Interview: Oliver Dreiskämper, Leiter Robo Advisory Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank
Wir „leben“ eine Symbiose aus Mensch und Maschine

Oliver Dreiskämper, Leiter Robo Advisory ROBIN

Seit mehr als einem Jahr können Kunden der Deutschen Bank die Online-Vermögensverwaltung ROBIN nutzen. Über Performancewerte, den Wunsch nach jüngeren Kunden und gefühlte Risiken sprach Brokervergleich.de mit Oliver Dreiskämper.

In drei Sätzen – welche Idee steckt hinter ROBIN?

Kurz und knapp: ROBIN verhilft den Anlegern digital und diversifiziert in ein ETF-Portfolio zu investieren. Der Kunde kann sein Investment über den Kanal seiner Wahl tätigen – in einer unserer Deutsche Bank Filialen, telefonisch oder online. Je nach Präferenz.

Das ETF-Portfolio wird von uns mittels neuster Technologie optimal allokiert und börsentäglich überwacht. Am wichtigsten: Der Kunde sichert sich eine risikoadäquate Marktrendite.

Was kostet eine Anlage bei ROBIN?

Es gibt bei ROBIN keinerlei Ausgabeaufschläge, Depotgebühren, Handelskosten oder Kündigungsgebühren. Stattdessen wird eine Flat Fee auf das angelegte Vermögen berechnet. Diese beginnt bei 1,00 Prozent und sinkt mit steigenden Einlagen. Bis 25.000 Euro werden die genannten 1,00 Prozent gezahlt, danach bis 49.999 Euro 0,90 Prozent und ab 50.000 Euro zahlt der Kunde 0,80 Prozent. Die Mindestanlage liegt bei 5.000 Euro.

Die Berechnung erfolgt nur auf das angelegte Kapital. Die Liquidität wird nicht bepreist. Bei sehr konservativen Strategien kann die Gebühr entsprechend weiter sinken und wird teilweise bis zur Hälfte reduziert.

ROBIN - Test und Erfahrungen »

Welche Vorteile haben Ihre Kunden gegenüber Anlegern, die sich selbst ein ETF-Portfolio zusammenstellen?

Im Kern hat der Kunde drei Vorteile. Zunächst muss er sich keine Gedanken über den besten ETF machen, d. h. es geht nicht nur darum, ob der S&P500 besser als der MSCI Emerging Markets EMEA abschneidet. Wichtig sind auch andere Aspekte, z. B. welcher ETF der verschiedenen Produktanbieter sich am besten eignet, die unterschiedlichen Klassen abzubilden. Diese differenzieren sich im Preis, in Liquidität, im Counterparty Risiko und im Tracking Error. Wir nehmen es dem Kunden ab, diese Elemente eigenständig zu berücksichtigen und zu bewerten. Wir schauen uns die Entwicklungen zudem regelmäßig an und ersetzen ETFs, wenn es bessere Angebote für die vergleichbaren Assetklassen gibt.

Darüber hinaus müssen die Kunden keine Handelskosten beachten. Sie zahlen lediglich ihre Gesamtgebühr für die Vermögensverwaltung und wir kümmern uns darum, die Asset Allocation anzupassen. Eine heute gewählte Vermögensaufteilung mag in drei Jahren oder bereits im nächsten Monat nicht mehr die passende sein. Wir sorgen dafür, dass die Anlage langfristig im Einklang mit den Kundenzielen übereinstimmt und den besten Mix aus Rendite und Risiko abbildet.

Wie sieht der aktuelle ROBIN-Kunde aus?

Im Grunde ist es ein wenig paradox. Robo-Advisor ermöglichen es prinzipiell jedem Kunden, die Dienstleistung einer Vermögensverwaltung in Anspruch zu nehmen. Das gilt auch für ROBIN. Die Einstiegshürde ist bei uns mit 5.000 Euro eher moderat. Das schließt explizit jüngeres Publikum unter 30 Jahren ein, die erstmals Geld ansparen. Jene verfügen in der Regel über weniger Erfahrung im Bereich des Wertpapierinvestments.

Bisher besteht die Kundenbasis – nicht nur bei uns – aber weitestgehend aus Personen, die zwischen 40 und 55 Jahre alt sind. Diese verfügen über ein gewisses Hintergrundwissen und ergänzen mit Robo-Advisorn ihre Vermögensaufstellung. Das ist sicher wichtig. Aber unser Wunsch wäre es, dass wir das Produkt vermehrt jungen Menschen zur Verfügung stellen.

Woran liegt es, dass aktuell eher ein älteres Publikum aktiv Robo-Advisor nutzt?

Es liegt zumindest nicht an der Affinität zu digitalen Medien oder der Kompetenz mit einem Tablet umzugehen. Die Hürde, die es zu überspringen gilt, ist die Fachkenntnis bezüglich der Investments. Das zeigt sich in diversen Studien. Viele Anleger, die Online-Vermögensverwaltungen verwenden, sind Angestellte einer Bank oder arbeiten im Finanzbereich. Warum? Weil sie sich sehr gut mit dem Produkt auskennen und den Mehrwert erkennen. Sie beschäftigen sich beruflich mit den Anlagen. Danach kommen private Kunden, die bereits über etwas mehr Geld verfügen und sich deshalb mit den Thema Finanzen intensiver beschäftigen. Wer hingegen erstmals 5.000 bis 10.000 Euro auf die hohe Kante gelegt hat, wird nicht unbedingt sofort an eine digitale Vermögensverwaltung denken. Junge Kunden müssen häufig an Investmentthemen herangeführt werden.

