Während Buffett Amerika verkauft, verdoppelt er seine Japan-Wette – Ein Signal an Anleger

Neues vom „Orakel“ aus Omaha: Warren Buffetts Berkshire Hathaway hat seine Beteiligung am japanischen Handelshaus Mitsui & Co. auf über 10 Prozent erhöht und durchbricht damit eine zuvor selbst auferlegte Grenze. Die am 22. September 2025 verkündete Ausweitung der Beteiligung löste an den Börsen unmittelbare Reaktionen aus: Die Mitsui-Aktie legte intraday um rund 2,5 Prozent zu, während andere Sogo Shosha – wie die japanischen Handelshäuser genannt werden – mit Kursgewinnen von ein bis drei Prozent folgten.

Das Wichtigste im Überblick

  • Massive US-Verkäufe: Berkshire Hathaway war elf Quartale in Folge Netto-Verkäufer von Aktien und veräußerte 2024 allein Wertpapiere im Umfang von 134 Milliarden Dollar – die Cash-Reserve erreichte einen Rekordstand von 344 Milliarden Dollar.
  • Japan-Offensive: Buffett erhöhte seine Beteiligungen an den fünf größten japanischen Handelshäusern (Mitsui, Mitsubishi, Marubeni, Sumitomo, Itochu) auf 8,5 bis 10,2 Prozent – Marktwert Ende 2024: 23,5 Milliarden Dollar bei Anschaffungskosten von 13,8 Milliarden Dollar.
  • Warnsignal oder Chance?: Die historische Cash-Position erinnert an Phasen vor der Dotcom-Blase und der Finanzkrise 2008, als Buffetts Liquiditätsaufbau großen Marktkorrekturen vorausging – gleichzeitig bieten japanische Aktien einen Bewertungsabschlag von 32 Prozent gegenüber US-Märkten.

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Das japanische Engagement: Ein strategisches Langzeit-Investment

Die jüngste Aufstockung bei Mitsui ist nur der vorläufige Höhepunkt einer strategischen Neuausrichtung, die Buffett bereits 2019 einleitete. Berkshire Hathaway hält mittlerweile Beteiligungen zwischen 8,5 und 10,2 Prozent an den fünf größten japanischen Handelshäusern: Mitsui, Mitsubishi, Marubeni, Sumitomo und Itochu. Am 20. März 2025 hatte das Unternehmen seine Anteile an allen fünf Konzernen ausgeweitet, was die Kurse dieser Titel um mehrere Prozentpunkte nach oben katapultierte.

Der Marktwert dieser japanischen Beteiligungen belief sich Ende 2024 auf 23,5 Milliarden US-Dollar – bei Anschaffungskosten von lediglich 13,8 Milliarden Dollar. Buffett zeigte sich in seinem Aktionärsbrief vom Februar 2025 überzeugt: „Wir mögen die aktuelle Mathematik unserer Yen-balancierten Strategie. Die jährlichen Dividendenerträge aus den japanischen Investments werden 2025 voraussichtlich etwa 812 Millionen Dollar betragen, während die Zinskosten für unsere auf Yen lautenden Schulden bei etwa 135 Millionen Dollar liegen werden.“

Der Kontrast: Massive Verkäufe in den USA

Die Expansion in Asien steht in scharfem Kontrast zu Buffetts Verhalten am US-Aktienmarkt. Im zweiten Quartal 2025 verkaufte Berkshire rund 20 Millionen Apple-Aktien im Wert von etwa vier Milliarden Dollar. Binnen 24 Stunden nach Bekanntgabe sank der Apple-Kurs um knapp ein Prozent – ein Signal, das viele Investoren als vorsichtige Einschätzung der Tech-Bewertungen interpretieren.

Noch drastischer ist das Gesamtbild: Berkshire Hathaway war elf Quartale in Folge Netto-Verkäufer von Aktien. In 2024 allein veräußerte das Konglomerat Wertpapiere im Umfang von 134 Milliarden Dollar, wobei die beiden größten Positionen – Apple und Bank of America – besonders stark reduziert wurden. Die Apple-Beteiligung schrumpfte um 67 Prozent, obwohl Buffett das Unternehmen einst als „wahrscheinlich das beste Geschäft, das ich kenne“ bezeichnete.

Die wachsende Cash-Position als Warnsignal?

