Ausblick: Zehn Trends für Anleger 2024

Mittwoch den 10.01.2024 - Abgelegt unter: Aktien, Brokernews, ETFs, Fonds, Konjunkturindikatoren, Kryptowährungen, Nachhaltig, Politik

2024 könnte ein aufregendes Jahr für Anleger werden,…allerdings sind die Konjunktur-Erwartungen für Deutschland und die Eurozone eher verhalten, geopolitische Konflikte sorgen für Unruhe auf dem Parkett und politische Ereignisse wie die Wahlen (in 40 verschienen Ländern!) könnten den Verlauf des Börsenjahres massiv beeinflussen. Lichtblicke gibt es hingegen für Krypto-Anleger: Hier könnten auch im neuen Jahr steigende Kurse für ordentliche Renditen sorgen. Auch Dividenden-Aktionäre dürften sich freuen – die DAX-Dividenden werden aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich steigen. Unser Ausblick auf die Top 10-Trends, die das Börsenjahr 2024 beinflussen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • 2024 wird wieder ein spannendes Jahr für Anleger.
  • Die Konjunktur-Erwartungen für Deutschland sind eher verhalten.
  • Dividenden-Aktionäre und Krypto-Anleger könnten 2024 profitieren.

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Trend 1: Der Konjunkturmotor stottert 2024

Betrachten wir die Konjunktur-Erwartungen für Deutschland, sind die Zahlen alles andere als rosig. Laut dem ifo Institut liegt das Wachstum der Wirtschaft hierzulande im laufenden Jahr lediglich bei 0,9 bzw. 0,7 Prozent (aufgrund der Haushaltssituation) und selbst 2025 sind nur 1,3 Prozent vorgesehen. Gründe für die trübe Konjunkturlage: Diverse Unsicherheiten, ansteigende Sparneigung bzw. Konsumverzicht bei Verbrauchern sowie entsprechend sinkende Investitionsabsichten bei Unternehmen.

Das Institut für Wirtschaftsforschung IW sieht für 2024 sogar weiterhin eine Rezession vor, da die Haushaltskrise nicht nur den Bürgern aufs Gemüt schlägt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird, so die Prognose, um 0,5 Prozent zurückgehen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet mit einem leichten Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,7 Prozent. Die Bundesregierung zeigt sich hingegen optimistischer mit 1,3 Prozent. Beides eher am oberen Ende des Spektrums gedacht.

Blicken wir auf die Eurozone, halten sich die Aussichten ebenfalls in Grenzen. So zeigte die Prognose der EU-Kommission für 2024 zuletzt ein Wachstum von 0,60 Prozent – vorab waren zwei Senkungen der Schätzung vorangegangen. In den USA sind die Vorzeichen auf eine konjunkturelle Stabilisierung zwar gut (mit zuletzt guten Zahlen vom Arbeitsmarkt), aber nicht in Stein gemeißelt. Die Zeit für eine Entwarnung ist noch nicht gekommen. Fazit: Der konjunkturelle Krisenmodus bleibt akut.

Trend 2: Inflationsziel wird 2024 nicht erreicht und die Leitzinsen sinken langsam

Ganz eng mit den konjunkturellen Aussichten verknüpft ist die Entwicklung der Inflation. In der Eurozone stieg der Wert im Dezember 2023 wieder auf 2,9 Prozent (Vormonat 2,4 Prozent) und in Deutschland auf 3,7 Prozent (November: 3,2 Prozent). Für den Jahresbeginn 2024 sehen Ökonomen auch keine dramatisch sinkenden Werte. Erst danach dürfte sich ein Abwärtstrend einstellen. Das jener aber rasend schnell vonstattengeht, halten wir für unwahrscheinlich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) prognostiziert für 2024 eine Inflation von 2,7 Prozent und 2,1 Prozent für 2025. Die Kerninflation soll ebenfalls bei 2,7 Prozent 2024 landen und 2025 rund 2,3 Prozent betragen. In der USA sehen die Experten 2,3 Prozent für 2024 voraus und knapp 2,1 Prozent im folgenden Jahr.

