Wegzugsbesteuerung bei der Fondsanlage geplant: Was Anleger jetzt wissen müssen

Seit dem 1. Januar 2025 greift in Deutschland eine erweiterte Wegzugsbesteuerung, die nicht mehr ausschließlich Unternehmer mit Beteiligungen an Kapitalgesellschaften betrifft, sondern nun auch private Anleger, die mindestens 500.000 Euro in Investmentfonds investiert haben. Wird beim dauerhaften Wegzug ins Ausland vom Fiskus eine fiktive Veräußerung der Fondsanteile unterstellt, so ist auf die Differenz zwischen dem ursprünglichen Kaufpreis und dem aktuellen Marktwert – also auf den bislang nicht realisierten Gewinn – eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer fällig, obwohl tatsächlich kein Verkauf stattfindet.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Neue Steuer seit 2025: Bei Auswanderung wird auf Fondsanlagen ab 500.000€ eine Wegzugsbesteuerung von 25% auf unrealisierte Gewinne fällig.
  • Fiktive Veräußerung: Der Fiskus unterstellt einen Verkauf der Fondsanteile, obwohl tatsächlich kein Verkauf stattfindet – Steuer wird auf Wertzuwachs berechnet.
  • Strategien möglich: Aufteilung auf mehrere Fonds unter 500.000€ oder Wechsel zu direkten Aktieninvestments können die neue Regelung umgehen.

Online-Broker-Vergleich 2025 - Jetzt günstig und digital investieren

Gesetzlicher Hintergrund und Inkrafttreten

Bereits am 18. Oktober 2024 hatte der Bundestag im Rahmen des Jahressteuergesetzes der Erweiterung der bisherigen Wegzugsbesteuerung zugestimmt. Nach Zustimmung des Bundesrats trat diese Neuregelung wie geplant zum 1. Januar 2025 in Kraft. Ursprünglich galt die Regelung vor allem für unternehmerisch tätige Personen, während vermögende private Anleger bislang von der Besteuerung ausgenommen waren – nun soll dem zunehmenden finanziellen Engagement in Investmentfonds Rechnung getragen werden.

Gründe für die Neuregelung der Steuer

Der Handlungsimpuls hinter dieser Maßnahme liegt in einer veränderten Auswanderungsstruktur: Während – vor einigen Jahrzehnten – vornehmlich Unternehmer Deutschland verließen, ziehen heute vermehrt junge, vermögende Privatpersonen ins Ausland. So verließen im Jahr 2023 rund 265.000 Deutsche das Land, verglichen mit 148.000 im Jahr 2014. Auch wenn für 2024 und 2025 noch vorläufige Zahlen vorliegen, bestätigt sich der Trend eines anhaltenden Kapitalabflusses. Besonders auffällig ist, dass etwa 76 Prozent der Auswanderer einen Hochschulabschluss besitzen – ein Umstand, der langfristig zu einem Verlust hochqualifizierten Humankapitals führen könnte.

Exodus der Talente und Zukunftsaussichten

Auch bei den Studiengängen und unter den jungen Talenten zeigt sich eine beunruhigende Entwicklung: Untersuchungen der Universität Maastricht belegen, dass bereits 13,3 Prozent der deutschen Studierenden konkrete Pläne für einen Wegzug ins Ausland hegen – in wirtschaftswissenschaftlichen Fächern steigt dieser Anteil sogar auf 17,7 Prozent. Diese Tendenz verschärft die Befürchtung, dass Deutschland zukünftig noch stärker um seine Spitzenkräfte konkurrieren muss.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Standortüberlegungen

Parallel zur individuellen Abwanderung verlagern auch immer mehr Unternehmen ihren Fokus. Angesichts einer angespannten Energiesituation und hoher Industriekosten erwägen bereits vier von zehn Industriebetrieben, ihre Produktion einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Bei Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden stellt sich die Standortfrage noch drängender – laut aktuellen Umfragen gedenkt mehr als die Hälfte derartiger Unternehmen eines Wechsels, wobei der Anteil der Unternehmen mit Abwanderungsgedanken innerhalb kurzer Zeit von 21 Prozent (2022) über 32 Prozent (2023) auf mittlerweile rund 37 Prozent angestiegen ist. Diese Entwicklung wird unter anderem durch steigende Energiekosten und international konkurrenzfähigere Rahmenbedingungen befeuert, wie aktuelle Preisanalysen und Energiestatistiken (z. B. der BDEW-Analyse) belegen.

Surftipp: Fonds-Anbieter im Direktvergleich - Gebühren, Anzahl handelbarer Fonds, etc.

Praktische Auswirkungen für Anleger

Für Anleger bedeutet die neue Regelung eine erhebliche Verschärfung der steuerlichen Situation bei einem geplanten Auslandswechsel. Bei Investitionen von 500.000 Euro oder mehr in Investmentfonds wird bei einem Wegzug eine Steuer auf die nicht realisierten Gewinne fällig. Diese kann je nach Wertzuwachs der Fonds erheblich ausfallen und die Finanzplanung empfindlich belasten.

Die Regelung tritt jedoch erst dann in Kraft, wenn auch der Bundesrat zustimmt. Derzeit sind Anleger mit weniger als 500.000 Euro in Fonds noch nicht betroffen. Ebenso bleiben direkte Aktieninvestments vorerst verschont von der neuen Besteuerung.

Mögliche Strategien zur Steueroptimierung

Angesichts der geplanten Neuregelung sollten Anleger verschiedene Strategien prüfen. Eine Aufteilung größerer Fondsbeträge auf mehrere Fonds könnte die 500.000-Euro-Grenze unterschreiten. Alternativ könnte ein Wechsel zu direkten Aktieninvestments sinnvoll sein, da diese von der neuen Regelung noch nicht erfasst werden.

Wichtig ist jedoch, dass sich die Steuergesetzgebung schnell ändern kann. Was heute noch nicht betroffen ist, könnte morgen bereits unter die Wegzugsbesteuerung fallen. Eine langfristige Finanzplanung sollte daher verschiedene Szenarien berücksichtigen.

Fazit: Handlungsbedarf für vermögende Anleger

Die geplante Ausweitung der Wegzugsbesteuerung auf Investmentfonds markiert einen bedeutsamen Einschnitt in die Vermögensgestaltung. Für Anleger mit größeren Fondsbeständen wird ein Wohnsitzwechsel ins Ausland deutlich teurer und komplizierter.

Während die Maßnahme dem erklärten Ziel dient, die Abwanderung von Kapital und Fachkräften zu bremsen, könnte sie paradoxerweise den gegenteiligen Effekt haben und weitere Auswanderungen beschleunigen. Anleger sollten ihre Portfoliostruktur rechtzeitig überprüfen und gegebenenfalls anpassen, bevor die neue Regelung in Kraft tritt. Eine frühzeitige Beratung durch Steuerexperten ist in jedem Fall empfehlenswert, um alle Optionen zu prüfen und die optimale Strategie zu entwickeln.

Fonds-Sparplan-Vergleich 2025 - Günstig in Fonds investieren

Quellen und weiterführende Links