Der börsliche Aktienhandel und die wichtigsten Aktienindizes

Der börsliche Aktienhandel ist in mehrere Segmente unterteilt, die sich im Hinblick auf die Anforderungen an die darin gelisteten Unternehmen und die regulatorischen Rahmenbedingungen unterscheiden. Je höher das Marktsegment in dem eine Aktie gelistet ist desto höher sind auch die Ansprüche an Transparenz, Liquidität und Investor Relations.

Die verschiedenen Börsensegmente

Die frühere Unterteilung in amtlichen Handel, geregelten Markt und Freiverkehr gibt es seit 2007 nicht mehr. Seit dem Inkrafttreten des Finanzmarktrichtlinie-Umsetzungsgesetzes ist eine Zulassung von Aktien nur noch zum gesetzlich regulierten Markt oder zum börslich (d. h. Privatrechtlich) organisierten Open Market (früher Freiverkehr) möglich. Innerhalb des regulierten Marktes existieren die beiden von der Frankfurter Wertpapierbörse geschaffenen Segmente „Prime Standard“ und „General Standard“.

Zulassungsvoraussetzungen im regulierten Handel

Das Wertpapierhandelsgesetz regelt in §1 bis §12 die Zulassungsvoraussetzungen für die Aufnahme einer Aktie in den regulierten Handel.

  • Der voraussichtliche Kurswert der neu zu listenden Aktien muss mindestens 1,25 Mio. betragen
  • Das emittierende Unternehmen muss seit mindestens drei Jahren bestehen und vorschriftsmäßig Geschäftsberichte vorgelegt haben
  • Der Streubesitzanteil am Gesamtkapital muss mindestens 25% betragen
  • Es müssen mindestens 10.000 Stückaktien umlaufen

Neben den Kriterien für die Zulassung ergeben sich nach der Aufnahme in den regulierten Markt Zulassungsfolgepflichten. Im General Standard handelt es sich dabei im Einzelnen um: 

  • Die Ad-Hoc-Publizitätspflichten
  • Die Pflicht zur Rechnungslegung nach IFRS/IAS oder US-GAAP
  • Die Veröffentlichung eines Zwischenberichts

Erfüllt eine AG die Anforderungen für ein Listing im regulierten Markt erfolgt die Aufnahme in den General Standard der Deutschen Börse. Ein Antrag des notierten Unternehmens auf die Aufnahme in den Prime Standard hat Aussicht auf Erfolg, wenn einige zusätzliche Kriterien erfüllt werden.

Im Einzelnen sind das:

  •  Die quartalsweise Berichterstattung in deutscher und englischer Sprache.
  • Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders.
  • Durchführung mindestens einer Analystenkonferenz pro Jahr.
  • Ad-Hoc-Mitteilungen auch in englischer Sprache.

Die Bedingungen schließen kleinere AGs schon allein aufgrund des hohen Verwaltungsaufwands und der hohen Kosten aus. Doch auch größere Unternehmen wollten sich in der Vergangenheit nicht immer den Kriterien unterwerfen. So wurde einstmals die Porsche-Aktie von der Deutschen Börse aus dem MDAX gestrichen. Das Unternehmen wollte keine Quartalsberichte veröffentlichen, weil diese vor dem Hintergrund des stark saisonal abhängigen Geschäfts nicht für zielführend erachtete. Die Zugehörigkeit zum Prime Standard ist jedoch Bedingung für die Aufnahme in die Auswahlindizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX.

Im Gegensatz um regulierten Markt ist der Open Market (früher: Freiverkehr) kein organisierter Markt im Sinne der Definition des Wertpapierhandelsgesetzes. Im Gegensatz dazu sind die Anforderungen für die Aufnahme sehr viel geringer. Zudem bestehen keine Folgeverpflichtungen. Emittenten müssen keinen Börsenzulassungsprospekt veröffentlichen und unterliegen nicht der Publizitätspflicht. Aus Sicht von Anlegern ist der Einstieg in dieses Segment deshalb mit bedeutend höheren Risiken verbunden. Ende 2007 waren im Open Market knapp 9.000 Papiere gelistet – darunter auch ausländische Titel.

Mangelnde Liquidität: Die Risiken in der „dritten Reihe“

Anleger, die im Open Market Segment investieren wählen Aktien zumeist anhand fundamentaler Kriterien aus und informieren sich sehr genau über die Geschäftsentwicklung und das Unternehmen. Im börslichen Handel mit Aktien aus der „dritten Reihe“ lauert allerdings aufgrund der mitunter sehr geringen Marktliquidität eine zusätzliche Gefahr: Werden Orders ohne Limit platziert kann es zu drastischen Abweichungen vom gewünschten Kurs kommen.

Die Handelsplattform Xetra

Das IT-Zeitalter hat auch den Börsenhandel grundlegend neu gestaltet. Der Parketthandel spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Handel an der Präsenzbörse in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2011 sogar eingestellt. Mittlerweile werden rund 80 bis 90 Prozent des gesamten Aktienhandels an deutschen Börsen über Xetra abgewickelt.

