UniCredit-Übernahme der Commerzbank: Stand der Dinge September 2025

Donnerstag den 4.09.2025 - Abgelegt unter: Banken, Börse, Brokernews

Die Debatte um die geplante Übernahme der Commerzbank durch UniCredit gewinnt an Fahrt. Nach ersten Beteiligungserhöhungen im Sommer stehen beide Institute auf unterschiedlichen Positionen: UniCredit drängt auf Kontrollmehrheit, Commerzbank versucht, die Unabhängigkeit zu wahren. Welche Schritte bereits erfolgt sind, welche rechtlichen Hürden noch warten und wie der politische Faktorenmix aussieht, erfahren Anleger hier in allen Details.

Das Wichtigste im Überblick:

  • UniCredit hält gegenwärtig 26 Prozent der Commerzbank-Aktien und will über Wandelanleihen kurzfristig auf mindestens 30 Prozent vorrücken.
  • Die Commerzbank kontert mit Rekordergebnissen von 2,4 Mrd. € operativem Gewinn im ersten Halbjahr und einer Dividendenanhebung auf 0,60 € je Aktie.
  • Bund und Aufsichtsbehörden prüfen die nationalen und EU-weiten Implikationen einer grenzüberschreitenden Fusion und signalisieren Skepsis.

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Strategischer Ausbau der Beteiligung

Im Juli 2025 hat UniCredit zunächst 20 Prozent der Commerzbank übernommen. Parallel dazu besaß UniCredit Options- und Wandlungsrechte im Volumen von rund 9 Prozent. Die partielle Ausübung dieser Rechte führte im August dazu, dass UniCredit ihre Stimmrechtsquote auf 26 Prozent erhöhte. Ein weiterer Umwandlungszeitraum bis Ende November 2025 könnte den Anteil auf deutlich über 30 Prozent treiben – und damit die Voraussetzung für ein Pflichtangebot schaffen. UniCredit-Chef Andrea Orcel sieht darin den logischen nächsten Schritt auf dem Weg zur Schaffung eines paneuropäischen Bankengiganten.

Rechtliche und regulatorische Dimension

Das deutsche Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) schreibt vor, dass bei Überschreiten von 30 Prozent aller Stimmrechte ein Pflichtangebot an alle verbleibenden Aktionäre abgegeben werden muss. UniCredit steht momentan knapp unter dieser Schwelle, plant aber, nach Ausübung aller Wandlungsrechte formal anzudocken. BaFin und EU-Wettbewerbskommission bereiten sich bereits auf ein Prüfverfahren vor. Dabei ist unklar, ob Auflagen zur Abgabe von Filialen oder Kapitalpuffer vorgeschrieben werden. Die Europäische Zentralbank hat signalisiert, dass sie eine stabile Eigenkapitalausstattung beider Institute voraussetzt und frühzeitig in Konsultationen einbezogen werden will.

Finanzkennzahlen und Marktreaktion

Die Commerzbank legte im ersten Halbjahr 2025 mit einem operativen Ergebnis von 2,4 Mrd. € das beste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte vor. Der bereinigte RoTE (Return on Tangible Equity) stieg von 9,1 auf 11,3 Prozent. Im Zuge dieser Zahlen erhöhte der Vorstand die Dividende von 0,45 € auf 0,60 €. Die Aktie kletterte binnen vier Wochen um rund 15 Prozent, während UniCredit-Papiere um 3 Prozent nachgaben. Großinvestoren wie BlackRock und Amundi kommentierten, sie wollten die Kursrallye abwarten, bevor sie sich festlegen. Beobachter rechnen damit, dass ein Kursniveau um 11 € als Signal für die nächste Verhandlungsrunde gelten könnte.

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Politische Einflussfaktoren

Der deutsche Staat hält etwa 15 Prozent der Commerzbank und hat wiederholt eine feindliche Übernahme abgelehnt. Offiziell betont das Bundesfinanzministerium den Erhalt einer starken Deutschen Bank im europäischen Wettbewerb. Intern verhandelt man jedoch mit UniCredit über mögliche strategische Allianzen, Garantien oder einen Sitz im Aufsichtsrat. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte vor nationalen Alleingängen, die den europäischen Binnenmarkt untergraben. Die politischen Diskussionen drehen sich um Fragen der Systemrelevanz, Arbeitsplatzerhalt und grenzüberschreitende Aufsicht.

Analystenperspektiven und Szenarien

Marktbeobachter entwickeln drei Kernszenarien:

  1. Pflichtangebot nach Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle mit einem Kaufpreis um 12 € je Aktie.
  2. Minderheitsbündnis zwischen UniCredit und Großaktionären, ohne Pflichtangebot, aber mit Einfluss im Aufsichtsrat.
  3. Rückzug von UniCredit bei übermäßigem politischem Widerstand, verbunden mit einer Kooperation ohne Eigentumsübergang.

Die Mehrzahl der Analysten geht davon aus, dass UniCredit spätestens im ersten Quartal 2026 den nächsten Schritt wagt. Ein mögliches Angebot könnte mit Aufsichtsratsposten für Deutschland und Zusagen zum Personalabbau verknüpft sein.

Fazit

Der Ringen um die Commerzbank ist zu einer der spannendsten Finanzsagas Europas geworden. UniCredit verfolgt einen planvollen Ausbau ihrer Beteiligung, während die Commerzbank ihre Bilanzkennzahlen in Bestform präsentiert und auf politische Rückendeckung setzt. Für Anleger gilt es, kurzfristige Kursbewegungen an der 30-Prozent-Schwelle ebenso im Blick zu behalten wie regulatorische Signale aus Berlin und Brüssel. Wer Szenarienbildung betreibt und die Quartalszahlen sowie politischen Subtext versteht, bleibt dem Pulsschlag dieses Fusionsduells einen Schritt voraus.

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