Parallel zu den Verkäufen türmt Berkshire Hathaway eine historische Cash-Reserve auf. Ende Juni 2025 erreichte die Liquiditätsposition mit 344 Milliarden Dollar einen neuen Rekordstand – mehr als das Konglomerat in börsennotierten Aktien hält (263 Milliarden Dollar) und mehr als Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft zusammen an Cash verfügen.

Diese Entwicklung weckt Erinnerungen an frühere Marktkorrekturen: Kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase und vor der Finanzkrise 2008 baute Buffett seine Aktienbestände massiv ab und erhöhte den Kassenbestand auf mehr als 70 Milliarden Dollar. Diese Umschichtungen gelten rückblickend als Frühindikator für die folgenden großen Verwerfungen an den Märkten.

„Das Problem ist: Was werden sie mit all diesem Cash machen?“, fragt Steven Check, Chief Investment Officer von Check Capital Management, der Berkshire seit Jahrzehnten beobachtet. James Shanahan, Senior Equity Research Analyst bei Edward Jones, berichtet von besorgten Finanzberatern: „Ich höre das von unseren Beratern: Warum sollten wir Aktien kaufen, wenn Warren Buffett keine Aktien kauft?“

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Historische Muster: Der Buffett-Effekt im Detail

Die Marktreaktionen auf Buffetts Transaktionen folgen einem komplexen, aber vorhersagbaren Muster, das sich über verschiedene Anlageklassen, Märkte und Zeiträume hinweg beobachten lässt. Eine systematische Analyse zeigt die Vielschichtigkeit dieses Phänomens.

Phase 1: Die unmittelbare Reaktion (Tag 0-5)

Constellation Brands und Domino’s Pizza (Q4 2024): Als Berkshire Hathaway im vierten Quartal 2024 rund 1,2 Milliarden Dollar in Constellation Brands – den Produzenten von Corona, Modelo und Robert Mondavi Wein – investierte, setzte binnen 48 Stunden nach Bekanntgabe eine markante Marktbewegung ein. Die Aktie verzeichnete einen Kursanstieg von 6,2 Prozent, begleitet von einem Handelsvolumen, das 340 Prozent über dem durchschnittlichen Tagesumsatz der vorangegangenen 30 Tage lag.

Bei Domino’s Pizza, wo Berkshire 1,1 Millionen Aktien erwarb, fiel die Reaktion mit 4,8 Prozent Kurszuwachs etwas moderater aus, jedoch bei einem um 280 Prozent erhöhten Handelsvolumen. Die unterschiedliche Intensität lässt sich durch mehrere Faktoren erklären: Constellation Brands war zu diesem Zeitpunkt bereits unter Value-Investoren bekannt, während Domino’s aufgrund seiner Growth-Charakteristika als weniger typisch für Buffetts Stil galt – was die Überraschung und damit die Reaktion dämpfte.

Die japanischen Handelshäuser (März 2025): Die Aufstockung der Beteiligungen an Mitsui, Mitsubishi, Sumitomo, Itochu und Marubeni am 20. März 2025 löste eine konzertierte Marktbewegung aus. Die fünf Titel verzeichneten durchschnittliche Kursgewinne von 3,4 Prozent am Tag der Bekanntgabe, wobei Mitsui mit 4,1 Prozent die stärkste Reaktion zeigte. Bemerkenswert war die Synchronität: Alle fünf Handelshäuser eröffneten mit Kurssprüngen und hielten diese Gewinne über den gesamten Handelstag.

Der Nikkei 225 gewann 0,8 Prozent hinzu – eine scheinbar moderate Bewegung, die jedoch bei genauerer Betrachtung signifikant ist. Die fünf Sogo Shosha machen zusammen etwa 3,2 Prozent des Nikkei-Gewichts aus. Ihre kollektiven Kursgewinne von durchschnittlich 3,4 Prozent trugen mathematisch etwa 0,11 Prozentpunkte zum Indexanstieg bei. Die verbleibenden 0,69 Prozentpunkte deuten auf einen Spillover-Effekt hin: Buffetts Bekenntnis zu Japan hob die Stimmung für den gesamten Markt.

Die Ankündigung vom 22. September 2025: Als Buffett die Überschreitung der 10-Prozent-Schwelle bei Mitsui verkündete, reagierte der Markt mit chirurgischer Präzision. Mitsui stieg intraday um 2,5 Prozent, während die vier anderen Handelshäuser Zugewinne von 1,2 Prozent (Sumitomo) bis 2,8 Prozent (Mitsubishi) verzeichneten. Das Handelsvolumen bei Mitsui war 420 Prozent über dem Durchschnitt – ein klares Zeichen für die Aufmerksamkeit institutioneller Investoren.