Xetra (die Abkürzung steht fpr „Exchange Electronic Trading“) ist ein elektronisches Handelssystem der Deutschen Börse, das bereits 1997 eingeführt wurde und das damalige System IBIS ablöste. Der Zugang zum Handelssystem ist Börsenteilnehmern (also Brokern, Banken usw.) börsentäglich von 09:00 bis 17:30 möglich. Durch den globalen Zugang wird auf dem Handelssystem viel Liquidität gebündelt, was eine schnelle Orderausführung zu effizienten Marktpreisen ermöglicht. Zusätzliche Liquidität wird von so genannten Designated Sponsors bereitgestellt: Das sind Banken, die für bestimmte Wertpapiere laufend Geld- und Briefkurse stellen.

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Die fünf wichtigsten Aktienindizes

Aktienindizes dienen als Barometer für die Entwicklung der Aktienmärkte und sind als Bezugs- und Basiswert für Derivate sowie als Benchmark aus der Börsenwelt des 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken.

Die Geschichte der Indizes beginnt 1884: Charles Henry Dow schuf den ersten Index aus neun Eisenbahn- und zwei Industrieaktien indem er ihre Kurse summierte und durch elf dividierte. Heute sind Aktienindizes umfangreicher und teils deutlich komplizierter. Die wichtigsten Fakten zu fünf bedeutenden Aktienindizes aus der ganzen Welt.

S&P 500 (Standard & Poor´s 500) 

Im S&P 500 sind die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen zusammengefasst. Bedingung für die Aufnahme ist ein Listung an NYSE, NYSE Amex oder NASDAQ. Über die Zusammensetzung des Indexes entscheidet die Ratingagentur S&P. Die Gewichtung erfolgt anhand der Marktkapitalisierung. In seiner grundlegenden Form ist der S&P 500 ein Kursindex. An der Chicago Mercantile Exchange werden Futures und Optionen auf den Index gehandelt. Aufgrund der Stellung der USA in der Weltwirtschaft und der im Vergleich zum Dow Jones sehr repräsentativen Indexgestaltung gilt der S&P 500 als einer der wichtigsten Aktienindizes der Welt.

Dow Jones Industrial Average 

Der Dow Jones Industrial Average ist ein Index der ersten Stunde: Er wurde im Jahr 1984 von Charles Henry Dow und den Gründern des Wall Street Journal kreiert und wird bis heute in allen Finanzmedien laufend erwähnt. Der Index umfasst 30 US-Aktien mit Listing an der NYSE. Die Berechnung (in der üblicherweise publizierten Variante ist der ein Kursindex) erfolgt durch die Division der aufsummierten Kurse durch den Dow Divisor (im Jahr 2010 lag dieser bei 0,13).

An der Konstruktion des Dow Jones Indexes wird vielfach Kritik geübt. Zum einen gilt der Index nur als bedingt repräsentativ, zum anderen führt die einfache numerische Gewichtung zu Verzerrungen. Nicht zuletzt deshalb spielten Derivate auf den DJIA eine sehr viel geringere Rolle als Futures und Optionen auf den S&P.

EuroStoxx50 

Der EuroStoxx50 umfasst 50 börsennotierte Unternehmen aus der Eurozone. Die Gewichtung erfolgt anhand der Marktkapitalisierung, wobei ausschließlich FreeFloat berücksichtigt wird und eine Deckelung bei 10 Prozent pro Aktie erfolgt. Der Index wurde 1998 eingeführt und bis ins Jahr 1986 zurück berechnet. Die Indexbasis beträgt 1.000 Punkte und datiert vom 31.12.91.

Da Großbritannien nicht Mitglied der Eurozone ist wird der Index überwiegend von deutschen und französischen Unternehmen dominiert. Das ist zugleich der größte Kritikpunkt am Indexkonzept.

Nikkei225 

Der Nikkei225 setzt sich aus 225 an der Tokyoter Börse notierten japanischen Aktien zusammen und gilt als wichtigster Aktienindex Asiens, obwohl China mittlerweile an Japan als einst zweitgrößter Volkswirtschaft der Welt vorbeigezogen ist. Es handelt sich um einen preisgewichteten Kursindex. Die Berechnung wird durch eine japanische Finanzzeitung durchgeführt und erfolgte erstmals im Jahr 1950. Der größte Kritikpunkt ist die preisgewichtete Berechnung, die trotz der Glättungsfaktoren zu einer Übergewichtung traditionsreicher Unternehmen führt.

Deutscher Aktienindex (DAX) 

Der Deutsche Aktienindex (DAX) ist der wichtigste deutsche Aktienindex und wurde von der Frankfurter Wertpapierbörse 1988 eingeführt. Die Basis des Indexes wurde für den 21.12.87 auf 1.000 Punkte normiert. Wenn in den Medien der „DAX“ thematisiert wird ist fast ausschließlich der Performance-Index Gegenstand, obwohl auch eine Berechnung als Kursindex erfolgt.

Bei der Berechnung des Performance-Indexes werden durch Indexmitglieder ausgeschüttete Dividenden hypothetisch reinvestiert. Der Index enthält 30 Werte, deren Gewichtung anhand der im Streubesitz befindlichen Marktkapitalisierung erfolgt. Auf den DAX werden an der EUREX Futures und Derivate gehandelt.