Small-Cap Aktien vor dem Comeback?
Die Börsenwelt erlebt möglicherweise eine bedeutsame Verschiebung: Nach einer langen Phase, in der Technologieriesen und andere Großunternehmen die Kapitalmärkte beherrschten, zeichnet sich eine bemerkenswerte Veränderung ab. Kleinere börsennotierte Unternehmen – die sogenannten Small Caps – entwickeln zunehmend Dynamik und könnten vor einer Phase der Outperformance stehen. Die Chance für Anleger jetzt in diese Werte einzusteigen?
Das Wichtigste im Überblick:
- Small-Cap-Aktien befinden sich nach mehrjähriger schwacher Entwicklung auf historisch niedrigem Bewertungsniveau mit rund 30% Abschlag gegenüber Großunternehmen.
- Makroökonomische Faktoren wie Zinssenkungen in Europa und regionale Produktionsketten begünstigen die Geschäftsmodelle kleinerer Unternehmen besonders.
- Frühindikatoren wie erhöhte Preisschwankungen bei Nebenwerten Anfang 2025 signalisieren möglicherweise bereits den Beginn eines neuen Aufwärtszyklus für diese Anlageklasse.
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Die Folgen der dreijährigen Durststrecke für heutige Investoren
Der Zeitraum von 2021 bis 2024 erwies sich für viele kleinere europäische Börsenunternehmen als außerordentlich herausfordernd. Während die amerikanischen Technologiegiganten beachtliche Kursgewinne verzeichneten, erlebten Small-Cap-Aktien eine Periode anhaltender Kursverluste. Diese anhaltende Underperformance führte zu einem Vertrauensschwund bei Anlegern, die daraufhin ihre Bestände reduzierten, was zusätzlichen Abwärtsdruck erzeugte.
Paradoxerweise schaffen gerade solche Phasen ausgeprägte Investmentgelegenheiten. Bei fundamentalstarken Unternehmen mit stark reduzierten Aktienkursen folgt typischerweise eine Korrektur nach oben. Die erhöhten Preisschwankungen im Small-Cap-Segment während der ersten Monate 2025 könnten bereits diesen Wendepunkt signalisieren.
Denn gegenwärtig haben Small Caps im Verhältnis zur Gesamtmarktkapitalisierung einen historischen Tiefpunkt erreicht, der in früheren Marktzyklen regelmäßig Umkehrpunkte markierte. Die Bewertungsniveaus kleiner Unternehmen liegen im Vergleich zu Großkonzernen so niedrig wie selten zuvor, mit Bewertungsabschlägen von rund 30 Prozent. Diese Konstellation bietet chancenorientierten Anlegern mit Gespür für antizyklisches Investieren eine bemerkenswerte Einstiegsgelegenheit.
Konjunkturelle Wende – ein starker Rückenwind für Nebenwerte
Fakt ist, dass sich die wirtschaftliche Umfeld in Europa in den vergangenen Jahren äußerst anspruchsvoll präsentierte. Die Nachwirkungen der Pandemiebewältigung, der militärische Konflikt in der Ukraine und der darauffolgende Inflationsschub führten zu Zinserhöhungen, die besonders belastend auf Small-Cap-Unternehmen wirkten.
Mittlerweile zeigt sich jedoch eine veränderte Zinsdynamik in Europa, da die inflationären Tendenzen abklingen. Diese Zinsnormalisierung wirkt stimulierend auf die Wirtschaftsaktivität, da sowohl Energiekosten als auch andere Rohstoffpreise weniger stark ins Gewicht fallen. Auch die vormals gravierende Problematik unterbrochener Lieferketten hat sich inzwischen weitgehend entspannt.
Von einer wirtschaftlichen Belebung profitieren kleinere Unternehmen überproportional stark, da Auftragsveränderungen sich bei ihnen unmittelbarer auf die Geschäftsentwicklung auswirken. Im Unterschied zu multinationalen Konzernen können schon moderate Nachfrageverbesserungen bei mittelständischen Unternehmen zu signifikanten Umsatzsteigerungen führen. Gleichzeitig schlagen Innovationen, Markterweiterungen oder technologische Anpassungen bei kleineren Unternehmen häufig schneller und deutlicher zu Buche.
Im gegenwärtigen geopolitischen Kontext gewinnt auch die Frage nach Resilienz und Stabilität von Liefernetzwerken zunehmend an Bedeutung. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben die Verletzlichkeit globaler Wertschöpfungsketten deutlich vor Augen geführt. Regional verankerte Anbieter mit überschaubaren Lieferketten – typischerweise kleinere und mittelständische Betriebe – gewinnen hierdurch an Wettbewerbsfähigkeit. Ihre Fähigkeit zur schnellen Entscheidungsfindung und flexiblen Anpassung stellt in einer Welt rascher struktureller Veränderungen einen erheblichen Vorteil dar.
