Wann ist ein Portfolio optimal und effizient?

Wann ist ein Portfolio „gut“ aufgestellt? Die Antwort auf diese entscheidende Frage lässt unscharfe Definitionen und Allgemeinplätze nicht zu:

Ein Portfolio muss effizient strukturiert und im Hinblick auf die persönliche Risikopräferenz des Investors optimal sein.

Effizienz und Optimalität sind jeweils notwendige Bedingungen für eine erfolgreiche Anlagestrategie. Die beiden Konzepte werden nachfolgend erläutert.

Jeder Investor ist risikoavers

Wäre ausschließlich der Erwartungswert der Rendite maßgeblich und bestünde auf Seiten des Anlegers keinerlei Risikoaversion müsste das gesamte Vermögen in dem verfügbaren Anlagegegenstand mit der höchsten angenommenen Rendite investiert werden.

Mehr noch: Der Investor müsste so viele Kredite wie möglich aufnehmen und diese zusätzlich in den Vermögensgegenstand investieren. Zielte die Gestaltung eines Portfolios dagegen ausschließlich auf ein möglichst geringes Risiko ab dürfte das Portfolio nur aus kurzläufigen Staatsanleihen bestehen.

Es ist offensichtlich, dass beide Ansätze das Gros der Anlegerinteressen verfehlen. Bei der Portfoliodiversifikation gilt es deshalb, einen ausgewogenen Mittelweg zu finden, der zum individuellen (!) Anspruch des Investors passt. In der Kapitalmarkttheorie wurden deshalb die Begriffe Effizienz und Optimalität definiert.

Effizienz und Optimalität

Ob ein Portfolio effizient ist hängt nicht von Eigenschaften des Investors sondern ausschließlich von der Zusammensetzung des Portfolios ab.

Ein Portfolio kann nur effizient sein, wenn  bei gegebenem Erwartungswert der Rendite kein anderes Portfolio mit einem geringeren Risiko (gemessen an der Standardabweichung) existiert bzw. bei gegebenem Risiko kein Portfolio mit einer höheren Rendite möglich ist. Trifft eine der beiden Eigenschaften nicht zu handelt es sich nicht um ein effizientes Portfolio.

Sind mehrere effiziente Portfolios identifiziert muss jenes gefunden werden, das mit der persönlichen Risikobereitschaft des Anlegers am besten übereinstimmt. Es handelt sich um eine individuelle Entscheidung bzw. Optimierung eines Zielkonflikts.

Der Zielkonflikt besteht aus dem gleichzeitigen Versuch, möglichst hohe Renditen bei möglichst geringem Risiko zu erzielen. Ausgehend von einem vollständig risikofreien, gedanklichen Ausgangsportfolio

  • Risiko: 0,
  • Rendite: sicherer Zinssatz

kann der Investor verschiedene Rendite/Risiko-Kombinationen betrachten und jene auswählen, die am besten zu den eigenen Plänen passt.

Hier finden Sie die wichtigsten Online-Broker im Vergleich >>

Risiko wird gegen Rendite getauscht

Die Optimierung des Zielkonflikts „Risiko/Rendite“ lässt sich anschaulich darstellen:

Es sei angenommen, dass 100 effiziente (!) Portfolios zur Auswahl stünden, wobei Risiko und Rendite jeweils Werte von 0-100 Prozent annehmen. Die Spannbreite reicht demnach von:

  • Portfolio 1 (Risiko: null/Rendite: null)
  • bis hin zu Portfolio 100 (Risiko: 100, Rendite: 100%).

Eine Rendite von „null“ bezeichnet an dieser Stelle eine Rendite, die dem sicheren Marktzinssatz entspricht.

Arbeitet sich der Investor vom sichersten bis hin zum renditestärksten Portfolio Kombination um Kombination vor tauscht er mit jedem zusätzlichen Schritt „in Richtung mehr Risiko und Rendite“ Sicherheit gegen Ertragschancen.

Kehrt er eine Stufe in entgegengesetzter Richtung zurück werden umgekehrt Ertragschancen gegen mehr Sicherheit getauscht. Solange dem Investor höhere Erträge wichtiger sind als mehr Sicherheit wird er sich „nach oben“ orientieren, im umgekehrten Fall dagegen nach unten.

Das optimale Portfolio ist jenes, bei dem der Investor zu weiteren „Tauschhandlungen“ nicht mehr bereit ist.

Persönliche Risikopräferenz in der Praxis bestimmen

In der Praxis sind nicht 100, sondern meist weniger als zehn effiziente Auswahlportfolios notwendig, weil die Unsicherheiten über die tatsächliche Entwicklung eine allzu engmaschige Auswahl ad absurdum führen.

Dennoch müssen Anleger nach dem obigen Prinzip verfahren und ihre persönliche Risikoaffinität nach diesem Muster ermitteln. Dabei sind außerhalb des Portfolios stehende Vermögenswerte wie Immobilien und Rentenansprüche zu berücksichtigen.