Ende des starken US-Dollars droht: Warum Anleger jetzt umschichten sollten

Donnerstag den 11.04.2024 - Abgelegt unter: Anleihen, Börse, Brokernews, International, Online-Broker News

Wer als Anleger sein Portfolio international aufgestellt hat, betrachtet unter dem Aspekt der Wertentwicklung seiner Einzelinvestments auch immer das Verhältnis zwischen Dollar und Euro. Und mit dem Blick auf dieses Verhältnis wird, auf die letzten Jahre bezogen, deutlich, dass der Dollar hier gegenüber dem Euro die deutlich stärkere Währung war und bis dato ist. Doch die Frage, die sich im Grunde in jeder Hochphase, ob Aktie oder Währung, jeder Anleger stellen muss, ist jene wie lange, hier im Fall des US-Dollars diese Hochphase noch anhält?

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Stärkephase des Dollars hält laut Experten bereits zu lange an
  • Abschwächung des Dollars maßgeblich abhängig von den Entscheidungen der FED
  • Schwellenländerwährungs-Anleihen aufgrund der Fundamental-Daten als Alternative attraktiv

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Starker US-Dollar: Abschwächung nur noch eine Frage der Zeit

Fakt ist, dass sich die derzeitige Phase eines starken US-Dollars bereits deutlich in die Länge zieht. Und so darf es nicht verwundern, dass zahlreiche Finanz-Experten hier bereits von einem alsbald zu erwartenden Ende des aktuellen US-Dollar-Zyklus sprechen. Woraus resultiert, dass eben auch jene Experten offen die Empfehlung aussprechen, vor allem aus entsprechenden Währungsinvestments auszusteigen und / oder umzuschichten. Hierbei werden wor allem Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer genannt. Doch was steckt im Detail hinter dieser Empfehlung?

In den vergangenen zehn Jahren hat der US-Dollar im Kontext eines robusten Wirtschaftswachstums der Vereinigten Staaten im Vergleich zu anderen Währungen erheblich an Wert gewonnen, was Investments in US-Dollar durchaus zugutekam. Und obwohl der sogenannte „US-Exzeptionalismus“ noch anhält, deuten die aktuellen makroökonomischen Bedingungen darauf hin, dass eine Abkehr von US-Dollar-Anlagen zugunsten anderer Währungen ratsam sein könnte.

So bewegt sich der handelsgewichtete US-Dollar-Index in der Nähe seiner Höchststände seit dem Jahr 2000. So prognostizieren Marktbeobachter, dass Zinssenkungen seitens der US-Notenbank Fed mittelfristig zu einer Phase der US-Dollar-Schwäche führen könnten – unter der Prämisse, dass die erwarteten Senkungen des Leitzinses seitens der FED in USA dann auch wirklich geschehen.

Woraus letztendlich auch die Empfehlung resultiert, dass gerade Anleger, die übermäßig stark in US-Dollar-Anlagen investiert sind, einen Teil dieser Positionen auflösen und ihr Portfolio durch Investitionen in Nicht-Dollar-Währungen stärker diversifizieren sollten. Womit sich hier die nächste Frage stellt, und zwar jene welche Währungen hier als alternatives Investment attraktiv erscheinen? Auch hieraus haben Experten ein klares Bild – Schwellenländer.

So empfiehlt beispielsweise Denise Simon, Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management hier klar in Schwellenländer zu investieren beziehungsweise umzuschichten. Hauptgrund für diese Empfehlung ist vor allem das stärkere Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern.

Sie erklärt: „Ein höheres Wachstum unterstützt in der Regel lokale Währungen und zieht Kapitalströme an, was wiederum die Preise von Vermögenswerten steigert.“

Sie verweist zudem darauf, dass die Stärke des US-Dollars in den letzten 13 Jahren die relative Stärke der US-Wirtschaft widerspiegelte. Aktuell sei jedoch eine Erholung der Schwellenländer nach der Corona-Pandemie zu beobachten, die teilweise auf die Neuordnung globaler Lieferketten zurückzuführen ist. Zudem steigt das Wachstumsgefälle zwischen Schwellen- und Industrieländern von derzeit 3 Prozent auf etwa 3,5 Prozent.

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Blick auf Phasen einer Dollarschwäche belegen Sinnhaftigkeit von Schwellenländer-Investments

Untermauert wird die Empfehlung der Expertin mit einem Blick auf historische Daten. So zeigt sich hier, dass sich Lokalwährungsanleihen In der Vergangenheit während Phasen eines schwachen US-Dollars oftmals deutlich besser entwickelt, haben als andere globale festverzinsliche Wertpapiere.

Ein Beispiel: Der JP Morgan Emerging Markets Bond Global Diversified Index verzeichnetet in den Jahren 2003 bis 2011 eine jährliche Rendite von rund 12 Prozent, während der Bloomberg Global Aggregate Index im gleichen Zeitraum lediglich etwa 6 Prozent Rendite pro Jahr erreichte.

Auch seit dem letzten Höchststand des US-Dollars Ende 2022 bis zum Ende des vergangenen Jahres war die Rendite von Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern mehr als doppelt so hoch wie die Rendite von globalen festverzinslichen Wertpapieren.

Fundamental-Daten der Schwellenländer in den letzten Jahren deutlich verbessert

Zudem stellt die Expertin fest, dass sich die Fundamentaldaten vieler Schwellenländer in den letzten Jahren deutlich verbessert haben.

„Viele Regierungen von Schwellenländern haben zuletzt eine beeindruckende Haushaltsdisziplin gezeigt, und derzeit gibt es keine größeren Ungleichgewichte auf den Märkten für Schwellenländeranleihen.“

Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen es in Schwellenländern zu Phasen ausufernder Inflation kam, haben die Zentralbanken dieser Länder 2021 und 2022 präventiv mit aggressiven Zinserhöhungen auf steigende Preise reagiert. Mit dem Rückgang der Inflation haben viele Zentralbanken in den Schwellenländern nun das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht und befinden sich in der Position, die Zinsen zu senken oder haben bereits damit begonnen.

Wenn die US-Notenbank nun ebenfalls in einem absehbaren Zeitraum mit der Lockerung ihrer Zinspolitik beginnt, dürften die Zentralbanken der Schwellenländer mehr Spielraum für Zinssenkungen haben, ohne dass ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar zu stark unter Druck geraten dürften. Was dazu führen könnte, dass so sinkende Inlandszinsen wiederum in Kapitalzuwächsen bei Anleihen in Landeswährung resultiert.

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Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern gelten noch als unterbewertet

Ein weiterer Punkt, der die empfohlene Umschichtung aus Anlegersicht sinnvoll erscheinen lässt, ist der Umstand, dass Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern derzeit mit deutlichen Abschlägen im Vergleich zu ihren Pendants aus Industrieländern gehandelt werden. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass ausländische Investitionsströme im letzten Jahr deutlich zurückgegangen sind. Auch ist davon auszugehen, dass die hohen Renditen von Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern in den letzten 12 Monaten wie in der Vergangenheit Zuflüsse anziehen und so die Bewertungen im weiteren Jahresverlauf entsprechend steigen werden.

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Weiterführende Links und Quellen

Vanguard: Warum der Höhenflug des Dollars nicht anhalten dürfte

Capinside: Schwellenländeranleihen: Aktienähnliche Renditen erwartet