Phase 2: Der Nachklang (Tage 6-30)

Die mittelfristige Entwicklung offenbart ein differenzierteres Bild. Bei Constellation Brands und Domino’s Pizza folgte auf die initiale Euphorie eine Phase der Konsolidierung. Constellation Brands gab in den folgenden zwei Wochen 2,1 Prozentpunkte der ursprünglichen Gewinne wieder ab, endete jedoch nach 30 Tagen mit einem Nettogewinn von 4,1 Prozent gegenüber dem Vor-Ankündigungs-Niveau – eine Überperformance von 2,3 Prozentpunkten gegenüber dem S&P 500 Consumer Staples Sektor.

Domino’s Pizza zeigte ein volatileres Muster: Nach der initialen 4,8-Prozent-Rally fiel die Aktie zwischenzeitlich sogar unter das Ausgangsniveau, bevor sie sich erholte und nach 30 Tagen mit einem Plus von 3,2 Prozent schloss. Diese Schwankungen reflektieren die Unsicherheit der Marktteilnehmer, ob Buffetts Investment eine fundamentale Neubewertung der Wachstumsaussichten signalisiert oder eine Ausnahme von seiner traditionellen Strategie darstellt.

Die japanischen Handelshäuser wiesen eine bemerkenswerte Stabilität auf. Über die 30 Tage nach der März-Ankündigung verloren sie durchschnittlich nur 0,7 Prozentpunkte ihrer initialen Gewinne, was auf eine fundamentale Neubewertung hindeutet statt auf bloße Spekulation. Die Outperformance gegenüber dem Topix betrug nach 30 Tagen durchschnittlich 2,9 Prozentpunkte – ein Hinweis darauf, dass Investoren Buffetts Analyse der strukturellen Vorteile dieser Unternehmen teilten.

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Risiko-Hinweis: Der Handel mit CFDs ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust der gesamten Kapitaleinlage führen. Zwischen 68 % und 89 % der Kleinanlegerkonten verlieren beim Handel mit CFD Geld! Informieren Sie sich darum ausführlich, wie der CFD-Handel funktioniert. Sie sollten keine Gelder einsetzen, deren Verlust Sie im schlimmsten Fall nicht verkraften könnten. Stellen Sie sicher, dass Sie alle mit dem CFD-Handel verbundenen Risiken verstanden haben.

Die Mechanismen hinter dem Buffett-Effekt

Informationsasymmetrie und Signaling Theory: Buffetts Investitionsentscheidungen fungieren als kraftvolles Signal in einem Markt mit unvollständiger Information. Seine 60-jährige Erfolgsbilanz mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 20 Prozent verleiht seinen Entscheidungen außerordentliche Glaubwürdigkeit. Wenn Buffett investiert, interpretieren rationale Marktteilnehmer dies als Indikator, dass der innere Wert des Unternehmens über dem aktuellen Marktpreis liegt.

Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt bei weniger analysierten oder verstandenen Unternehmen. Die japanischen Handelshäuser – mit ihren komplexen, diversifizierten Geschäftsmodellen über Hunderte von Tochterunternehmen – galten vielen westlichen Investoren als undurchsichtig. Buffetts Investment diente als heuristischer „Shortcut“: Wenn der meistrespektierte Value-Investor die Komplexität durchdrungen und Wert gefunden hat, erscheint das eigene Investment weniger riskant.

Herdenverhalten und Momentum: Der initiale Kursanstieg nach einer Buffett-Ankündigung löst selbstverstärkende Mechanismen aus. Momentum-Strategien, die etwa 15-20 Prozent des gehandelten Volumens an entwickelten Märkten ausmachen, beginnen automatisch zu kaufen, wenn Aktien relative Stärke zeigen. Dies verstärkt den ursprünglichen Effekt.

Quantitative Analysen zeigen, dass etwa 40-45 Prozent des Handelsvolumens in den ersten fünf Tagen nach einer Buffett-Ankündigung auf algorithmische Strategien zurückzuführen ist, die auf Nachrichtenereignisse reagieren. Diese „News-Momentum-Strategien“ suchen systematisch nach Ankündigungen von Insider-Käufen oder prominenten Investoren und initiieren Käufe innerhalb von Millisekunden.

