Reaktion der Börse auf Leitzinsänderungen

Die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of England – weltweit haben Zentralbanken in den letzten Monaten die Leitzinsen angepasst. Diese Entscheidungen beeinflussen die Finanzmärkte erheblich, da die Leitzinsen die Kosten der Kreditaufnahme für Unternehmen direkt bestimmen. Steigende Zinsen verteuern die Finanzierung, was Unternehmen belasten und Investitionen senken kann. Sinkende Zinsen hingegen fördern wirtschaftliches Wachstum und wirken oft stimulierend auf den Aktienmarkt. In diesem Ratgeber analysieren wir, wie sich Leitzinsänderungen seit 2008 auf verschiedene Indizes ausgewirkt haben und ob wiederkehrende Muster dabei erkennbar sind.
Das Wichtigste im Überblick:
- EZB, Fed oder BoE – Zentralbanken weltweit haben in den letzten Monaten die Leitzinsen angepasst.
- Die Leitzinsänderungen haben sich auch auf die Kurse von Aktien, ETFs und ganzen Indizes ausgewirkt.
- Steigende Zinsen sind meist ein Hinweis auf einen folgenden Bärenmarkt, sinkende Leitzinsen können Aktienkurse beflügeln.
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Inhaltsverzeichnis
Leitzins der EZB – aktuelle Entwicklung
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem Kurs fest und passt die Leitzinsen schrittweise weiter an. In einer erneuten Zinssenkung, beschlossen am 05. Juni 2025, wurde der Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft auf 2,15 Prozent gesenkt, während der für Banken und Sparer relevante EInlagenzins auf 2,00 Prozent fiel. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfaszilität wurde in dem Zuge ebenfalls angepasst, auf aktuell 2,40 Prozent. Mit dieser Maßnahme setzt die EZB ihre behutsame, aber kontinuierliche Lockerung der Geldpolitik fort und reagiert damit auf wirtschaftliche Entwicklungen sowie die Inflationslage.
Ab dem 11. Juni 2025 gelten also folgende Leitzinsen in der Eurozone:
- Hauptrefinanzierungssatz EZB: 2,15 Prozent
- Zinssatz der Einlagefazilität EZB 2,00 Prozent
- Spitzenrefinanzierungsfazilität EZB: 2,40 Prozent
Und wie geht es weiter? Da die Verbraucherpreise aktuell leicht über dem mittelfristigen Ziel der EZB von zwei Prozent liegen und die Kerninflation, also die Verbraucherpreise ohne die volatileren Komponenten Energie und Lebensmittel, noch leicht erhöht sind, tritt die Notenbank auf die Bremse. Nach mehreren Zinssenkungen in Folge scheint der Lockerungszyklus zumindest vorerst beendet zu sein.
Sollte die Kerninflation weiter steigen, könnte die EZB die Zinsen vorübergehend hochhalten und Zinnsenkungen vorerst verschieben. Fällt die Inflation unter oder nahe der angestrebten zwei Prozent, könnte es mittelfristig zu weiteren Senkungen kommen.
Leitzinsen International: Fed und BoE
Und International? Die weltweiten Notenbanken befinden sich 2025 in einer Phase zwischen Inflationsbekämpfung und Konjunkturstützung. Nach mehreren Jahren hoher Zinsen deutet sich nun in den großen Volkswirtschaften eine behutsame geldpolitische Lockerung an – allerdings mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Die Fed hat im September 2025 den aktuellen Zinsbereich für den Federal Funds Rate auf 4,00 bis 4,25 Prozent gesenkt. Die Gründe dafür sind eine nachlassende Preisdynamik, ein abkühlender Arbeitsmarkt und Anzeichen einer konjunkturellen Verlangsamung.Ein Großteil der Experten gehen von einer weiteren Zinssenkung dieses Jahr aus.
Die Bank of England hat den Leitzins im August 2025 auf 4,00 Prozent gesenkt. Damit sind die Zinsen aktuell immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Auch die Inflation bleibt mit rund vier Prozent deutlich über dem Ziel der BoE von etwa zwei Prozent, sodass weitere Senkungen wahrscheinlich sind.
