Technische Analyse

Die Technische Analyse wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zur Marktprognose angewandt und konzentriert sich ausschließlich auf die Informationen, die im Kurs eines Marktes enthalten sind. Fundamentaldaten wie Konjunktur, Geldpolitik, Branchenentwicklung und Bilanzkennzahlen bleiben vollständig außen vor. Die Analysemethoden sind in allen betrachteten Märkten identisch. Aus diesem Grund ist für die Anwendung der Technischen Analyse weder ein betriebswirtschaftliches Studium noch ein hintergründiges Verständnis von betrieblichen oder gesamtwirtschaftlichen Prozessen erforderlich.

Technische Analyse funktioniert in allen Märkten gleich

Die Technische Analyse ist weder Hokupokus noch Kaffeesatzleserei oder eine „selbsterfüllende Prophezeihung (siehe dazu auch das Kapitel „Grundlegende Annahmen der TA“). Die Methoden ermöglichen nachweislich erfolgreiches Handeln in allen wichtigen Märkten.

Die Anwendung der TA setzt eine profunde theoretische Basis in den wichtigsten Disziplinen und praktische Erfahrungen voraus. Beides lässt sich mit Investitionen von maximal einigen hundert Euro in Literatur und Tutorials sowie der konsequenten Anwendung des Gelernten (ggf. auf dem Papier) mit Charting-Anwendungen erwerben.

Der Analystenverband IFTA und sein Ausbildungsprogramm

Der anerkannte Berufsverband der Technischen Analysten in Deutschland ist die VTAD (Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands) mit Sitz in Frankfurt am Main. Die VTAD ist Mitglied des Weltverbands IFTA, der unter anderem ein weltweit standardisiertes Ausbildungsprogramm entwickelt hat. Das mehrstufige Programm sieht die Abnahme von Prüfungen durch den Verband und die Verleihung von Zeugnissen und Zertifikaten vor.

Die VTAD fördert die Ausbildung von Anlegern und Analysten neben dem dreistufigen Ausbildungsprogramm durch Tutorials, Webinare und andere Lerninhalte. Darüber hinaus werden Forschungsarbeiten zu der Thematik veröffentlicht.

Grundlegende Annahmen der TA

Die Technische Analyse bezieht ihre Legitimation aus drei grundlegenden Annahmen, die über einen Zeitraum von fast 150 Jahren empirisch belegt werden können. Die Prämissen lauten: 

  • Alle (!) relevanten Informationen sind bereits im Kurs enthalten
  • Märkte bewegen sich in Trends
  • Muster der Vergangenheit wiederholen sich

Alle Informationen sind bereits eskomptiert

Technische Analysten interessieren sich nicht für konjunkturelle, betriebliche und politische Entwicklungen und messen auch die psychologische Verfassung der Marktteilnehmer nicht. Sie gehen mit absoluter Überzeugung davon aus, dass restlos alle relevanten ökonomischen, politischen und psychologischen Informationen bereits im Kurs eingepreist sind. Das gilt für amtliche Informationen ebenso wie für Insider-Informationen. Deshalb muss zur Analyse des Marktes dieser Logik folgend ausschließlich der Kurs betrachtet werden.

Auch Technische Analysten sind (in der Regel jedenfalls) davon überzeugt, dass entweder Fundamentaldaten oder Psychologie den Markt bewegen und nicht der Chart selbst. Sämtliche Fundamentaldaten mitsamt ihrer Interpretation durch die Masse der Marktteilnehmer (!) spiegeln sich der TA-Philosophie zufolge aber im Kurs wider. Für „Techniker“ ist deshalb unerheblich, „WARUM“ sich der Markt in die eine oder andere Richtung bewegt sondern nur DASS er es tut und dass es frühzeitige Hinweise auf wahrscheinlich bevorstehende Bewegungen gibt.

„The trend is your friend“

Die zweite für die logische Gültigkeit der TA notwendige Prämisse lautet, dass Kurse sich in Trends bewegen. Aus dieser Prämisse lässt sich – in Anspielung auf Gesetze der Physik – ableiten, dass ein einmal existierender Trend sich mit einer signifikant größeren Wahrscheinlichkeit fortsetzt als dass er bricht.