Während die positiven Zahlen schnelle Zinssenkungsvisionen verschiedenster Institutionen triggern (bestenfalls noch im 1. Quartal 2024), sehen wir noch Unwägbarkeiten (und Auswirkungen von Sondereffekten) und rechnen mit größeren Anpassungen erst im späten 2. bzw. 3. Quartal, zumindest was die Eurozone betrifft. Auch Leitzinssenkungen von bis zu 150 Basispunkten bis Jahresende sind wohl eher Wunschdenken von Marktteilnehmern. Fazit: Anleger sollten sich darauf einstellen, dass manche Werte nicht so rasant sinken, wie sie gestiegen sind.

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Trend 3: DAX-Dividenden steigen

Wer hierzulande in Unternehmen investiert, die sich im DAX befinden, könnte viel Freude mit steigenden Dividenden haben. Nach aktuellen Prognosen des Handelsblatts summieren sich die Gewinnausschüttungen der Top 40-Unternehmen in Deutschland auf rund 52,4 Milliarden Euro. 2022 waren es noch 50,7 Milliarden und vor zehn Jahren „nur“ 28,0 Milliarden Euro (2013). Diese Aussichten für die nächsten Zahlungen basieren auf der bisherigen Dividendenpolitik und den letzten Quartalszahlen. Insgesamt dürften, so die Analysten, 21 Unternehmen ihre Dividenden erhöhen – u. a. SAP, E.ON und RWE. Ebenfalls positiv: 18 Unternehmen werden wohl eine Dividendenrendite von über 3,00 Prozent für das Geschäftsjahr 2023 gewähren.

Fazit: Die Dividende bleibt auch 2024 ein Freund der Anleger. Inwiefern die Auszahlungen aber immer weiter in Rekordhöhen springen, bleibt ungewiss.

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Trend 4: Unsicherheitsfaktoren USA und China

Wir sprechen hier nicht nur von den momentanen Krisenherden, die uns wohl auch 2024 leider erhalten bleiben, sondern auch von neuen „Baustellen“. Erneut wenden wir uns im Herbst den US-Präsidentschaftswahlen zu. Generell entwickeln sich die US-Börsenkurse in amerikanischen Wahljahren eher schwach (wir verweisen auf entsprechende Aussagen von Goldman Sachs und PFG Private Wealth). Hinzu kommt der Faktor, dass – vor allem aus europäischer Sicht – der Ausgang der Wahl ein gewisser Richtungsentscheid sein wird.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor befindet sich am anderen Ende der Weltkarte, in China. Die Konjunktur der wichtigsten Volkswirtschaft in Asien schwächelte 2023 immer noch ein wenig und Anleger hatten sich von der Erholungsphase nach den Corona-Jahren sicherlich mehr versprochen. Immerhin: Das chinesische BIP lag im 3. Quartal 2023 bei 4,9 Prozent und insgesamt wurden die vorgegebenen 5,00 Prozent von Peking fest ins Auge gefasst. Insofern scheinen die stimulierenden Maßnahmen Wirkung zu zeigen – wenngleich langsamer als erhofft. Zudem bleiben einige schwierigen Faktoren bestehen, darunter die Immobilienkrise des Landes, hohe Jugendarbeitslosigkeit und globale Spannungen, die sich in der Handelsbilanz niederschlagen. Nicht zuletzt das Thema Taiwan dürfte Anleger beunruhigen.

