Schwellenländer – Investments: Was ist aus den vermeintlichen Rendite-Garanten geworden?

Donnerstag den 28.03.2024 - Abgelegt unter: Börse, Brokernews, Fonds, International

In den vergangenen Jahren galten Schwellenländer oft als vielversprechende Investitionsziele, die attraktive Renditen versprachen. Denn sie wurden lange Zeit als aufstrebende Wirtschaftsmächte angesehen. Ihr Potenzial zur schnellen wirtschaftlichen Entwicklung, ihre demografischen Vorteile und die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen machten sie für Investoren äußerst attraktiv. Doch die Hoffnung auf stattliche Renditen für Investoren ist mittlerweile dahin. Doch woran liegt das? Können sich Investments in Emerging Markets dennoch lohnen?

Das Wichtigste im Überblick:

  • BRIC Staaten Investments haben Anleger-Erwartungen nicht erfüllt
  • Die meisten BRIC Aktienfonds wurden geschlossen
  • Auch sogenannte Frontier-Markets haben nur geringe 1-stellige Renditen gebracht

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BRIC Staaten Investments – vom Hoffnungsträger zum Trauerfall

Einst galten sie als Pflichtbestandteil eines gut diversifizierten Anlage-Portfolios – Investments in Schwellenländer, hier allen voran die sogenannten BRIC Staaten, also Brasilien, Russland, China und Indien. Galten diese Länder, doch als Staaten mit erheblichem Rendite-Potenzial in den Bereichen Rohstoffe, Energie, Infrastruktur etc.

Doch es ist still geworden um die Schwellenmärkte, denn die damaligen Fantasien der Anleger sind in einer durchaus harten Art und Weise wieder auf dem Boden der Realität angekommen. Dass dem so ist, zeigt sich mit einem einfachen Blick auf die BRICS-Staaten:

  • Brasilien gilt seit Jahren, als politisch instabil, was die Wirtschaftsleistung des Landes eher blockiert, als fördert. So lag das BIP in den letzten Jahren immer um die 2 %, wobei das BIP in den Jahren 2016 und 2020 sogar bei minus 3,28 % lag. Das Land verharrt in so etwas wie Mittelmaß. Und Mittelmaß ist in der Regel für Anleger wenig attraktiv.
  • Der neben China einstmals stärkste Markt innerhalb der BRICs Russland ist als Markt für Investoren aufgrund der Sanktionen für Anleger nicht mehr investierbar. Die von den Anlegern erhofften Rendite aus den Bereichen Energie und Rohstoffe sind somit ein Komplett-Ausfall.
  • China kämpft ebenfalls nach Jahren eines vermeintlichen industriellen Booms mit einer schwächelnden Wirtschaft. Vor allem der Bausektor und damit verbundene Zuliefer-Industrien stecken nicht erst seit der Pleite von Evergrande in Schwierigkeiten.
  • Einzig Indien kann im Verbund der BRICS-Staaten mit ansehnlichen Wirtschaftsdaten auftrumpfen und beschert Anlegern attraktive Investmentchancen. Und Indien ist im Verbund das einzige Land, das seit 2020 ein BIP von über 3 % vorweisen kann – mit steigender Tendenz. So prognostiziert die Regierung in Mumbay für 2024 ein BIP von 4,2 %.

Dass beim Thema „BRIC-Investments“ mittlerweile die Luft raus ist, macht ein Blick in die Fonds-Datenbank von Morningstar deutlich. Zwar sind hier immer noch rund 40 Europa domizilierte BRIC Fonds zu finden, allerdings BRIC Anlagestrategien, die nicht mehr existieren. Fakt ist, dass mit entsprechender Prüfung lediglich elf dieser Fonds für europäische Anleger verfügbar sind.