Diese zweite Prämisse ist zugleich die wichtigste Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Wird ein Trend als solcher identifiziert bietet er allein aus seiner ihm eigenen Beständigkeit heraus bereits Ansätze für eine erfolgversprechende strategische Positionierung: Eine einfache Trendfolgestrategie.

Tatsächlich lässt sich in der Praxis ganz ohne Analysewerkzeuge und „mit bloßem Auge“ beobachten, dass Märkte sich in trendartigen Mustern bewegen. Trends können aufwärts, seitwärts und abwärts verlaufen – erfahrungsgemäß fallen die Kurse im Abwärtstrend doppelt so schnell wie sie im Aufwärtstrend steigen. Trends treten in sehr kurzen Zeithorizonten von nur wenigen Minuten ebenso auf wie über sehr lange Zeiträume von 50 oder 100 Jahren (hier besteht eine Nähe zu Kondratieff-Zyklen).

Die Geschichte wiederholt sich

Menschen der Gegenwart verhalten sich in fast allen (im weitesten Sinne sozialen) Situationen so wie Menschen vor 100 oder 150 Jahren. Da Kurse durch Menschen gemacht und Marktergebnisse das Resultat menschlicher Entscheidungsprozesse sind liegt es nahe, dass auch der Kursverlauf an Finanzmärkten bestimmten, sich wiederholenden Mustern unterworfen ist. Besonders deutlich wird dies an den Überlegungen zur Elliott-Wellen-Theorie und an Chartformationen wie der Kopf-Schulter-Formation.

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Eignung der TA für die langfristige Analyse und Kritik am Ansatz

Aufgrund erheblicher und objektiv messbarer Erfolge wird der Technischen Analyse der Status einer „Kaffeesatzleserei“ heute nicht mehr angelastet. Es halten sich jedoch zwei hartnäckige Missverständnisse. Das eine lautet, die TA sei nur für sehr kurze Zeiträume anwendbar und das andere unterstellt die Funktion einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Charttechnische Muster gibt es in allen Zeithorizonten

Chartung und Technische Analyse werden häufig mit Daytrading verbunden. Dabei existiert ein solcher Zusammenhang schlicht nicht: Markttechnische Muster treten in Zeithorizonten von wenigen Minuten bis hin zu Jahrzehnten (!) auf. Einige Märkte bewegten sich über Dekaden hinweg in einem stabilen Aufwärtstrend und setzen exakt nach dessen Verlassen zu einer jahrelangen Konsolidierungsphase an. Sowohl während des Aufwärtstrends als auch während der Konsolidierungsphase änderte sich das fundamentale Umfeld dabei mehrfach – wäre es anstelle des Trends zur Prognose hinzugezogen worden wäre diese ungenauer ausgefallen.

Auch hier gilt: Kurse sind das Resultat der Interpretation der Fundamentaldaten durch die Marktteilnehmer. Ein Trend kann bei schwankenden Fundamentaldaten konstant bleiben, wenn die Interpretation die fundamentalen Änderungen ausgleicht et vice versa. Die mitunter sehr langen Beobachtungszeiträume sind nur auf den ersten Blick verwunderlich: Viele realökonomische Trends erstrecken sich über sehr lange Zeitspannen und beeinflussen damit auch die Marktentwicklung.

Der Vorwurf der „Selffullfilling Prophecy“

Der Vorwurf der sich selbsterfüllenden Prophezeiung wird im Zusammenhang mit der Technischen Analyse immer wieder geäußert. Kritiker monieren: Wenn ein großer Teil der Marktteilnehmer unterhalb eines charttechnischen Widerstands verkauft sind fallende Kurse dort tatsächlich wahrscheinlicher als fallende Kurse. Umgekehrt sei ein von ansteigenden Umsätze begleiteter Kursanstieg nach der Überwindung eines Widerstands aus demselben Grund ebenfalls nicht verwunderlich.

Eine Grundregel im Wertpapierhandel lautet: Handle ausschließlich liquide Werte. Gemeint sind Aktien, Indizes etc. deren Handelsumsätze eine gewisse kritische Masse überschreiten und dadurch Verzerrungen durch einzelne Marktteilnehmer ausschließen. Das dürfte auf die meisten großen Märkte ohne Einschränkung zutreffen.

