MSCI World: Lohnt sich der Index noch als Basis-Investment?

Donnerstag den 16.11.2023 - Abgelegt unter: Aktien, Börse, ETFs, Fonds, Index

Seit Jahren gilt der MSCI-Index unter Anlegern als der wesentliche Index, in den man investieren muss, will man langfristig stabile Renditen erzielen. Doch diese Auffassung hat in den letzten Wochen scheinbare Risse bekommen, denn es wurden Zweifel kommuniziert und der Kurs gab leicht nach. Für den Index spricht eine Rendite von über elf Prozent seit Jahresbeginn und der Vorteil eines breit diversifizierten Investments. Verliert der MSCI World seinen Ruf als Basis-Investment für einen erfolgreichen Vermögensaufbau oder überzeugt er nach wie vor?

Das Wichtigste im Überblick:

  • MSCI-Index liegt aktuell 5 % unter Jahreshoch
  • Kritiker bezweifeln zunehmend den Wert des MSCI-Index als Basisinvestment
  • Erklärungen und vermeintliche zur Kursschwäche des MSCI-Index widersprechen Realitäten

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Das Basis-Investment MSCI 

In den vergangenen Wochen wurde diese Frage intensiv in zahlreichen Wirtschaftsmedien und von Experten erörtert. Es geht um den Industrieländer-Aktienindex MSCI World, der im Spätsommer einen Knick nach unten im Kursverlauf hatte. Ein einfacher Blick auf die Ergebniszahlen genügt, um berechtigte Zweifel an der Relevanz dieser Fragestellung zu hegen.

Eine Rendite von 11,5 Prozent seit Jahresbeginn, ein Zuwachs von 40 Prozent über fünf Jahre und eine Verdoppelung des investierten Kapitals in den letzten zehn Jahren – und das alles in Euro.

Ein weiterer Rendite-Superlativ: Wer Ende 2010 1.000 Euro in einen ETF auf den MSCI World investierte, kann heute dank Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen einen Depotwert von 3.000 Euro verzeichnen. Je nach individueller Vermögenssituation möge sich jeder Leser ein, zwei, drei oder mehr Nullen vorstellen, um das Ausmaß des beeindruckenden Wohlstandsgewinns zu erfassen, den eine Investition in diesen Korb aus rund 1.500 Aktien aus 23 Ländern erbracht hätte.

Welche langfristige Geldanlage könnte bessere Ergebnisse vorweisen als diese beeindruckenden Zahlen? Warum sollte eine Vermögensklasse, die solch herausragende Erfolge verzeichnet, als „krisengeplagt“ betrachtet werden, nur weil sie einige schwache Wochen erlebt hat? Trotz kurzfristiger Schwankungen sind die langfristigen Aussichten für diese Investitionsoption äußerst vielversprechend. Entscheidend ist, über den kurzfristigen Trend hinauszublicken und die soliden Fundamentaldaten zu würdigen, die nach wie vor für eine ertragreiche Zukunft sprechen.

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MSCI hängt aktuell seiner Vorjahres-Performance hinterher: Ja und?

Fakt ist, dass der MSCI World derzeit etwa fünf Prozent unter seinem Jahreshoch im Sommer notiert. Trotz einer zweistelligen Jahresrendite rief dies in einigen Medien eine vermeintliche Krise hervor, die zu einem regelrechten MSCI-Bashing führte. Die Diskussion um die Tauglichkeit des MSCI World als Basis-Investment entfachte. Und es zeigte sich, dass sich gerade hier ein „Riesenfeld“ für Medien-Journalisten auftat und eine Art Herdentrieb zur Folge hatten. Das Thema wurde innerhalb weniger Tage von verschiedenen Medien aufgegriffen. Kann man hier also im Ursprung von einem „Clickbait“ Artikel sprechen? Ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Die Frage ist jedoch, ob das Ganze auf fundamentalen Daten des Marktes basiert. Und daran darf gezweifelt werden.


Die 6 best-performenden ETF auf den MSCI World
Bezeichnung Ausschüttungsart Volumen in Mrd. € ISIN TER Rendite 1 Jahr Rendite 2 Jahr Rendite 3 Jahr
iShares Core MSCI World thesaurierend 53,4 IE00B4L5Y983 0,20% 8,1% 33,1% 67,8
Xtrackers MSCI World thesaurierend 8,97 IE00BJ0KDQ92 0,19% 8,2% 33,2% 67,9
Invesco MSCI World thesaurierend 3,53 IE00B60SX394 0,19% 8,7% 33,4% 68,7
HSBC MSCI World ausschüttend 5,69 IE00B4X9L533 0,15% 6,4% 27,4% 55,5
Amundi MSCI World III ETF ausschüttend 3,44 LU2572257124 0,20% 8,0%
Xtrackers MSCI World ausschüttend 1,62 IE00BK1PV551 0,19% 7,2% 26,3% 52,3