Mediale Amplifikation: Die Berichterstattung über Buffetts Transaktionen folgt einem vorhersagbaren Zyklus. Finanznachrichtendienste veröffentlichen typischerweise innerhalb von 30-60 Minuten nach regulatorischen Einreichungen erste Meldungen. Innerhalb von 6-12 Stunden folgen Analysen in Mainstream-Medien. Nach 24-48 Stunden erscheinen tiefgehende Analysen in Fachpublikationen.

Diese mediale Kaskade erreicht verschiedene Investorensegmente zu unterschiedlichen Zeitpunkten: Institutionelle Investoren reagieren auf die initialen Bloomberg- oder Reuters-Meldungen, vermögende Privatanleger auf Wall Street Journal- oder Financial Times-Artikel, und Retail-Investoren auf populäre Finanzportale. Das gestaffelte Interesse führt zu mehreren Wellen erhöhter Nachfrage.

Kulturelle und geografische Unterschiede

Die Reaktion auf Buffetts Japan-Investments zeigt interessante kulturelle Nuancen. In Japan genießt Buffett einen nahezu legendären Status – dortige Medien bezeichnen ihn häufig als „Tōshi no Kamisama“ (投資の神様), den „Gott des Investierens“. Die Ankündigung vom 22. September 2025 dominierte nicht nur die Wirtschaftsnachrichten, sondern fand Eingang in Hauptnachrichten-sendungen zur Primetime.

Ryunosuke Shibata, Analyst bei SBI Securities, bemerkte: „Die Tatsache, dass der ‚Gott des Investierens‘ weiter kauft, ist ein Rückenwind für die Aktien japanischer Handelshäuser.“ Diese kulturelle Ehrerbietung verstärkt den Effekt über das rein Finanzielle hinaus – Buffetts Engagement wird als Bestätigung der japanischen Wirtschaftsreform und Corporate-Governance-Verbesserungen interpretiert.

Im Kontrast dazu zeigten Buffetts US-Investments wie Constellation Brands und Domino’s eher nüchterne, fundamental getriebene Reaktionen. US-Märkte, die täglich mit Tausenden von Insider-Transaktionen und institutionellen Investments konfrontiert sind, haben eine höhere Schwelle für Überraschung entwickelt.

Negative Signale: Der inverse Buffett-Effekt

Ebenso aufschlussreich wie Käufe sind Buffetts Verkäufe. Der Abbau der Apple-Position im zweiten Quartal 2025 – Verkauf von etwa 20 Millionen Aktien im Wert von vier Milliarden Dollar – führte zu einem Kursverlust von 0,9 Prozent innerhalb von 24 Stunden. Über die folgenden 30 Tage underperformte Apple den Nasdaq 100 um 2,3 Prozentpunkte.

Interessanterweise war die initiale Reaktion moderater als bei vergleichbaren Käufen – möglicherweise weil Investoren rationalisierten, dass Buffett aus Portfoliomanagement-Gründen oder aufgrund der schieren Größe seiner Apple-Position verkaufte, nicht notwendigerweise aus fundamentalen Bedenken. Dennoch blieb ein Nachgeschmack der Unsicherheit.

Die massiven Verkäufe von Bank of America-Aktien in 2024 (Reduktion um 41 Prozent) führten zu einer kumulativen Underperformance von 7,8 Prozent gegenüber dem Finanzsektorindex über sechs Monate – ein deutliches Signal, dass Buffetts Verkäufe als Warnsignal interpretiert werden.

Persistenz und Langfristigkeit

Die entscheidende Frage ist: Wie dauerhaft ist der Buffett-Effekt? Akademische Studien zu „Celebrity Investor Effects“ zeigen, dass die initialen Kursreaktionen über längere Zeiträume teilweise reversieren, aber ein signifikanter Resteffekt bestehen bleibt.

Bei Buffetts japanischen Handelshäusern ist die langfristige Performance beeindruckend: Seit seiner ersten öffentlichen Bekanntgabe im August 2020 haben die fünf Sogo Shosha den Topix um durchschnittlich 145 Prozent outperformt (Gesamtrendite der fünf Titel: +178 Prozent vs. Topix: +33 Prozent im gleichen Zeitraum). Diese Outperformance lässt sich nur teilweise durch den initialen Buffett-Effekt erklären – sie reflektiert fundamentale Verbesserungen in Profitabilität, Kapitalallokation und Shareholder-Orientierung, die Buffett antizipierte.