Wenn die notwendige Bedingung einer ausreichenden Liquidität erfüllt ist kann die Behauptung einer selbsterfüllenden Prognose nur zutreffen, wenn ein sehr großer Teil der Marktteilnehmer Entscheidungen ausschließlich auf Grundlage eines technischen Signals trifft. Das dürfte kaum der Fall sein, da der Löwenanteil des institutionell verwalteten Anlagevermögens weltweit primär nach fundamentalen Kriterien angelegt wird. Als Beleg dient ein Blick in beliebige Börsenberichterstattung: Zu nahezu jeder größeren Aktie oder Anleihe existieren dutzende gegenläufige Einschätzungen – und zwar sowohl bei professionellen Analysten als auch in den sozialen Netzwerken.

Weitere Kritik an der Technischen Analyse

Ein weiterer häufig geäußerter Kritikpunkt ist der Umstand, dass die TA sich auf eine einzige Datenquelle (den Kurs) beschränke und so viele Informationen unter der Tisch fallen lasse. Überzeugte Techniker vertreten eine diametral entgegensetzte Sichtweise: Da der Kurs alle relevanten Informationen enthalte sei er der beste Filter für die in den Fundamentaldaten enthaltenen Informationen.

Dass für die Marktprognose ausschließlich vergangenheitsbezogene Werte genutzt werden ist indes kein alleiniges Merkmal der TA: Auch Fundamentalanalysen basieren ausschließlich auf Statistiken wie z. B. zum Auftragseingang in der Industrie, zum Wachstum des BIP oder zur Entwicklung der Verbraucherausgaben.

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TA als Ergänzung zur Fundamentalanalyse

Der Kurs eines Marktes kann als Filter der Fundamentaldaten interpretiert werden. Deshalb schließen sich fundamentale und technische Gesichtspunkte bei der Analyse keinesfalls gegenseitig aus. Im Gegenteil: Nur eine Minderheit verlässt sich mittlerweile noch ausschließlich auf das Eine oder das Andere.

Vom genialen Philosophen und Naturwissenschaftler Sir Isaac Newton stammt das Zitat: „ Ich kann zwar die Bahn der Gestirne auf Zentimeter und Sekunde berechnen, aber nicht, wohin eine verrückte Menge einen Börsenkurs treiben kann.“ Die Kursentwicklung an den Finanzmärkten wird von der Psychologie durchschnittlich in etwas genauso stark beeinflusst wie durch die Fundamentaldaten – die Kräfteverhältnisse ändern sich jedoch laufend.

Gute Fundamentaldaten und fallende Messer

Eine auf der Fundamentalanalyse basierende Entscheidung für den Einstieg in den Aktienmarkt wurde schon häufig so formuliert: „Das Kurs-Cashflow-Verhältnis ist deutlich niedriger als im historischen Durchschnitt und die Konjunktur beginnt sich allmählich zu stabilisieren“. Mit einer solchen Argumentation im Rücken haben unzählige Anleger bereits in fallende Messer gegriffen und dabei schwere Verluste erlitten.

Ein niedriges Kurs-Cashflow-Verhältnis und sich aufhellende Frühindikatoren sind nichts wert, wenn der Markttrend stark nach unten gerichtet ist. Eine hartnäckige Baisse kann die Kurse auf noch viel niedrigere Cashflow-Quotienten drücken und 20, 30 oder 50 Prozent des angelegten Wertes vernichten. Besonders fatal: Oft genug findet ein Großteil des Kursverlustes einer Baisse in einem panikartigen Ausverkauf statt, der in eine Phase fällt, in der sich die Fundamentaldaten längst drehen.

Technisches Signal als Warnung und Filter

Ein erfolgversprechender Ansatz definiert positive Fundamentaldaten als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für den Einstieg in einen Markt. Nur wenn der Markt auch auf technischer Ebene Anzeichen zu einer Stabilisierung bietet (z. B. durch den oberen Durchbruch eines Abwärtstrendkanals) lässt sich das Risiko in einem vernünftigem Maße kontrollieren. Das Technische Signal dient in einem solchen Ansatz als Filter für die Fundamentaldaten.

Ebenso kann die Markttechnik frühzeitige Warnsignale liefern und z. B. Anlass zur Absicherung oder Reduzierung von Positionen im Markt sein. Das gilt etwa, wenn eine signifikante Aufwärtstrendlinie nach unten durchbrochen oder – bereits deutlich früher – der Markt kein neues Hoch mehr ausbilden kann.