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Marktschwankungen und temporäre Kursverluste gehören bei Investments einfach dazu

Gegen den MSCI World wurden zuletzt zwei wenig überzeugende Argumente vorgebracht: Kursverluste und ein vermeintliches doppeltes Klumpenrisiko. Zum ersten Punkt: Wer einen Aktien-ETF nicht von Tagesgeld unterscheiden kann, sollte von Aktien die Finger lassen. Geld auf der Bank ist zwar renditearm, aber durch Einlagensicherung geschützt. Niedrige Renditen sind im Kapitalismus Ausdruck geringen Risikos. Mehr Gewinn erfordert mehr Wagnis, beziehungsweise Risiko und Risiko bedeutet hier nicht zwingend Totalverlust, sondern eher Kursschwankungen – auch als Volatilität bekannt. Die Volatilität, die MSCI World-Anleger diesen Spätsommer erlebten, war harmlos – ein Rücksetzer vom Jahreshöchststand. Verunsichernd, ja, aber mehr auch nicht. Wer in Aktien beziehungsweise Aktien-Indices investiert muss sich also mit dieser Grundregel in einem System, das auf Leistung und Anreizen aufgebaut ist, anfreunden.

Ein ebenso zu Felde geführte und gern wiederholtes Argument gegen den MSCI World ist das vermeintliche doppelte Klumpenrisiko. Was sich vor allem auf die starke Gewichtung von Technologieaktien und den USA bezieht. Die führenden Positionen gehören zu Unternehmen wie Apple, Microsoft und Amazon, und etwa zwei Drittel des Indexvolumens entfallen auf US-Unternehmen. Doch dieses starke Gewicht ist schlicht eine Folge ihres Erfolgs, da sie stärker zugelegt haben als Aktien in Europa und anderswo. Laut Joachim Schallmayer, Kapitalmarkt-Chef der Deka könnten ihre Gewinne laut Einschätzung der Fondsgesellschaft weiterhin um 25 bis 30 Prozent pro Jahr steigen.

Was sich sogar historisch belegen lässt, denn der US-Aktienmarkt notiert derzeit etwa dreimal so hoch wie zur Jahrtausendwende, und das ohne Berücksichtigung von Dividenden. Wer weniger USA im Portfolio haben möchte, sollte sich bewusst sein, dass dies auch mit einer geringeren Rendite einhergehen könnte.

Investoren im MSCI World waren automatisch Teil dieses Erfolgs. Während einige noch überlegten, ob sie zu Jahresbeginn Nvidia kaufen sollten, profitierten MSCI-World-Anleger bereits seit Jahren von beträchtlichen Kursgewinnen. Dass dadurch das Gewicht der Aktien im Index gestiegen ist, ist die natürliche Folge dieses langanhaltenden Erfolgs.

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Quellen:

Weiterer Kritikpunkt? Der MSCI World Index ist kein „echter Welt-Index

Ein berechtigter Einwand gegen den „Weltindex“ ist bestenfalls, dass er keineswegs die globale Vielfalt widerspiegelt. Tatsächlich enthält er ausschließlich Aktien aus Ländern, die von MSCI als Industrienationen eingestuft werden. Es ist somit gewiss nachvollziehbar zu bemängeln, dass beispielsweise Taiwan und Korea als Schwellenländer klassifiziert sind und somit bedeutende Unternehmen wie Samsung oder TSMC so nicht im Weltindex vertreten sind. Dennoch wäre dies für Anleger kaum von Vorteil. Der Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets hinkt dem Index der Industrieländer seit Jahren hinterher. Eine Erweiterung des Index hätte daher nur begrenzten Nutzen gebracht, da selbst sogenannte All World-Indizes lange Zeit nicht besser abschnitten als der Welt-Index selbst. Zudem sei darauf hingewiesen, dass auch diese Indizes überwiegend von US-Werten dominiert werden.

Zusammenfassung und Fazit

Investments in den MSCI World sind mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von sieben Prozent über die letzten 50 Jahre nach wie vor empfehlenswert. Trotz Kursverlusten in manchen Jahren zeigt der Index langfristig eine beeindruckende Performance durch diverse Krisen hindurch. Geduld und eine besonnene Hand sind entscheidend, um den menschlichen Impulsen von Angst und Euphorie zu widerstehen. Eine Investition in den MSCI World hat sich langfristig als erfolgreich erwiesen und wird voraussichtlich auch künftig solide Renditen bringen, wenn auch mit gewissen Schwankungen.

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Weiterführende Links und Quellen:

Taugt der MSCI World noch als Basisinvestment? – Paywall

Lohnt sich ein Welt-ETF noch? – Paywall

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Zuletzt aktualisiert am 16.11.2023