Rückschlag für Neo-Broker: EU verbietet Provisionen

Donnerstag den 6.07.2023 - Abgelegt unter: Brokernews, Online-Broker News

Die EU verbietet Rückvergütungen für Neo-Broker, dadurch könnte der Börsenhandel zum Nulltarif nun bald Geschichte sein. Diese Entscheidung der EU-Kommission dürfte bei zahlreichen Fintechs, die ein Geschäftsmodell auf Basis der NEO-Brokerage betreiben, ad hoc für eine Art „Schockstarre“ geführt haben – das nun geltende Verbot der sogenannten „Payment for Orderflow“ – Provisionen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • EU-Kommission setzt Verbot des Payment for Orderflow bis 2026 um.
  • Geschäftsmodelle zahlreicher Neo-Broker auf dem Prüfstand.
  • Kostenlose Neo-Broker Angebote vor dem Aus.

Jetzt Neo-Broker vergleichen

EU-Kommission setzt mit dem Verbot der andauernden Diskussion um PFOF ein Ende

Mit der nun getroffenen Entscheidung, dem System der Payment per Orderflow Provisionen bei Neo-Brokern bis zum Jahr 2026 ein Ende setzten zu wollen, beendet die EU-Kommission nun ein bereits seit Jahren bestehenden Konflikt zwischen den Anbietern selbst und den Regulierern in Brüssel, wie ein Blick auf die Chronik zeigt:

  1. Anfang November 2021 – Erste Gerüchte um ein geplantes PFOF-Verbot
  2. 20. November 2021 – EU-Kommission bereitet ersten Gesetzentwurf zum PFOF-Verbot vor
  3. Ende November 2021 – E-Kommission legt Gesetzentwurf vor und bekräftigt somit die Notwendigkeit eines PFOF-Verbots
  4. Mitte April 2022 – Deutschland stellt sich gegen das geplante PFOF-Verbot
  5. Anfang Juli 2023 – EU-Kommission beschließt das PFOF-Verbot bis 2026

Im Kern bedeutet dies nun Folgendes: Mit dem Verbot sollen laut Parlament Anleger vor „suboptimalen Handelsentscheidungen“ geschützt werden. Länder, in denen PFOF weit verbreitet sind, soll das Verbot bis Juni 2026 umsetzen müssen. Wobei das Verbot an sich ab sofort gilt, den betroffenen Unternehmen jedoch bis Anfang 2026 eine entsprechende Übergangsfrist zur Anpassung der Geschäftsprozesse etc. gewährt werden soll.

Doch worauf bezieht sich die Kommission mit ihrer Aussage, Anleger vor suboptimalen Handelsentscheidungen schützen zu wollen? Dazu muss grundlegend erst einmal verstanden werden, was Payment for Orderflow Provisionen sind und warum sie für die zahlreichen Neo-Broker finanziell überlebenswichtig sind.

Was bedeutet Payment for Orderflow eigentlich?

Dies bedeutet, dass die Neo-Broker unmittelbar von den Handelsplätzen Vergütungen erhalten, indem sie die Aufträge ihrer Kunden präzise an diese Börsen zur Ausführung weiterleiten. Die Neo-Broker erwirtschafteten demnach ihre Einnahmen durch direkte Rückvergütungen von den Handelsplattformen. Aufgrund dieser Vorgehensweise konnten sie ihren Nutzern den Service kostenlos anbieten. Dieser Ansatz hat dazu beigetragen, eine größere Reichweite und Zugänglichkeit für Privatanleger zu schaffen, die zuvor möglicherweise hohe Gebühren für den Handel zahlen mussten.

Die Kombination aus direkter Weiterleitung der Aufträge an die Börsen, Zugang zu einer Vielzahl von Handelsinstrumenten und der Möglichkeit, den Service kostenlos anzubieten, macht die Neo-Broker zu attraktiven Partnern für Anleger und erklärt letztendlich auch den rasanten Aufstieg von Anbietern wie Robinhood, Trade-Republic, Scalable Capital und anderen.

