Preisverfall bei CO2-Emissionen: Dennoch neue Chancen für Anleger?

Freitag den 12.04.2024 - Abgelegt unter: Börse, Brokernews, Kleinanleger, Nachhaltig

Für den europäischen CO2-Preis ist eine klare Richtung vorgegeben: nach oben. Dies ist im Rahmen des europäischen Emissionshandels (EHS) festgelegt, den die EU-Kommission als wichtigstes Instrument der Klimapolitik etabliert hat. Der Gedanke dahinter ist einfach: Wenn die Emissionen teuer sind, haben energieintensive Unternehmen einen starken Anreiz, diese zu reduzieren. Obwohl Privatanleger nicht direkt in den Emissionshandel investieren können, besteht die Möglichkeit, über spezielle Zertifikate dennoch von der Entwicklung des CO2-Preises zu profitieren. Die entscheidende Frage lautet jedoch: Ist dies eine lohnende Investition?

Das Wichtigste im Überblick:

  • CO2 Emission-Zertifikate verlieren innerhalb eines Jahres fast 50 % an Wert
  • Experten rechnen jedoch in naher Zukunft mit steigenden Preisen pro Tonne CO2
  • Privatanleger können mit entsprechenden Zertifikaten am prognostizierten Preisanstieg pro Tonne CO2 partizipieren

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Das Ziel des CO₂-Handels seitens der EU

Der Handel mit sogenannten Verschmutzungsrechten, auch CO₂-Zertifikate genannt, wurde in Europa im Jahr 2005 eingeführt, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Regierungen vergeben jährlich eine Obergrenze für die erlaubte Gesamtmenge an Treibhausgasen für die Industrie. Gleichzeitig wird der Cap für die Verschmutzungsrechte (Zertifikate) festgelegt. Unternehmen, die weniger Schadstoffe produzieren, können ihre überschüssigen Zertifikate an andere Firmen verkaufen, die höhere CO₂-Emissionen haben. Das Ziel des CO₂-Handels ist es, Unternehmen zu motivieren, vermehrt alternative Energieträger einzusetzen und somit den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu fördern.

Trotz des massiven Ausbaus alternativer Energien wird Deutschland voraussichtlich nicht in der Lage sein, bis 2045 eine klimaneutrale Wirtschaft zu erreichen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Europa, wo der EU-Rechnungshof davon ausgeht, dass die Europäische Union es nicht schaffen wird, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren.

Anleger-Pech: Preis für eine Tonne CO2 hat sich innerhalb eines Jahres halbiert

Mit Folgen, denn Im Vergleich zum Februar 2023 hat sich der Preis für eine Tonne CO2 etwa halbiert. Betrug der CO2-Preis vor einem Jahr noch knapp 100 Euro, so ist er inzwischen auf knapp über 50 Euro pro Tonne gesunken. Für Unternehmen, die CO2-Zertifikate kaufen, um mehr Kohlendioxid ausstoßen zu dürfen, eine durchaus positive Entwicklung.

Von erheblichem finanziellem Nachteil ist diese Entwicklung hingegen für Privatanleger, die über strukturierte Finanzprodukte wie Hebelzertifikate indirekt in den CO2-Preis investieren und damit zum heutigen Zeitpunkt auf entsprechenden Verlusten sitzen dürften. Ein klares Warnsignal also für Anleger, sich hier nicht zu engagieren? Nicht ganz, denn man muss hier verstehen, welche Faktoren, den Preis pro Tonne CO2 maßgeblich beeinflussen.

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Doch woher kommt der Preisverfall genau?

Der CO2-Preis richtet sich grundsätzlich nach Angebot und Nachfrage. Der Preisrückgang, der nun bereits seit einem Jahr anhält, wird jedoch nicht durch das Angebot verursacht. Es sind ausreichend etwa 20 Millionen zusätzliche Zertifikate vorhanden, die bereits im vergangenen Jahr emittiert wurden. Vor allem die Nachfrageseite trägt zur Senkung des CO2-Preises bei.

Ein Grund dafür ist der rückläufige Verbrauch fossiler Brennstoffe, der unter anderem auf gestiegene Energiepreise zurückzuführen ist. Dies führt zu einem geringeren Bedarf an CO2-Zertifikaten. Zudem haben die Preise für die Zertifikate in den vergangenen Jahren teilweise erheblich zugenommen, was auch ein Grund für die zunehmende Zurückhaltung der Käufer seit Mitte des letzten Jahres ist.

Lohnt sich für Anleger dennoch ein Engagement in CO2 Zertifikate?

Trotz der Reduzierung des CO2-Preises um etwa 50 Prozent in den letzten zwölf Monaten prognostizieren die meisten Experten auf Basis ihrer Modellrechnungen, dass der Preis bis 2030 voraussichtlich zwischen 60 und 180 Euro je Tonne CO2 liegen wird. Dies deutet auf ein erhebliches Renditepotenzial hin.

Privatanleger haben zwar keine direkte Teilnahmemöglichkeit am Emissionshandel für CO2-Zertifikate, der ausschließlich bestimmten Unternehmen vorbehalten ist, die mehr CO2 ausstoßen möchten. Allerdings gibt es für Privatkunden eine Alternative in Form von strukturierten Finanzprodukten. Hierbei handelt es sich vor allem um Index- und Hebelzertifikate, bei denen der CO2-Preis als Basiswert dient.

CO2-Zertifikate für Privatanleger
Zertifikat ISIN Management-Gebühr Rendite 1 Jahr
WisdomTree Carbon JE00BP2PWW32 0,35% -32,6%
UBS Bloomberg CMCI Components Emissions DE000UBS1EA1 0,41% -31,9%
SocGen Societe Generale UNLTD DE000SH755G8 3,50% -38,4%
Stand: 11.04.2024, Quelle: comdirect.de

Ein Anstieg des Preises für eine Tonne Kohlendioxid wirkt sich in der Regel positiv auf den Preis der Zertifikate aus, wobei die Laufzeit der Finanzprodukte eine entscheidende Rolle spielt. Als Neuanlage erweisen sich CO2-Zertifikate in absehbarer Zukunft daher wieder als interessant.

Es sei darauf hingewiesen, dass diese Zertifikate, insbesondere von Banken wie der Commerzbank, UBS, DWS (xTrackers) und der Société Générale emittiert, entweder außerbörslich oder über Wertpapierbörsen gehandelt werden können.

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Quellen und weiterführende Links

Handelsblatt: Wie der Einbruch des CO2-Preises Privatanleger trifft

Euractiv: CO2-Preis-Rückgang gefährdet EU-Ziele zur Dekarbonisierung

ZDF: CO2-Zertifikate: Rekordeinnahmen gemeldet