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Frontier-Markets: Auch die 2. Reihe der Emerging Markets stellt sich nicht besser dar

In der Welt der sogenannten Frontier Markets, den Schwellenländern der zweiten Reihe, scheint die Luft langsam, aber sicher herauszugehen. Ursprünglich wurden sie als die aufregendere Alternative zu den bereits etwas etablierten Schwellenländern betrachtet – reich an Potenzial, Chancen und Wachstumsmöglichkeiten.

Doch auch hier hat sich der anfängliche Optimismus weitgehend verflüchtigt. Der MSCI Frontier Markets Index hat in den letzten zehn Jahren nur eine jährliche Rendite von mageren zwei Prozent erzielt – inklusive Dividenden. Im Vergleich dazu hätten Anleger mit Aktien aus den klassischen Schwellenländern, den Emerging Markets, im Durchschnitt drei Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Und wer in Aktien aus Industrieländern investiert hätte, könnte sogar mit einer deutlich besseren Rendite von durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr rechnen.

Das größte Dilemma der Frontier Markets liegt möglicherweise nicht nur in ihren politischen und anderen Risiken, sondern paradoxerweise eher darin, dass sich dort zu wenig bewegt. Zumindest ist der Frontier-Markets-Index nicht besonders volatil. Allerdings dominieren darin eher veraltete Branchen: Mehr als ein Drittel der im Index enthaltenen Aktien sind Finanztitel. Als zweitgrößte Aktie im Index findet sich die Banca Transilvania, was angesichts der enttäuschenden Renditen durchaus passend erscheint. Darüber hinaus sind viele Immobilienunternehmen, Konsumgüterhersteller und Versorgungsunternehmen vertreten.

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Technologiemärkte glänzen – finden aber in den Schwellenländern nicht statt

Eine entscheidende Branche, die in entwickelten Börsen schon lange eine bedeutende Rolle spielt, fehlt hier: Lediglich 0,4 Prozent des Frontier-Markets-Index entfallen auf den Bereich Informationstechnologie. Doch gerade diese Branche zählt zumindest in Industrieländern zu den am dynamischsten wachsenden Unternehmen mit entsprechend hohen Kurszuwächsen.

Für hohe Renditen ist zudem eine gewisse Marktmacht erforderlich, und das auf globaler Ebene. Die amerikanischen Tech-Giganten zeigen dies eindrucksvoll. Unternehmen aus den Grenzmärkten schaffen es jedoch nur selten, den Sprung ins Ausland zu schaffen. Eine Erfolgsgeschichte wie die von Amazon, Alphabet, Apple oder Microsoft bleibt für viele von ihnen daher unerreichbar: Ihre Märkte sind dafür schlichtweg zu klein.

Frontier-Marktes bieten dennoch Potenzial: Wenn man weiß, wie man investieren sollte

Für Privatanleger gestaltet es sich als wenig zielführend, sich mit einzelnen Aktien aus den Frontier Markets zu beschäftigen. Außerhalb ihrer Heimatländer sind diese Titel in der Regel kaum handelbar. Zudem sind Indexfonds auf Frontier Markets nur spärlich vorhanden.

Wer dennoch in diese Märkte investieren möchte, dem ist anzuraten, sich mit aktiv verwalteten Aktienfonds zu beschäftigen. Die Manager solcher Fonds haben bewiesen, dass sie mit dem richtigen Gespür in den Grenzmärkten durchaus einige herausragende Investitionsmöglichkeiten identifizieren können. Die Frontier-Markets-Fonds renommierter Investmenthäuser wie HSBC, T. Rowe Price, Templeton und andere konnten allesamt in den vergangenen 3 Jahren erheblich an Wert zulegen und dabei den Index deutlich übertreffen. Ein Beispiel dafür ist der HSBC GIF Frontier Markets Funds (ISIN: LU0666199749).

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Quellen:

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Weiterführende Links und Quellen

Fund Analysis: Jetzt, wo die BRICS wachsen, fallen die Fonds

Zwanzig Jahre Bric: Eine «Vision für die Emerging Markets» oder ein «verdammt lächerliches Investitionskonzept»?

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024