Anleihen: Zinswende und Inflation drücken Kurse

Dienstag den 22.03.2022 - Abgelegt unter: Brokernews

Die Kurse von Anleihen bewegten sich zuletzt in einem Spannungsfeld – Ukraine-Krieg auf der einen Seite, hohe Inflation und die Aussicht auf steigende Zinsen auf der anderen Seite. Während sie gerade zu Beginn des Ukraine-Kriegs gefragt waren, setz sich bei Anlegern inzwischen eher die Sorge vor steigenden Zinsen durch. Die Kurse von Anleihen sinken, ihre Renditen schnellen in die Höhe.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Anleihen waren zu Beginn des Kriegs in der Ukraine als sicherer Hafen gefragt
  • Inzwischen hat sich das Blatt jedoch gewendet, Inflation und steigende Zinsen drücken die Kurse
  • Der Druck auf die Anleihekurse dürfte in nächster Zeit hoch bleiben

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Zu Beginn des Ukraine-Kriegs stiegen die Anleihekurse

Anleihen – vor allem Staatsanleihen zum Beispiel aus Deutschland und den USA – gelten vielen Anlegern als sicherer Hafen. Das zeigte sich zu Beginn des Ukraine-Kriegs deutlich. Während die Aktienkurse in den Keller sackten, zogen die Anleihekurse deutlich an. Anleger waren sogar bereit, eine negative Rendite in Kauf zu nehmen, denn je höher die Anleihekurse steigen, desto geringer wird die Rendite.

Quelle: Deutsche Bundesbank

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Das lässt sich gut an der Entwicklung der Rendite der jüngsten Bundesanleihe mit einer vereinbarten Laufzeit von 10 Jahren zeigen. Am 23. Februar 2022, dem Tag vor dem großangelegten Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, lag ihre Rendite bei 0,24 Prozent. am 1. März betrug sie nur noch 0,06 Prozent. Bis zum 7. März sank sie auf -0,07 Prozent.

Als sicherer Hafen nicht mehr gefragt

Anschließend kam die Wende. Der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihe begann zu sinken, die Rendite wurde in die höhe getrieben. Am 21. März erreichte die Rendite einen Wert von 0,40 Prozent.

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Quellen:

Doch warum ist die Anleihe als sicherer Hafen plötzlich nicht mehr gefragt? Hier spielt nicht zuletzt die steigende Inflation eine Rolle. In den USA beträgt die Inflation derzeit 7,9 Prozent, im Euro-Raum 5,8 Prozent. Für die Eurozone strebt die Europäische Zentralbank (EZB) eine Inflation von 2,0 Prozent an, die aktuellen Werte liegen also deutlich über diesem Ziel.

Da die seit der Corona-Pandemie bestehenden Lieferengpässe weiter ein Problem sind und durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland die Energiepreise steigen, ist mit einer baldigen Normalisierung der Inflation nicht zu rechnen.

Darauf hat die US-Notenbank Fed bereits reagiert und den Leitzins im März um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Er liegt damit nun in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent. Laut Zinsausblick der Fed könnte der Leitzins bis Ende 2022 auf 1,90 Prozent steigen.

Die EZB hat den Leitzins im März zwar bei 0,00 Prozent belassen, beschloss aber, die Anleihekäufe im dritten Quartal 2022 auslaufen zu lassen. In den USA ist die Zinswende damit bereits eingeleitet, in Europa könnte sie bald folgen, so die Sorge vieler Anleger.

Steigende Zinsen belasten die Anleihekurse jedoch. Denn durch steigende Zinsen werden auch andere sichere Anlagen wie Tagesgeld und Festgeld wieder attraktiver. Vieles spricht also dafür, dass die Anleiherenditen in nächster Zeit weiter steigen.

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Weiterführende Links

Handelsblatt – Anleiherenditen

Bundesbank – zehnjährige Bundesanleihe

Zuletzt aktualisiert am 22.03.2022