Trend 5: Neue Handelsabkommen entstehen

Bei dieser Aussage bedienen wir uns dreist an einer Prognose der Deutschen Bank bzw. von deren Chefanlagestrategen Dr. Ulrich Stephan, der eine Vielzahl neuer Handelsabkommen prognostiziert – allerdings „weniger auf multi- als auf bilateraler Ebene.“ „Near- und Friendshoring heißen die neuen wirtschaftspolitischen Waffen im Kampf um die Gunst verlässlicher Partner“, so die Aussage. Damit verschieben sich Interessensbeziehungen oder es entstehen neue Partnerschaften. Auch werden einige Staaten, speziell in Europa, enger zusammenrücken müssen und sie werden sich damit wohl auch stärker von anderen Machtzentren abgrenzen bzw. sich emanzipieren müssen. Die Handelswelt verschiebt sich und verabschiedet sich (ein wenig) von einheitlichen Bestrebungen.

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Trend 6: Nachhaltige Geldanlagen weiter attraktiv

Nachhaltige Geldanlagen bleiben beliebt: Das belegen steigende Anlagevolumen in nachhaltigen Fonds und ETFs, aber auch diverse Studien zur Thematik. So hat eine Studie der Verbraucherzentrale ergeben, dass mehr als die Hälfte der Anleger bereit sind, Geld nachhaltig anzulegen, die große Mehrheit aber nicht auf die Rendite verzichten möchte.

Das müssen Anleger auch gar nicht. Die Renditen nachhaltiger Fonds und ETFs können sich durchaus sehen lassen: So konnte der DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz in den letzten fünf Jahren über 95 Prozent an Wert gewinnen, der iShares MSCI World SRI ETF im gleichen Zeitraum knapp 90 Prozent. Vergleicht man die Renditen mit denen des DAX (53 Prozent Plus in fünf Jahren) oder dem MSCI World (61 Prozent Plus in fünf Jahren) wird das große Potenzial nachhaltiger Anlagen deutlich. Ein nachhaltiges Investment könnte sich also auch im Jahr 2024 wieder lohnen.

Trend 7: Spannendes Jahr für Kryptowährungen

2024 könnte wieder ein Jahr für Krypto-Anleger werden. Während sich zum Anfang des Jahres 2023 wenig am Krypto-Markt getan hatte und die Kurse für Bitcoin und Co. sich eher seit- oder abwärts bewegt hatten, konnten viele Kryptowährungen zum Jahresende hin deutlich an Wert gewinnen. Die wohl bekannteste Kryptowährung Bitcoin ist beispielsweise so stark gestiegen, dass bis zum Jahresende über 160 Prozent Kursgewinn innerhalb eines Jahres erzielt werden konnten. Ethereum konnte im gleichen Zeitraum rund 60 Prozent an Wert gewinnen.

Und es könnte weiterhin gut laufen für Krypto-Anleger: Im April 2024 wird voraussichtlich das nächste Bitcoin Halving stattfinden, ein Mechanismus gegen die Inflation, bei dem die monetäre Belohnung für die Bitcoin-Miner halbiert wird. Es gab insgesamt schon drei dieser Halvings und jedes Mal kam es danach zu einem Aufwärtstrend. Das Thema Bitcoin Halving haben wir in diesem Ratgeber genauer erläutert. Trotz des aktuell hohen Bitcoin-Kurses könnte sich ein Halten der Position oder eine Neuanlage in Bitcoin also durchaus lohnen.

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Quellen:

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Trend 8: Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Im letzten Jahr hat künstliche Intelligenz für viel Aufregung gesorgt: So ist durch Anwendungen wie ChatGPT das Bewusstsein für das Potenzial von KI gewachsen und stößt allgemein auf großes Interesse. Die Anwendungsbereiche sind dabei vielfältig: von Sprachassistenten über das autonome Fahren bis hin zur Krebsdiagnose kommt künstliche Intelligenz in vielen Bereiche zum Einsatz. Auch für Anleger haben sich interessante Möglichkeiten ergeben, KI-Vorreiter Microsoft konnte in einem Jahr knapp 60 Prozent an Wert gewinnen, Big-Data-Spezialist Palantir rund 150 Prozent und Chip-Hersteller Nvidia sogar über 200 Prozent. Alle diese Unternehmen beschäftigen sich auch mit KI.

