Bitcoin-Verbot in der EU: Kommt es oder kommt es nicht?

Donnerstag den 3.03.2022 - Abgelegt unter: Brokernews

Am 23. Februar machte die Meldung die Runde, das EU-Parlament plane ein Verbot für Dienstleistungen von Proof-of-Work-basierten Kryptowährungen. Das würde auch den Bitcoin betreffen. Die für den 28. Februar geplante Abstimmung zum Thema wurde jedoch abgesagt. Was heißt das nun für den Bitcoin?

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Update: Endgültiger Entwurf zu MiCA kommt ohne Bitcoin-Verbot aus
  • Die Abstimmung über ein (potenzielles) Verbot des Bitcoins und andere Proof-of-Work Kryptowährungen wurde verschoben
  • Die Pläne seien angeblich missinterpretiert worden, der entsprechende Paragraf soll gestrichen worden sein
  • Nun stehen neue Verhandlungen an
  • Anlass für die Debatte waren die Umweltschäden durch das Krypto-Mining

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Update 08.03.2022: Endgültiger Entwurf zu MiCA kommt ohne Bitcoin-Verbot aus

Am Montag wurde der endgültige Entwurf für die Richtlinien für die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen (MiCA) dem zuständigen Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) überreicht. In diesem Entwurf findet sich ein Abschnitt nicht mehr, der in vielen Medien zuvor als Verbot für den Bitcoin in der EU interpretiert wurde. Ein Bitcoin-Verbot ist nun nicht mehr zu befürchten. Am 14. März stimmt der ECON-Ausschuss über den Entwurf ab.

Ursprüngliche Nachricht:

Bitcoin-Verbot – Pro und Contra

In der Debatte geht es um die MiCA-Richtlinie zur Regulierung von Kryptowährungen. SPD, Grüne und Linke hatten sich demnach – gegen Widerstand in den eigenen Reihen – dafür ausgesprochen, die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen zu verbieten, die auf ökologisch nicht nachhaltigen Konsensmechanismen beruhen. Das Fachmagazin BTC-ECHO interpretierte das so, dass „dies das Ende für Proof-of-Work-basierte Kryptowährungen wie Bitcoin ab 1. Januar 2025 in der Europäischen Union bedeuten“ könnte. [1]

Quelle: digiconomist.net

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Hintergrund der Debatte ist, dass für das Mining von Kryptowährungen wie dem Bitcoin enorm viel Rechenleistung erforderlich ist und damit auch große Mengen an Energie benötigt werden. Das sorgt für Umweltschäden.

Der Bitcoin Energy Consumption Index geht zum Beispiel davon aus, dass der jährliche Kohlenstoff-Fußabdruck von Bitcoin so groß ist wie der der Tschechischen Republik. Der jährliche Verbrauch von elektrischer Energie lässt sich mit dem von Thailand vergleichen. Der anfallende Elektroschrott ist so groß wie der Elektroschrott aller Kleinelektro-Geräte der Niederlande.[2] Für das Mining werden unter anderem leistungsstarke Grafikkarten gebraucht, die darum seit Jahren Mangelware sind.

Gegner eines Bitcoin-Verbots wie der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler argumentieren hingegen: „Der Versuch, Bitcoin in Europa zu verbieten, ist töricht. Er wird nicht gelingen und lediglich dafür sorgen, dass Fintechs und Dienstleister auswandern werden.“[3]

Robert Kopitsch vom Branchen-Verband Blockchain for Europe meinte: „Das ist ein Punkt, der Europa mitsamt seiner grünen Miner ins Hintertreffen bringen und einzig dazu führen würde, dass diese ins Ausland abwandern und Europa den geopolitischen Zugriff auf Bitcoin verliert.“

Abstimmung verschoben, neue Verhandlungen geplant

Die für den 28. Februar geplante Abstimmung wurde inzwischen abgesagt. Vom zuständigen EU-Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) heißt es, die Pläne seien missverständlich formuliert worden. Der Ausschuss-Berichterstatter Stefan Berger (CDU) sagte, die Pläne sollen nicht „als de-facto-Bitcoin-Verbot missinterpretiert werden“.[4] Der entsprechende Paragraf soll inzwischen gestrichen worden sein. 

Das klingt, als sei ein Bitcoin-Verbot vom Tisch bzw. nie geplant gewesen – sofern man den Aussagen von Berger Glauben schenkt. Vorgesehen sind nun neue Verhandlungen, bei denen „eine klare Faktenlage zu der Frage des Proof-of-Work“ geschaffen werden soll. Wahrscheinlich ist daher, dass das EU-Parlament weiter nach einem Weg suchen wird, Druck auf Kryptowährungen mit Proof-of-Work-Ansatz auszuüben, damit diese nachhaltiger werden. Auch Scalable Capital sieht auf Anfrage der WirtschaftsWoche in den vorerst gestrichenen Plänen einen Ansporn an die Entwickler „mehr für die Energieeffizienz zu tun“.

Die Kryptowährung Ethereum ist bereits dabei, von einem Proof-of-Work-Ansatz auf einen energieeffizienteren Proof-of-Stake-Ansatz umzustellen. Der Prozess soll im zweiten Quartal 2022 abgeschlossen sein. Andere Kryptowährungen wie Cardano, EOS und Elrond nutzen Proof-of-Stake bereits.

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Weiterführende Links

[1] BTC-ECHO – SPD, Grüne und Linke wollen Bitcoin in Europa verbieten

[2] Bitcoin Energy Consumption Index

[3] WiWo – Dem Bitcoin droht das Verbot in der EU

[4] WiWo – Doch kein Bitcoin-Verbot in der EU?

Handelsblatt – Bitcoin-Verbot vom Tisch

Zuletzt aktualisiert am 08.03.2022