Der DAX steigt und steigt: Lohnt sich jetzt noch der Einstieg für Anleger?

Donnerstag den 14.12.2023 - Abgelegt unter: Aktien, Börse, Brokernews, ETFs, Fonds, Index

Wer hätte nach Monaten einer stabilen Seitwärtsbewegung des Deutschen Aktien-Index DAX noch mit solch einer, bereits als Jahresendrally bezeichneten Kursentwicklung des DAX gerechnet? Befand sich der Index Ende Oktober noch bei einem Wert von rund 14.800 Punkten, so notiert er am 12. Dezember bei 16.768 Punkten, also einer Steigerung von etwas weniger als 2.000 Punkten. Am 14.12. war es dann soweit, dass kurzfristig ein Rekordhoch von 17.003 Zählern erreicht wurde. Bei solch einer rasanten Kurssteigerung innerhalb weniger Wochen, muss man sich schon die Frage stellen, worauf dieser Kurssprung basiert und ob sich ob dieser Steigerung nach wie vor der Einstieg für Anleger lohnt?

Das Wichtigste im Überblick:

  • DAX legt in einem Monat mehr als neun Prozent zu
  • Positive Konjunkturdaten aus Übersee beflügeln Kurs
  • Zahlreiche DAX-Unternehmen gelten als unterbewertet

Die Kursrallye an der Börse trifft auf eine Zeit, die eigentlich von schlechten Nachrichten dominiert wird. Krieg in Nahost, der anhaltende Krieg in der Ukraine, politischer Rechtsruck in einigen Ländern, Sorgen vor einer Rezession in Deutschland sowie die anhaltend hohe Inflation sind allesamt Anzeichen, die dem Gefühl steigender Börsenkurse widersprechen – eigentlich. Nur den DAX scheint all dies nicht zu scheren.

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Neues Allzeithoch des DAX – doch warum eigentlich?

Die letzten Jahresmonate mögen kurz und kühl sein, dennoch offenbaren sie für Aktionäre eine überaus attraktive Perspektive. Statistisch gesehen gehören sie zu den leistungsstärksten Perioden am Aktienmarkt. Seit der Einführung im Jahr 1987 hat der DAX in diesem Zeitraum durchschnittlich beeindruckende sieben Prozent gewonnen – beinahe so viel wie im gesamten Jahr. Dieses Phänomen, als Jahresendrallye bekannt, zeigt sich nicht nur im deutschen Leitindex, sondern in nahezu allen bedeutenden Indizes.

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Quellen:

Erklärungsansätze hierfür gibt es verschiedene: Anleger investieren oft gezielt ihre Bonuszahlungen gegen Jahresende in den Index. Gleichzeitig strukturieren viele Aktionäre ihre Depots zum Jahresende um, um Steuervorteile zu nutzen. Auch die Praxis, dass bestimmte Fonds am Jahresende erfolgreiche Aktien erwerben, um ihre Produkte zu optimieren – bekannt als „window dressing“ – spielt eine Rolle.

Sven Streibel, Chef-Aktienstratege bei der DZ Bank, verweist über die konventionelle Jahresendrallye hinaus auf einen weiteren Faktor. Im laufenden Jahr wurden Aktien insgesamt übermäßig stark abgewertet.

„Hohe Konjunktur- und Zinssorgen haben die Kurse des zyklischen DAX in der zweiten Jahreshälfte zunächst auf ein ungerechtfertigt niedriges Bewertungsniveau gedrückt“, so Streibel. Positive Überraschungen, insbesondere von Luxus-Autoherstellern und Finanzunternehmen mit soliden Quartalszahlen und hohen Zinsen, haben diesen Effekt umgekehrt. Eine florierende US-Konjunktur und vielversprechende Ausblicke für das kommende Jahr haben die Erwartungen an der Börse von einem schwachen Niveau verbessert.

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Zudem muss hier ergänzend festgestellt werden, dass das aktuelle Allzeithoch nicht tatsächliche wirtschaftliche Lage in Deutschland widerspiegelt. Zwar geistert mal wieder aufgrund eines Rückgangs der Industrieaufträge um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr das Rezessions-Gespenst umher, doch wenn man sich die DAX Unternehmen und deren Umsatzmärkte genauer anschaut, zeigt sich hier ein anderes Bild.

Denn die überwiegende Mehrheit der DAX-Konzerne ist international tätig und erwirtschaftet einen erheblichen Teil ihrer Gewinne im Ausland. Mehr als 30 Prozent der Umsätze, die von DAX-Unternehmen generiert werden, entfallen auf die USA, während weitere 15 Prozent in China erwirtschaftet werden. Insbesondere westlich des Atlantiks wurden zuletzt deutlich positivere Wirtschaftsdaten verzeichnet als in Europa. Diese verbesserte ökonomische Lage spiegelt sich wiederum in den Kursen deutscher Unternehmen wider. Aufgrund ihrer oft beträchtlichen Marktanteile sind DAX-Unternehmen in der Lage, weiterhin hohe Preise zu verlangen. Dies befähigt sie dazu, zeitweise auch rückläufige Absatzmengen zu kompensieren.

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Was bedeutet die DAX Rally nun für Anleger?

Die wesentliche Frage, die sich Anleger in den letzten Tagen gestellt haben dürfte, ist jene, ob sich jetzt noch der Einstige in den DAX lohnt oder ob der Markt bereits heiß gelaufen ist? Eine Frage, die wie immer dem Blick in die Glaskugel gleichkommt. Dennoch gibt es einige Indikatoren, an denen sich Anleger mit Bezug auf mögliche Investitionsentscheidungen orientieren können.

Da bietet sich zum einen an, in kostengünstige ETFs zu investieren, mit denen die Risiken hoher Inflationsraten und politischer sowie wirtschaftlicher Umwälzungen abfedern kann. Zudem sollte man bei Unternehmen auf Jene setzen, die profitabel sind und eine geringe Verschuldung aufweisen. Diese Unternehmen sind in der Regel deutlich besser aufgestellt, um etwaige Krisen abzufedern. Zudem sind hohe Schulden bei steigenden Zinsen Gift.

DZ Bank-Analyst Streibel rät Investoren, derzeit nicht zu verkaufen, sondern eventuelle Rücksetzer als Gelegenheit für Portfolioerweiterungen zu nutzen. Die aktuelle Investorenstimmung sieht er im Einklang mit der Realität und den Nachrichten auf einem Tiefpunkt, was er als bedeutendes Potenzial für positive Überraschungen betrachtet, insbesondere in konjunktursensiblen Sektoren. Er empfiehlt eine Mischung aus kostengünstigen europäischen zyklischen Aktien, vor allem aus konjunkturabhängigen Branchen wie Autoherstellern, und den großen US-Technologiewerten. Letztere sieht er als Wachstumszentren in einer ansonsten wachstumsarmen Welt. Hinsichtlich des bevorstehenden US-Wahlkampfs und der nachlassenden Dollar-Stärke rät er jedoch von Investitionen im Gesundheitssektor ab. 

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Weiterführende Links und Quellen:

17.000 Punkte zum Jahresende: Analyst Sven Streibel erläutert seine neue DAX-Prognose

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Dax ist stark abgesichert – Weitere Rally würde viele Anleger überraschen