Surftipp: Was sind Blue Chips, Small- und Mid Caps und Pennystocks?
Marktpsychologie: Investmentchancen in vernachlässigten Bereichen
Die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie belegen, dass Anleger häufig kollektiven Handlungsmustern folgen. Nach einer ausgedehnten Periode schwacher Kursperformance sind Small-Cap-Aktien aus dem Aufmerksamkeitsfokus vieler Markteilnehmer verschwunden. Stattdessen konzentrierte sich das Anlegerinteresse auf die Wertpapiere führender Großkonzerne – eine Tendenz, die durch die zunehmende Popularität passiver Indexinvestments noch verstärkt wurde. Aktuell repräsentieren kleinere Unternehmen weniger als 3 Prozent der US-amerikanischen Gesamtmarktkapitalisierung – ein statistisches Extremniveau.
Interessanterweise liegen in genau solchen Phasen der Nichtbeachtung besondere Renditepotenziale: Im zweiten Halbjahr 2023 ließen erste verstärkte Kapitalzuflüsse in Small-Cap-ETFs eine bevorstehende Trendumkehr erahnen. Exemplarisch verzeichneten auf den Russell 2000 Index ausgerichtete börsengehandelte Fonds zunehmende Mittelzuflüsse. Besonders bemerkenswert erscheint die gestiegene Nachfrage nach Produkten mit Value-Ausrichtung oder Profitabilitätskriterien, was auf eine gezieltere Suche nach unterbewerteten Qualitätsunternehmen hindeutet.
Parallel dazu beginnen institutionelle Investoren, ihre ausgeprägte Übergewichtung im Segment der Megakonzerne kritisch zu hinterfragen. Mehrere Erhebungen unter Portfoliomanagern zeigen ein wachsendes Interesse an kleineren Unternehmen, verbunden mit der Erwartung überdurchschnittlicher Entwicklungschancen in einem Umfeld rückläufiger Zinssätze und abnehmender Marktkonzentration. Eine strategische Neuallokation in bislang unterrepräsentierte Marktsegmente könnte beträchtliche Kapitalströme auslösen und somit eine überproportionale Kurserholung bei Small Caps begünstigen.
Drei empfehlenswerte Small-Cap ETFs
Für Anleger, die vom erwarteten Aufschwung der Nebenwerte profitieren möchten, bieten börsengehandelte Indexfonds eine kosteneffiziente und diversifizierte Investmentmöglichkeit. Hier sind drei vielversprechende Optionen:
ETF | ISIN | TER | Performance 1 Jahr | Performance 5 Jahre |
---|---|---|---|---|
SPDR MSCI Europe Small Cap UCITS ETF | IE00BKWQ0M75 | 0,30% | +7,9% | +67,8% |
iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF | IE00BF4RFH31 | 0,35% | +2,2% | +77,1% |
WisdomTree Europe SmallCap Dividend UCITS ETF | IE00BQZJC527 | 0,38% | +7,6% | +92,0% |
Quelle: comdirect.de / Stand: 05.2025 |
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Fazit: Attraktive Renditechancen bei Nebenwerten für geduldige Investoren
Das Grundprinzip der aktuellen Investmentthese ist ebenso nachvollziehbar wie überzeugend: Europäische Nebenwerte präsentieren sich momentan zu attraktiven Bewertungen, da sie über einen längeren Zeitraum von den Kapitalströmen vernachlässigt wurden. Parallel dazu verbessern sich die ökonomischen Rahmenbedingungen, während zunehmend institutionelle Anleger ihre Kapitalallokation von US-amerikanischen hin zu europäischen Märkten verschieben.
Trotz einer weitgehend soliden operativen Entwicklung bei zahlreichen Small-Cap-Unternehmen spiegelt sich diese positive Fundamentalentwicklung bislang nicht angemessen in deren Börsenbewertungen wider. Das Zusammentreffen von moderaten Kursniveaus, überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial und steigender Aufmerksamkeit seitens kapitalkräftiger Investorengruppen macht das Segment der Nebenwerte zu einem äußerst vielversprechenden Anlagebereich für das Jahr 2025 und darüber hinaus.
Für Anleger mit strategischem Zeithorizont, die bereit sind, temporäre Wertschwankungen zu akzeptieren, eröffnen Small-Cap-Aktien daher eine aussichtsreiche Perspektive auf überdurchschnittliche langfristige Renditen. Die Indikatoren für eine Aufholbewegung der Nebenwerte gegenüber etablierten Großunternehmen präsentieren sich so positiv wie seit langem nicht mehr.
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Quellen und weiterführende Links