Bekannte Kanäle sind Berater oder einfach der Freundeskreis. Dieser Weg ist aber kein vorgezeichneter Pfad, bei dem die Eltern schon seit Jahren ihr Geld auf diese Weise angelegt haben. Die Generationen zuvor waren meist in traditionellen Produkten unterwegs – von der Ausbildungsversicherung bis zum Bausparvertrag.

Die Herausforderung wird sein, den heutigen und künftigen Kunden das Wissen hinsichtlich moderner Finanzanlagen zu vermitteln.

Robo-Advisor im Vergleich »

Wie hoch ist das Risiko für den Anleger bei ROBIN?

Generell gilt: Rendite geht nicht ohne Risiko. Unsere Lösung basiert auf einem breit diversifizierten ETF-Portfolio mit 16 verschiedenen Strategien. Die Risikolevel liegen zwischen fünf und 20 Prozent. Was heißt das? Bei einer 5-Prozent-Strategie besteht die statistische Wahrscheinlichkeit, in einem der nächsten 20 Jahren mehr als diese fünf Prozent meiner Anlage zu verlieren. Analog gilt das z. B. für eine 20-Prozent-Strategie.

Der Kunde gibt seine Anlageziele an – er möchte z. B. über zehn Jahre ein bestimmtes Vermögen ansparen oder aufbauen -, wir stimmen diese Ziele dann mit unseren Daten ab. Anschließend schlagen wir eine Strategie vor, in der es mehr als unwahrscheinlich ist, dass die genannte Risikoschwelle wirklich gerissen wird. Kurzum: Der Kunde erhält einen Strategievorschlag, mit dem er sich wohlfühlt und der seinen Angaben entspricht.

Dass die Verlustschwelle über fünf oder zehn Jahre hinweg jährlich überschritten wird – dieser Fall ist noch nie eingetreten.

Für den Fall, dass der Kunde zwischenzeitlich an sein Geld will oder die Ziele sich ändern, bieten wir in unserem Modell auch jederzeit die Möglichkeit für Anpassungen bzw. den Zugriff auf die Einlagen.

Was macht das Angebot von ROBIN interessanter als das eines klassischen Vermögensberaters?

Mein Anspruch an einen klassischen Vermögensberater wäre, dass er den Kunden ganzheitlich berät und ihm verschiedene Produkte für dessen Bedürfnisse anbietet. Ziel ist es, den Kunden gut aufzustellen. Er kann das Geld gegebenenfalls auch in einem Robo-Advisor anlegen, genauso wie er einzelne Fonds oder ein ETF-Portfolio wählen kann.

ROBIN als Online-Vermögensverwaltung ist im Vergleich dazu sicher flexibler. Ich kann jederzeit mein Portfolio einsehen, die Strategien ändern oder anpassen. All dies kann ich von zuhause tun. Darüber hinaus ist diese Dienstleistung bereits ab 5.000 Euro erhältlich. Ein klassischer Vermögensberater, der mit diesen überschaubaren Summen arbeitet, wird sich kaum finden lassen. Aus dessen Perspektive lohnt sich das nicht. Insofern sind Robo-Advisor ein perfekter Einstieg in Investments.

Was ROBIN auszeichnet: Wir „leben“ eine Symbiose aus Mensch und Maschine. Wir nutzen das Know-how unseres Chef-Anlagestrategen Dr. Ulrich Stephan und unser Investment-Office, die täglich die globalen Märkte beobachten. Diese Experten geben ihre Berechnungen und qualitativen Einschätzungen weiter. Alle Informationen kombinieren wir anschließend mit unserem Algorithmus. Wir berechnen die Risiken quantitativ mittels verschiedener Modelle. Die Kunden profitieren, in dem sie jeweils individuelle Daten aus beiden Quellen erhalten. Das bietet unser Wettbewerb nicht.

ROBIN startet im ersten Halbjahr 2018. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Entwicklung?

Wir sind bisher sehr zufrieden mit der Entwicklung. Erfüllen wir das Leistungsversprechen? Ganz klar: Ja. Vergleichen wir unsere Ergebnisse mit traditionellen Produkten, dann liegen wir hinsichtlich der Performance auf dem gleichen Level – oder schneiden besser ab. Das spricht für die Produktqualität. Das Produkt erfüllt außerdem den Kundennutzen. Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten viel gelernt, was unsere Kunden wünschen. Unterm Strich bleiben uns die Kunden erhalten, die bei uns abschließen. Wir liefern die versprochene Marktrendite und einen sehr guten Service.

Wie wird sich der Bereich der Vermögensverwaltung in den kommenden 5 bis 10 Jahren entwickeln? Welche Rolle wird ROBIN dabei spielen?

Meiner Einschätzung nach wird sich unser Modell und der digitale Ansatz durchsetzen. Wir bieten individuellen Service zu niedrigen Kosten an. Es ist eine Frage der Zeit. Online-Vermögensverwaltungen werden den Investment-Markt komplettieren. Wir erfüllen Bedürfnisse, die mit den bisherigen Produkten nicht erfüllbar waren. Das Sparkonto wird sicher nicht obsolet, aber die Kunden haben eine Chance, auch anderweitig aktiv zu sein und Vermögen aufzubauen.

So schneidet ROBIN in unserem Test ab »


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