- Aktueller Leitzins Federal Reserve (Fed): 4,00 bis 4,25 Prozent
- Aktueller Leitzins Bank of England (BoE): 4,00 Prozent
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Reaktionen von Indizes auf Leitzinsänderungen
Im Folgenden betrachten wir die Reaktion von Indizes wie dem DAX, dem Dow Jones oder dem S&P500, wenn sich die Leitzinsen der entsprechenden Zentralbanken gesenkt oder erhöht haben. Dabei betrachten wir alle Leitzinsänderungen der EZB, der BoE und der Fed seit dem Jahr 2008 bis 2025.
| Zentralbank | Index | Anzahl Senkungen | 1 Woche später (Minus/Plus) | 6 Monate später (Minus/Plus) | 12 Monate später (Minus/Plus) |
|---|---|---|---|---|---|
| EZB | DAX | 23 | 13 x Minus / 10 x Plus | 3 x Minus / 18 x Plus | 0 x Minus / 17 x Plus | EZB | EuroStoxx 50 | 22 | 12 x Minus / 10 x Plus | 7 x Minus / 14 x Plus | 1 x Minus / 16 x Plus |
| Bank of England | FTSE 100 | 15 | 7 x Minus / 8 x Plus | 4 x Minus / 10 x Plus | 2 x Minus / 10 x Plus |
| Fed | Dow Jones | 14 | 8 x Minus / 6 x Plus | 13 x Minus / 1 x Plus | 7 x Minus / 6 x Plus |
| Fed | S&P 500 | 14 | 7 x Minus / 7 x Plus | 9 x Minus / 4 x Plus | 5 x Minus / 8 x Plus |
| Quelle: Eigene Berechnungen / Stand: 10.2025 | |||||
Reaktion auf Zinssenkungen der EZB
- DAX: Nach 23 Zinssenkungen zeigte der DAX eine gemischte Reaktion eine Woche nach einer Leitzinssenkung (13-mal Minus, 10-mal Plus). Langfristig jedoch überwog der positive Effekt: 12 Monate nach den Senkungen gab es 17 Mal ein Plus und kein einziges Minus.
- EuroStoxx 50: Ähnlich verhält es sich mit dem EuroStoxx 50. Während die kurzfristige Reaktion uneinheitlich war (12-mal Minus, 10-mal Plus), zeigte der Index ein Jahr später in 16 von 17 Fällen einen positiven Verlauf.
Reaktion auf Zinssenkungen der BoE
- FTSE 100: Nach 15 Zinssenkungen hielt sich die Waage zwischen positiven und negativen Reaktionen eine Woche nach einer Senkung (7-mal Minus, 7-mal Plus). Über einen längeren Zeitraum dominierte jedoch das Plus: 12 Monate später verzeichnete der Index 10 Mal ein Plus bei nur 2 Minussen.
Reaktion auf Zinssenkungen der Fed
- Dow Jones: Die Reaktionen auf Zinssenkungen der Fed waren kurzfristig und langfristig stärker durchwachsen. Nach 14 Senkungen verzeichnete der Dow Jones in der Mehrzahl der Fälle Verluste, sowohl eine Woche später (8-mal Minus) als auch ein halbes Jahr später (13-mal Minus). Selbst nach 12 Monaten war das Bild geteilt, mit 7 Minussen gegenüber 6 Pluspunkten.