Da die zugrundeliegende Technologie noch verhältnismäßig neu ist, kann auch in diesem Jahr mit sprunghaften und spektakulären Entwicklungen gerechnet werden. Für Anleger stellt sich jetzt die Frage, ob der Hype um Künstliche Intelligenz schon seinen Höhepunkt erreicht hat – oder gerade erst startet. Übrigens: In ChatGPT lässt sich leider immer noch nicht direkt investieren.

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Trend 9: E-Commerce vs. Einzelhandel

Die Deutschen kaufen wieder mehr im stationären Einzelhandel: Nach einem sprunghaften Anstieg des Online-Handels während der Corona-Pandemie sind wieder viele Deutsche zum Kauf im Einzelhandel zurückgekehrt. Allerdings gibt es eine Abweichung dieses Trends: Laut einer aktuellen Studie der Postbank sind die 18- bis 39-Jährigen die Ausnahme – sie kaufen weiterhin deutlich mehr online. Als Gründe für den Online-Kauf wurde vor allem die große Auswahl, günstige Preise und Bequemlichkeit angegeben. Und diese Gründe bleiben aller Wahrscheinlichkeit nach weiter bestehen, zumal das Kaufverhalten der nachfolgenden Generationen sich der Altersgruppe 18 bis 39 anpassen dürfte.

E-Commerce-Unternehmen könnten also auch weiterhin zu den großen Gewinnern zählen – die Aktie von Online-Riesen Amazon ist im letzten Jahr um über 60 Prozent gestiegen, das Wertpapier des E-Commerce-Dienstleisters Shopify um über 100 Prozent. Kurspotenzial könnte sich beim Zahlungsdienstleister PayPal ergeben, die Aktie ist im letzten Jahr um über 20 Prozent gesunken, auch der chinesische Online-Riese Alibaba könnte aktuell unterbewertet sein – der Kurs der Aktie fiel im letzten Jahr um rund 37 Prozent.

Trend 10: Rüstungsindustrie boomt auch 2024

Leider sieht es auch zum Jahresanfang 2024 nicht so aus, als ob sich die unterschiedlichen geopolitischen Konflikte schnell lösen werden. Der Ukraine-Krieg ist weiterhin in vollem Gange und auch beim Nahost-Konflikt ist kein Ende in Sicht. Davon profitieren vor allem Rüstungskonzerne, die durch die gesteigerte Nachfrage nach Waffen und Panzern höhere Umsätze erzielen und steigende Aktienkurse verzeichnen. So ist die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall im letzten Jahr um rund 46 Prozent gestiegen, die Aktie des französischen Rüstungsherstellers Thale um knapp 20 Prozent. Tipp: Wie sich Kriege auf die Börse und auf Anleger auswirken, haben wir in diesem Ratgeber zusammengefasst.

Aktien von Rüstungsunternehmen könnten auch im Jahr 2024 weiterhin interessant sein, volle Auftragsbücher und eine allgemeine geplante Aufrüstung in Deutschland und vielen weiteren Teilen der westlichen Welt aufgrund des Ukraine-Kriegs spielen den Rüstungsunternehmen in die Karten. So verkündete Rheinmetall, die Produktion von Kampfpanzern, sowie von Artilleriegeschossen zu verdoppeln und den Kapazitätsausbau in der Rüstung voranzubringen. Neben der Aufrüstung in Deutschland sollen die produzierten Güter auch an NATO-Mitglieder wie Norwegen geliefert werden.

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Weiterführende Quellen:

FNG: Marktbericht 2023

Deutsche Bank: Prognosen für 2024

Wallstreet ONLINE: Wie sich US-Wahlen auf die Börse auswirken

Postbank: Die Deutschen shoppen wieder häufiger offline

Zuletzt aktualisiert am 30.01.2024