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Chart-Darstellungsformen

In den vergangenen Jahrzehnten wurden unterschiedlichste Chart-Darstellungsformen entwickelt. Die drei wichtigsten sind jedoch weiterhin Linien-, Balken- und Kerzencharts, auf deren grundlegende Darstellung die nachfolgenden Ausführungen beschränkt bleiben sollen.

Liniencharts sind einfach, aber unvollständig

Liniencharts sind die einfachste Variante zur grafischen Darstellung von Kursverläufen. Das Prinzip ist sehr einfach: Für den jeweils letzten Kurs einer Periode (Tag im Tageschart, Stunde im Stundenchart, Monat im Monatschart usw.) wird ein Punkt im Chartbild eingezeichnet. Die Punkte werden mit geraden Linien verbunden und ergeben so das typische „Zick-Zack“-Muster.

So einfach Liniencharts sind, so unvollständig sind sie auch. Die Beschränkung auf den jeweils letzten Kurs enthält dem Betrachter viele Informationen über die Kursentwicklung während einer Periode vor. Diese Informationen können ausgesprochen wichtig sein: Erreicht ein Markt z. B. in einem Aufwärtstrend intraday ein neues Hoch um dann mit einem gegenüber dem Vortag niedrigeren Schlusskurs aus dem Handel zu gehen handelt es sich um einen Umkehrtag, der auf eine möglicherweise einsetzende Trendwende oder Korrektur hindeutet. Im Linienchart ist lediglich ein Kursrückgang zu sehen, der für sich genommen keine Bedeutung haben muss.

Balken- und Kerzencharts liefern mehr Informationen

Balkencharts liefern diese Informationen mit. Ein Balkenchart besteht aus einer vertikalen Linie mit jeweils einem „Haken“ rechts und links. Das obere Ende der vertikalen Linie markiert den höchsten und das untere Ende den niedrigsten Punkt der Periode. Der Haken links der vertikalen Linie entspricht dem Eröffnungskurs, der Haken rechts der Linie markiert den Schlusskurs bzw. den letzten Kurs der Periode.

Neben Umkehrtagen können Balkencharts weitere Indizien liefern, die bei Darstellungen mit Liniencharts unter den Tisch fallen. Entspricht der Schlusskurs dem Periodenhöchstkurs (der rechte Haken befindet sich ganz oben an der vertikalen Linie) ist das tendenziell ein Signal für einen starken Markt. Da die Balken der einzelnen Perioden nicht miteinander verbunden sind lassen sich im Chartbild auch Kurslücken erkennen. Kurslücken sind ausgesprochen starke Indizien für die Marktentwicklung: Aufwärtslücken signalisieren eine starke Dynamik, Abwärtslücken kündigen häufig einen Crash an. Kurslücken fungieren darüber hinaus als Widerstand bzw. Unterstützung.

Korrekte Charteinstellung: Kerzencharts mit logarithmischer Skalierung

Noch mehr Informationen als Balken- liefern Kerzencharts, die auch häufig als „Candlesticks“ bezeichnet werden. Jede einzelne Periode besteht aus einem Kerzenkörper, einem Docht (oben) und einem Schatten (unten). In steigenden Märkten ist der Kerzenkörper weiß und in fallenden Märkten rot (die Charteinstellungen lassen auch andere Farbgestaltungen zu).

Der wesentliche Vorteil von Kerzencharts gegenüber Balkencharts ist die verbesserte visuelle Darstellung des übergeordneten Marktverlaufs: Es ist schnell sichtbar welcher Trend vorherrscht. Darüber hinaus liefern diverse Kerzenkombinationen- und Erscheinungsformen konkrete Hinweise für den kurz- und mittelfristigen Marktverlauf.

Tipps und Tricks für die Charteinstellungen

Neben der gewählten Chart-Darstellungsform ist auch die Skalierung der Charts wichtig. Professionelle Chartisten nutzen Cnandlestick-Charts in Verbindung mit einer logarithmischen Skalierung. Diese berücksichtigt relative und nicht absolute Kursveränderungen. Ein Beispiel: Steigt der DAX von 4000 auf 4400 Punkte entspricht das einer Distanz von 400 Punkten bzw. 10 Prozent. Steigt der DAX von 8000 auf 8400 Punkte entspricht das ebenfalls einer Distanz von 400 Punkten, jedoch lediglich 5 Prozent.