Implikationen für Anleger

Der Buffett-Effekt bietet verschiedene Handelsmöglichkeiten, aber auch Fallstricke:

Für Momentum-Trader: Die ersten 2-5 Handelstage nach einer Ankündigung bieten potenziell profitable Gelegenheiten, bergen aber erhebliche Risiken. Die Bid-Ask-Spreads weiten sich typischerweise um 40-60 Prozent aus, und Slippage kann Gewinne auffressen. Zudem ist das Timing kritisch – wer zu spät einsteigt, kauft möglicherweise auf dem Höhepunkt der initialen Euphorie.

Für Value-Investoren: Die interessantere Strategie liegt darin, Buffetts Analyse zu replizieren statt seinem Trade zu folgen. Bei den japanischen Handelshäusern war der ideale Einstiegspunkt 2019-2020, als Buffett akkumulierte – nicht 2025, als er über die 10-Prozent-Grenze ging. Investoren, die verstehen, warum Buffett investiert, können ähnliche Gelegenheiten in vergleichbaren Situationen identifizieren.

Für Index-Investoren: Der Spillover-Effekt auf Gesamtmärkte (Nikkei +0,8 Prozent) suggeriert, dass Buffetts große strategische Shifts – wie sein Japan-Commitment – breitere Marktrotationen auslösen können. Das könnte Umschichtungen in Richtung unterbewerteter Märkte rechtfertigen.

Warum Japan? Die strategische Logik

Buffetts Faszination für die japanischen Handelshäuser hat mehrere Gründe. Die fünf Sogo Shosha operieren „in einer Art und Weise, die Berkshire selbst ähnelt“, wie er in seinem Aktionärsbrief 2025 schrieb. Diese Konglomerate sind in Sektoren wie Energie, Metalle, Maschinen, Chemie, Lebensmittel und Textilien tätig – von vorgelagerten Rohstoffprojekten bis zu nachgelagerten Verarbeitungsprozessen.

Die Attraktivität liegt in mehreren Faktoren:

Bewertung: Als Buffett 2019 erstmals investierte, wiesen die Unternehmen Kurs-Buchwert-Verhältnisse von lediglich 0,5 bis 0,7 auf, bei Dividendenrenditen von über fünf Prozent. Selbst nach Jahren steigender Kurse bleiben die Bewertungen moderat.

Dividendenstärke: Die fünf Handelshäuser schütten durchschnittlich 46 Prozent ihrer Gewinne als Dividenden aus – deutlich mehr als die 31 Prozent der S&P-500-Unternehmen. Die erwarteten Dividendenrenditen für die nächsten zwölf Monate liegen bei über 3,5 Prozent, während der Tokyo Stock Exchange Index nur 2,7 Prozent bietet.

Währungsabsicherung: Berkshire finanziert einen Teil der Investitionen durch Yen-denominierte Anleihen zu extrem niedrigen Zinsen (Bank of Japan Leitzins: 0,5 Prozent). Dies schafft eine attraktive Arbitrage zwischen niedrigen Finanzierungskosten und hohen Dividendenerträgen.

Corporate Governance: Japan durchläuft seit Jahren eine strukturelle Reform der Unternehmensführung. Über 50 Prozent der japanischen Unternehmen weisen mittlerweile positive Netto-Cashflows auf – ein deutlicher Anstieg. Die Fokussierung auf Aktionärsrenditen hat sich massiv verbessert.

Bewertungskontrast: USA vs. Japan

Die unterschiedliche Allokation wird durch extreme Bewertungsunterschiede gerechtfertigt. Der S&P 500 handelt aktuell beim 22,4-fachen der erwarteten Gewinne, deutlich über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 18,6. Das Shiller-KGV des S&P 500 erreichte im Dezember 2024 nahezu 39 – den höchsten Wert im aktuellen Bullenmarktzyklus und das dritthöchste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1871.

Im Vergleich dazu handeln japanische Aktien mit einem Bewertungsabschlag von etwa 32 Prozent gegenüber US-Märkten. Dieser Discount bietet erhebliches Aufholpotenzial, während ausländische Kapitalströme und verbesserte Unternehmensqualität das strukturelle Umfeld unterstützen.

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Die Nachfolge-Dimension

Die strategische Neuausrichtung könnte auch mit der anstehenden Führungsübergabe zusammenhängen. Im Mai 2025 kündigte Buffett an, dass sein designierter Nachfolger Greg Abel bis Ende des Jahres die CEO-Position übernehmen soll. Buffett bleibt zwar Chairman, könnte aber die Decks für Abel räumen wollen.

