Griechenland wird zum Schwellenland
Das verordnete Spardiktat in dem Land am Mittelmeer, das vielen bisher nur als Urlaubsland bekannt war, zeigt seine Wirkung: Griechenland wird zum Schwellenland – und wirft damit immer mehr die Frage auf, wie weit das Sparen müssen der hoch verschuldeten Staaten die Euro-Zone immer mehr von innen aushöhlen wird.
Von MSCI, dem Indexbetreiber, wurde damit erstmals eine Nation auf den Status Schwellenland gesetzt, die eine entwickelte Nation darstellt. Der Rückschritt könnte das Land genau um die Jahre oder gar Jahrzehnte zurückwerfen, die längst befürchtet wurde durch das von anderen Staaten der Euro-Zone aufgedrängte Diktat zum Sparen, dem nun auch noch der staatliche Rundfunk in Griechenland zum Opfer fiel. Auf die historische Zurückstufung reagierte auch die Börse in Athen und hatte nach der Bekanntgabe mit hohen Verlusten zu kämpfen. Auf nur noch 301 Punkte gab der griechische Leitindex Athex nach um 1,3 Prozent. Seit 2007 sank der Athex um 83 Prozent, was zu der schlechten Bewertung von MSCI führte, die das Land von einer Wirtschaftsnation zum Schwellenland macht, was Griechenland noch weiter Schaden zufügen dürfte.
Damit ist erstmals in der Geschichte der Währungsunion ein Schwellenland Mitglied in der Währungsunion, wodurch sich zugleich die Frage stellen dürfte, inwiefern Griechenland dann überhaupt noch systemrelevant für die Euro-Zone ist – und inwiefern sich die Hilfszahlungen an das lange kurz vor der Pleite stehende Land überhaupt noch lohnen. Seit April 2010 ist Griechenland mittlerweile vom Kapitalmarkt ausgeschlossen, auch dies dürfte dem Land mit den immensen Schaden zugefügt haben, der nun durch die Degradierung zum Schwellenland seine volle Wirkung gezeigt hat.
Griechenland wird damit vor einer neuen Zerreißprobe stehen und es stellt sich dabei erneut die wichtige Frage, ob es nicht für das Land selbst das Beste wäre, die Euro-Zone zu verlassen und statt auf die Gemeinschaftswährung Euro wieder auf die alte Währung Drachme zu setzen, um nicht bedingungslos weiter dem Spardiktat anderer Länder unterworfen zu sein – und wirtschaftlich immer weiter an den Rand gedrängt zu werden, anstatt als Staat finanziell zu gesunden.