In einem linear skalierten Chart nehmen beide Kursbewegungen eine identisch große vertikale Distanz ein, weil nur die absolute Distanz gemessen wird. In einem logarithmischen Chart ist die zweite Bewegung nur halb so „lang“ wie die erste, weil ausschließlich prozentuale Bewegungen zugrunde gelegt werden.

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Kursmuster und ihre Aussage

Die Charttechnik ist eine Teildisziplin der Technischen Analyse. Innerhalb der Charttechnik nimmt die Formationslehre großen Raum ein: Bestimmte Muster im Chart liefern mit erstaunlich hohen Trefferquoten Hinweise auf die weitere Marktentwicklung. Grob vereinfacht lassen sich die Muster in Trendumkehr- und Trendfortsetzungsformationen unterteilen.

Es würde den Rahmen sprengen, an dieser Stelle alle in der Literatur behandelten Chartformationen zu betrachten. Für ein grundlegendes Verständnis reicht bereits die Betrachtung der wichtigsten Typen aus. Achtung: Die in der Theorie üblicherweise dargestellten idealtypischen Verläufe finden finden sich in der Realität selten. Es benötigt einige Übung, bis relevante Muster im Chart identifiziert und zugeordnet werden können.

Die Schulter-Kopf-Schulter-Formation

Die Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) tritt wie alle Umkehrformationen am Ende eines Aufwärts- oder Abwärtstrends ein. Sie verdankt ihre Bezeichnung der unterstellten Ähnlichkeit mit einer menschliche Silhouette mit einem Kopf und zwei Schultern und soll hier im idealtypischen Verlauf einer oberen Trendumkehr dargestellt werden.

Die „linke Schulter“ wird durch ein gewöhnliches neues Hoch im intakten Aufwärtstrend ausgebildet und ist erst retrospektiv als solche zu erkennen. Ihr folgt die Ausbildung des „Kopfes“ durch ein erneutes Hoch. Das erste Warnsignal im Hinblick auf eine möglicherweise bevorstehende Trendwende tritt erst bei der Vollendung des Kopfes auf: Die Korrektur fällt unter die getestete Trendlinie zurück, bleibt aber oberhalb des letzten Tiefs.

Im Anschluss daran bildet sich die zweite Schulter aus: Ihr Hoch erreicht das Hoch des Kopfes nicht mehr und liegt auf Höhe des linken Schulterhochs. Die nun folgende Korrektur führt den Markt erstmals unter das Niveau der linken Schulter und damit unter die so genannte „Nackenlinie“. Der Durchbruch der Nackenlinie gilt als Vollendung der Formation. Das charttechnische Kursziel entspricht der vertikalen Distanz zwischen der Spitze des Kopfes und der Nackenlinie. Typischerweise kommt es nach dem Durchbruch durch die Nackenlinie zu einer Rückkehrbewegung. Es gilt die Faustregel: Je schwächer diese ausfällt, desto stärker wird der Markt fallen.

Dreiecke bestätigen den Trend

Dreiecke sind die wichtigste Form von trendbestätigenden Formationen. In der einschlägigen Literatur wird zwischen symmetrischen, aufsteigenden und absteigenden Dreiecken unterschieden. Ein symmetrisches Dreieck wird von zwei symmetrisch aufeinander zulaufenden Hilfslinien begrenzt, die eine seitwärts gerichtete Marktbewegung mit abnehmender Volatilität begrenzen.

Der Kurs sollte noch vor Beginn des letzten Viertels des Dreiecks in Trendrichtung ausbrechen. Symmetrische Dreiecks können als typisches Konsolidierungsmuster sowohl Aufwärts- als auch Abwärtstrends bestätigen.

Ein absteigendes Dreieck bestätigt dagegen einen Abwärtstrend. Die untere Linie des Dreiecks verläuft horizontal, die andere ist nach unten gerichtet. Die Konsolidierung zeigt somit eine klare Tendenz nach unten. Mit ansteigenden Dreiecken verhält es sich spiegelverkehrt. Für alle Dreiecke gilt die grobe charttechnische Kurszielbestimmung, nach der die Höhe der Basis des Dreiecks vom Ausbruchspunkt subtrahiert bzw. zu diesem hinzuaddiert wird.