„Einige könnten sagen, dass dies Haushaltsführung ist, dass er alles aufräumt und sich darauf vorbereitet, das Unternehmen zu übergeben“, erklärte James Shanahan. „Er würde Greg Abel einen guten Startpunkt geben wollen und keine Altlasten hinterlassen.“

Buffett selbst betonte in seinem Aktionärsbrief: „Ich erwarte, dass Greg und seine eventuellen Nachfolger diese japanische Position viele Jahrzehnte halten werden, und dass Berkshire andere Wege finden wird, in Zukunft produktiv mit den fünf Unternehmen zusammenzuarbeiten.“

Was bedeutet das für Anleger?

Die Implikationen von Buffetts strategischer Neuausrichtung sind vielschichtig:

Kurzfristig: Buffetts Transaktionen haben nachweislich unmittelbare Markteffekte. Die Aufstockung bei Mitsui am 22. September 2025 führte zu sofortigen Kursgewinnen von 2,5 Prozent bei Mitsui und ein bis drei Prozent bei den anderen Handelshäusern. Anleger, die auf den „Buffett-Effekt“ setzen, können von diesen kurzfristigen Bewegungen profitieren.

Mittelfristig: Die massive Cash-Position und die Verkäufe am US-Aktienmarkt werden von vielen als Vorsichtssignal interpretiert. Buffett meidet keine Märkte aus Prinzip, sondern aus Bewertungsgründen. Bei einem Shiller-KGV nahe 39 für den S&P 500 sieht er schlicht keine attraktiven Gelegenheiten. Dies könnte auf eine bevorstehende Korrektur hindeuten – auch wenn das Timing solcher Ereignisse notorisch schwierig ist.

Langfristig: Buffetts Japan-Strategie bietet einen Blueprint für diversifizierte Anleger. Japanische Aktien kombinieren moderate Bewertungen, verbesserte Corporate Governance, attraktive Dividenden und Exposure zu globalen Wachstumsmärkten. Der strukturelle Reset des japanischen Aktienmarktes steht möglicherweise erst am Anfang.

Die Warnung vor blindem Nachahmen

Trotz der Verlockung, Buffetts Strategie zu kopieren, sollten Anleger wichtige Unterschiede beachten. Berkshire Hathaway kann seine japanischen Investments durch günstige Yen-Anleihen finanzieren – eine Option, die Privatanlegern nicht zur Verfügung steht. Zudem ermöglicht Berkshires schiere Größe Direktinvestitionen und Verhandlungen mit den Unternehmen, die für kleinere Investoren unmöglich sind.

Dennoch können Anleger über ETFs wie den WisdomTree Japan Hedged Equity Fund (ISIN: IE00BVXC4854) oder den WisdomTree Japan Equity ETF (ISIN: IE00BYQCZN58) ähnliche Exposures aufbauen. Letzterer allokiert etwa 45 Prozent seines Portfolios zu den fünf Handelshäusern – mehr als Berkshire aufgrund regulatorischer Beschränkungen halten kann.

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Fazit: Ein Signal in turbulenten Zeiten

Warren Buffetts Ausweitung seiner Asien-Investments bei gleichzeitigem Abbau US-amerikanischer Positionen sendet ein klares Signal: Der 94-jährige Investor sieht in Japan ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis als in den hochbewerteten US-Märkten. Ob seine rekordhohe Cash-Position ein Vorbote größerer Marktverwerfungen ist oder lediglich Ausdruck mangelnder Gelegenheiten, wird die Zeit zeigen.

Für Anleger gilt: Buffetts Transaktionen sollten nicht blind nachgeahmt, aber durchaus ernst genommen werden. Seine Erfolgsbilanz über Jahrzehnte hinweg rechtfertigt Aufmerksamkeit. Wer seinen eigenen Portfolioallokationen kritisch hinterfragt und möglicherweise untergewichtete Regionen wie Japan in Betracht zieht, könnte von ähnlichen Überlegungen profitieren wie der Oracle of Omaha.

Eines steht fest: Wenn Warren Buffett mehr Vertrauen in japanische Handelshäuser als in Apple zeigt, verdient diese Entscheidung mehr als nur eine Fußnote in der Finanzgeschichte.

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Weiterführende Quellen und Links