Surftipp: Mehr dazu, wie Neo-Broker Geld verdienen

Was steckt im Detail hinter dem PFOF-Verbot?

Aus Sicht der EU-Regulierer besteht der Kern des PFOF-Verbots vor allem darin, dass NEO-Broker in Zukunft daran gehindert werden sollen, die Orders ihrer Kunden an Handelsplätze weiterzuleiten, die ihnen die höchsten Provisionen zahlen. Diese Maßnahme soll verhindern, dass die betroffenen Kunden des Neo-Brokers ihre Aufträge nicht zu den bestmöglichen Kursen ausführen können. Die Regulatoren fürchten nämlich, dass hohe Provisionen auf andere Weise wieder hereingespielt werden müssen und sich dadurch negative Auswirkungen auf die Ausführung der Aufträge ergeben könnten. Es geht darum sicherzustellen, dass die Interessen der Kunden geschützt werden und sie fair behandelt werden, wenn es um die Ausführung ihrer Handelsaufträge geht.

Was bedeutet dies nun für die betroffenen Neo-Broker?

Die jüngste getroffene Entscheidung der EU-Kommission zum PFO-Verbot birgt erhebliche Risiken für jene Unternehmen, die ihren Kunden einerseits den Handel ohne Gebühren ermöglichen und andererseits Rückvergütungen erhalten. Das Ertragsmodell der führenden Neo- / Online-Broker, deren Umsatz-Modell größtenteils auf den PFOF-Provisionen basiert, gerät dadurch in Gefahr.

Es bleibt also abzuwarten, wie die Neo-Broker auf diese Veränderungen reagieren werden. Der Wegfall des „Payment for Order Flow“ stellt zweifellos eine Herausforderung dar. Es erfordert von den Neo-Brokern, ihre Dienstleistungen neu zu bewerten und alternative Einnahmequellen zu finden. Durch die Implementierung von Abonnement-, Flatrate- oder anderen Modellen könnten sie ihren Kunden weiterhin attraktive Angebote machen, während sie gleichzeitig ihre eigenen Geschäftsinteressen wahren.

Was ändert sich für Anleger mit dem PFOF-Verbot?

Die Frage, die sich hier nun abschließend stellt, ist Jene, wie sich das PFOF-Verbot auf Anleger auswirkt? Worauf sollten sich Anleger beziehungsweise Nutzer von Neo-Brokern nun einstellen? Im Grunde ist diese Frage mit 3 klaren Antworten verbunden:

Mögliche Kostensteigerung

Wenn Neo-Broker nicht mehr in der Lage sind, Provisionen aus dem „Payment per Orderflow“ zu generieren, könnten sie gezwungen sein, andere Einnahmequellen zu suchen. Dies könnte bedeuten, dass sie Gebühren für Dienstleistungen einführen oder erhöhen, die bisher kostenlos waren. Dadurch könnten die Kosten für Anleger steigen.

Transparenz und Fairness

Einige Kritiker argumentieren, dass das „Payment per Orderflow“-Modell zu Interessenkonflikten führt und möglicherweise nicht im besten Interesse der Anleger ist. Ein Verbot könnte also zu mehr Transparenz und Fairness im Handel führen, was letztlich den Anlegern zugutekäme.

Wettbewerb und Innovation

Ein solches Verbot könnte auch Auswirkungen auf den Wettbewerb und die Innovation im Brokerage-Markt haben. Neo-Broker haben oft auf disruptive Geschäftsmodelle gesetzt, um traditionelle Akteure herauszufordern und den Verbrauchern günstigere und bequemere Dienstleistungen anzubieten. Ein Verbot könnte diese Dynamik verändern.

Online-Broker-Vergleich

Weiterführende Links und Quellen:

Frankfurter Allgemeine Zeitung: EU beerdigt Entgeltmodell für Neobroker

t3n: EU-Entwurf: Was steckt hinter dem Verbot von Payment for Order Flows?

Finanzmarktwelt: EU verbietet „Payment for Orderflow“ – Erdbeben für Neobroker