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Technische Indikatoren

Technische Indikatoren ermöglichen die Analyse des Marktes anhand objektiver, quantitativer Kriterien und produzieren ebenso objektive Handelssignale, die sich ggf. sogar automatisiert umsetzen lassen. Die bei der visuellen Charttechnik stets präsente, subjektive Komponente fällt dadurch fort. Nachfolgend einige der bekanntesten technischen Indikatoren inklusive Zusammensetzung und Interpretation.

MACD

MACD steht für Moving Average Convergence/Divergence. Es handelt sich dabei um einen der bekanntesten trendfolgenden Indikatoren überhaupt, der in jeder gängigen Analysesoftware enthalen ist. Die Basis des Indikators   bilden (in den Standardeinstellungen, die grundsätzlich geändert werden können) drei exponentiell gewichtete gleitende Durchschnitte mit 9, 12 und 26 Perioden.

Ein gleitender Durchschnitt mit 26 Perioden und einer Periodenlänge von einem Handelstag misst den durchschnittlichen Kurs der jeweils letzten 26 Handelstage. Mit jedem neuen Tag fällt der jeweils älteste Tag aus der Rechnung heraus. Bei linear gewichteten gleitenden Durchschnitten fließt jeder Kurs des Betrachtungszeitraumes mit demselben Gewicht in das Gesamtergebnis ein, bei gewichteten Durchschnitten erhalten die jüngeren Kurse ein höheres Gewicht. Dann reagiert der Durchschnitt stärker bzw. schneller auf Richtungswechsel des Marktes als es ohne Gewichtung der Fall ist.

Der MACD besteht aus zwei Linien. Die MACD-Linie bildet die Differenz aus dem 26-Perioden-Durchschnitt und dem 2-Perioden-Durchschnitt ab. Die Signallinie ist ein 9-Perioden-Durchschnitt der MACD-Linie. Ein Signal im Hinblick auf steigende Kurse liegt vor, wenn die MACD-Linie die Signallinie von unten nach oben durchkreuzt. Der MACD gilt als brauchbare Lösung für einen im Zusammenhang mit Trendfolgestrategien latenten Zielkonflikt: Je schneller ein trendfolgender Indikator auf Trendsignale reagiert desto mehr Fehlsignale produziert er.

Relative-Stärke-Index

Der Relative Stärke-Index (nicht zu verwechseln mit der Relativen Stärke) dient zur Identifikation überkaufter und überverkaufter Marktsituationen. Dazu misst der Indikator für den jeweils gewählten Betrachtungszeitraum von Kursgewinnen und Kursverlusten. Der RSI wird grafisch als Linie dargestellt, die zwischen Werten von 0 bis 100 schwankt (oszilliert).

Bei einem Wert von 100 sind die Kurse im Betrachtungszeitraum zum Periodenende hin ausschließlich angestiegen, bei einem Wert von 0 dagegen ausschließlich gefallen. Üblicherweise wird ein Wert größer 70 als Hinweis auf eine überkaufte und ein Wert kleiner 30 als Hinweis auf eine überverkaufte Marktsituation verstanden. Viel beachtet sind Divergenzen zwischen Indikator und Markt. Eine solche Divergenz kann z. B. vorliegen, wenn der Markt ein neues Hoch markiert, der RSI aber bereits nach unten dreht. Üblicherweise werden 8 oder 14 Perioden verwendet.

Bollinger Bänder

Bollinger Bänder basieren auf einem einfach gewichteten gleitenden Durchschnitt, der als Mittelwert des Marktes dient. Die meisten Analyseprogramme verwenden einen 20-Tage-Durchschnitt. Um diesen Durchschnitt schwanken zwei Bänder: Das obere und das untere Bollinger Band. Deren Abstand zum Mittelwert wird mit einer zweifachen Standardabweichung festgelegt, so dass sich da. 95% der Kurse innerhalb der beiden Bänder befinden.

Der Abstand zwischen den Bändern ändert sich im Zeitverlauf und berücksichtigt dadurch die Marktvolatilität. Vor allem wenn sich die Bänder nach einer Expansionsphase wieder zusammenziehen können Bollinger Bands als antizyklischer Indikator verwendet werden: Ein Kaufsignal liegt dann vor, wenn der Markt in der Nähe seines unteren Bands notiert.