- S&P 500: Der S&P 500 zeigte ein ähnliches Bild. Während die kurzfristigen Reaktionen ausgeglichen waren (7-mal Minus, 7-mal Plus), überwogen nach einem Jahr positive Bewegungen (8-mal Plus gegenüber 5-mal Minus).
| Zentralbank | Index | Anzahl Erhöhungen | 1 Woche später (Minus/Plus) | 6 Monate später (Minus/Plus) | 12 Monate später (Minus/Plus) |
|---|---|---|---|---|---|
| EZB | DAX | 12 | 6 x Minus/ 6 x Plus | 3 x Minus/ 1 x Plus | 2 x Minus/ 10 x Plus | EZB | EuroStoxx 50 | 12 | 4 x Minus/ 8 x Plus | 3 x Minus/ 9 x Plus | 2 x Minus/ 10 x Plus |
| Bank of England | FTSE 100 | 16 | 4 x Minus/ 12 x Plus | 7 x Minus/ 9 x Plus | 4 x Minus/ 12 x Plus |
| Fed | Dow Jones | 20 | 10 x Minus/ 10 x Plus | 5 x Minus/ 14 x Plus | 3 x Minus/ 16 x Plus |
| Fed | S&P 500 | 20 | 12 x Minus/ 8 x Plus | 4 x Minus/ 15 x Plus | 3 x Minus/ 16 x Plus |
| Quelle: Eigene Berechnungen / Stand: 10.2025 | |||||
Reaktion auf Zinssenkungen der EZB
- DAX: Nach 12 Zinserhöhungen waren die kurzfristigen Reaktionen ausgeglichen (6-mal Minus, 6-mal Plus). Langfristig (nach 12 Monaten) überwiegt jedoch deutlich das Plus, mit 10 positiven Reaktionen bei nur 2 negativen.
- EuroStoxx 50: Eine Woche nach den Zinserhöhungen zeigte der Index häufiger positive Bewegungen (8-mal Plus gegenüber 4-mal Minus). Nach einem Jahr waren die positiven Reaktionen noch deutlicher (10-mal Plus, 2-mal Minus).
Reaktion auf Zinssenkungen der BoE
- FTSE 100: Von den 16 Zinserhöhungen führten kurzfristig 12 zu positiven Bewegungen (4-mal Minus). Auch nach 12 Monaten setzte sich der positive Trend fort, mit 12 positiven gegenüber 4 negativen Reaktionen.
Reaktion auf Zinssenkungen der Fed
- Dow Jones: Die kurzfristigen Reaktionen auf 20 Zinserhöhungen waren ausgeglichen (10-mal Minus, 10-mal Plus). Langfristig zeigte der Dow jedoch ein klares Plus: Nach 12 Monaten gab es 16 positive und nur 3 negative Entwicklungen.
- S&P 500: Ähnlich wie der Dow Jones zeigte der S&P 500 kurzfristig uneinheitliche Reaktionen (12-mal Minus, 8-mal Plus). Langfristig dominierte jedoch ein positives Bild, mit 16 positiven und nur 3 negativen Entwicklungen nach 12 Monaten.
Update: Reaktion von Indizes auf die jüngsten Leitzinsänderungen (Stand 10.2025)
18.09.2025: Beschluss zur erneuten Leitzinssenkung der Fed
Der Dow Jones reagierte Verhalten auf die Leitzinssenkung. Kurz nach den Änderungen stieg der Index leicht, danach kam ein längerer Abwärtstrend.
07.08.2025: Beschluss zur erneuten Leitzinssenkung der BoE
Der Euro Stoxx 50 reagiert sehr positiv auf die Leitzinssenkung der BoE. Der Index stieg nach der Anpassung deutlich an und ist auch aktuell auf einem sehr hohen Niveau.
11.06.2025: Beschluss zur erneuten Leitzinssenkung der EZB
Im Juni 2025 beschloss die EZB erneut, den Leitzins zu senken. Damit beschließt die EZB die achte Zinssenkung in Folge. Der DAX fiel unmittelbar danach leicht ab, legte nach dem kleinen Einbruch aber wieder deutlich zu.
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Risikohinweis: Die Investition in Wertpapiere birgt verschiedene Risiken.
