich die Nachfrage nicht mehr decken. An der anderen Front kämpfte Shimano, ebenso wie die Konkurrenz mit gestörten Lieferketten und dem Ausfall von Produktionen. Teilweise mussten Kunden gefühlt ewig auf neue Teile oder Chargen warten.

Nichtsdestotrotz waren die Umsatzzahlen immens und 2022 dürfte als Erfolg gewertet werden. Der Nettoumsatz kletterte auf 628,909 Millionen Yen (2021: 546,515 Mio. Yen) – das entspricht ca. 4,4 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis stieg auf 169,158 Millionen Yen (+14,1 Prozent; 2021: 148,287 Mio. Yen) [2]. Den größten Anteil an diesem Anstieg trug das Fahrradsegment bei. Im Vergleich mit den Zahlen vor der Coronakrise sind diese Werte sogar deutlich in die Höhe geschossen. Kommen wir zum „aber“: Nach dem Hype ist vor der Abkühlungsphase. Einerseits sinkt die Nachfrage nach Fahrrädern allgemein wieder auf ein eher normales Niveau, andererseits sorgen die gestiegene Inflation und die anhaltenden Krisen (Ukrainekrieg, geldpolitische Verwerfungen, hohe Energiepreise) für eine sehr zurückhaltende Kundschaft.

Entsprechend erwartet Shimano für 2023 einen Rückgang des Umsatzes um rund ein Fünftel und einen noch stärkeren Gewinneinbruch. Für Anleger und Analysten keine guten Signale.

Generell kommt Shimano aus einer komfortablen Situation und überdies ist das Unternehmen eher für seine konservative Haltung bekannt. Insofern ist der derzeitige Kurs (aktuell ca. 148 Euro pro Aktie) keine Katastrophe.

Kurzfristig dürfte die Kursentwicklung allerdings einer stetigen Abfahrt gleichen. Langfristig sitzt Shimano dagegen stabil im Sattel. Spannend wird es also bei der nächsten Etappe, wenn der Fahrradmarkt (und die Konjunktur) sich etwas beruhigt haben. Ausblick: Nach oben und nach unten ist 2023 alles drin. 2024 könnte es hingegen wieder zu einer Bergankunft kommen.

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Quellen:

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Fortsetzung

Im 2. Teil unserer E-Bike- bzw. Fahrradreihe bleiben wir u. a. in Japan und fahren noch einmal durch Deutschland und die Niederlande.

Weiterführende Links und Quellen:

[1] Fox Factory Annual Reports

[2] Shimano Financial Results for FY2022