DAX40
| Reaktionen des DAX auf Leitzinsänderungen der EZB | ||||||
|---|---|---|---|---|---|---|
| Datum | Leitzins | Zinsänderung | Veränderung beim DAX40 | |||
| 1 Woche | 1 Monat | 6 Monate | 12 Monate | |||
| 08.10.2008 | 3,75% | -0,5 | -3,03% | 0,24% | -13,08% | 8,07% |
| 06.11.2008 | 3,25% | -0,5 | -3,41% | -8,98% | -0,20% | 14,02% |
| 04.12.2008 | 2,50% | -0,75 | 4,45% | 8,96% | 10,97% | 27,46% |
| 15.01.2009 | 2,00% | -0,5 | -2,71% | 1,77% | 14,31% | 35,49% |
| 05.03.2009 | 1,50% | -0,5 | 7,06% | 18,66% | 43,46% | 59,04% |
| 02.04.2009 | 1,25% | -0,25 | 2,49% | 8,84% | 26,76% | 42,30% |
| 07.05.2009 | 1,00% | -0,25 | -1,37% | 5,68% | 14,09% | 18,96% |
| 07.04.2011 | 1,25% | 0,25 | -0,45% | 4,37% | -21,36% | -5,62% |
| 07.07.2011 | 1,50% | 0,25 | -3,44% | -16,53% | -18,41% | -14,21% |
| 03.11.2011 | 1,25% | -0,25 | -4,33% | -0,86% | 9,15% | 20,07% |
| 08.12.2011 | 1,00% | -0,25 | -2,45% | 3,12% | 4,59% | 27,97% |
| 05.07.2012 | 0,75% | -0,25 | -1,78% | 5,05% | 18,68% | 19,44% |
| 02.05.2013 | 0,50% | -0,25 | 3,78% | 4,86% | 13,47% | 20,02% |
| 07.11.2013 | 0,25% | -0,25 | 0,76% | 1,01% | 5,80% | 2,32% |
| 05.06.2014 | 0,15% | -0,1 | -0,09% | 0,62% | -0,97% | 12,56% |
| 04.09.2014 | 0,05% | -0,1 | -0,34% | -5,44% | 18,30% | 3,23% |
| 10.03.2016 | 0,00% | -0,05 | 4,15% | 1,31% | 12,39% | 25,95% |
| 27.07.2022 | 0,50% | 0,50 | 4,10% | -2,08% | 15,10% | 24,64% |
| 14.09.2022 | 1,25% | 0,75 | -2,00% | -4,53% | 15,26% | 20,16% |
| 02.11.2022 | 2,00% | 0,75 | 3,10% | 9,60% | 20,32% | 14,23% |
| 21.12.2022 | 2,50% | 0,50 | -1,22% | 6,64% | 13,66% | 18,37% |
| 08.02.2023 | 3,00% | 0,50 | 0,61% | 1,43% | 2,35% | 10,18% |
| 22.03.2023 | 3,50% | 0,50 | 0,45% | 4,01% | 1,97% | 19,98% |
| 10.05.2023 | 3,75% | 0,25 | 0,34% | 0,34% | -3,77% | 18,13% |
| 21.06.2023 | 4,00% | 0,25 | -0,46% | 0,96% | 4,15% | 13,45% |
| 02.08.2023 | 4,25% | 0,25 | 0,14% | -1,12% | 5,63% | 10,2% |
| 20.09.2023 | 4,50% | 0,25 | -3,04% | -5,29% | 14,72% | 19,21% |
| 12.06.2024 | 4,25% | -0,25 | -3,02% | 0,64% | 9,63% | 27,59% |
| 18.09.2024 | 3,65% | -0,60 | 1,10% | 5,05% | 24,95% | 26,52% |
| 23.10.2024 | 3,40% | -0,25 | -0,62% | -0,28% | 13,34% | |
| 18.12.2024 | 3,15% | -0,25 | -1,28% | 3,26% | 16,95% | |
| 05.02.2025 | 2,90% | -0,25 | 2,60% | 6,93% | 10,47% | |
| 12.03.2025 | 2,65% | -0,25 | 2,70% | -10,15% | 4,51% | |
| 23.04.2025 | 2,40% | -0,25 | 5,69% | 11,01% | ||
| 11.06.2025 | 2,15% | -0,25 | -2,64 | 1,28% | ||
| Quelle: Eigene Berechnungen / Ariva.de | ||||||