4 Charttechnische Strategien

1) Momentum-Strategie

Die Momentum-Strategie ist eine Kombination der technischen und fundamentalen Analyse bei Aktieninvestments. Durch sie lassen sich überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. 

Hintergrund der Momentum-Strategie ist der Ansatz, dass Aufwärtstrends von Aktienkursen aus Seitwärtsbewegungen und Beschleunigungsphasen bestehen, in denen die Kurse effektiv steigen.

Zu beachten ist, dass die Seitwärtsbewegungen oft recht lange andauern, während die Beschleunigungsphasen eher im kurzfristigen Rahmen liegen. Die Strategie zielt darauf, dass Seitwärtsbewegungen vermieden werden, in Phasen von Kursgewinnen dagegen mit Investitionen versehen sein sollten.

Berechnung des Momentums

In erster Linie werden Aktien gekauft, von denen ausgegangen werden kann, dass bei ihnen kurzfristig mit einem stärkeren Anstieg zu rechnen ist. Das Auswahlkriterium ist das Momentum, das signalisiert, wann sich die Kursdynamik eines Wertes beschleunigt.

Die Berechnung des Momentums erfolgt durch die fortlaufende Division des aktuellen Kurses mit dem vor x Tagen. Das Ergebnis ist die Momentumskurve, deren Ausprägung von dem gewählten Intervall x abhängig ist. 

Handlungssignale erkennen

Technische Analysten wählen normalerweise eine Periodeneinstellung von 20 Tagen. Die hieraus gewonnene Momentumskurve kann wie ein Chart beurteilt werden. Wendepunkte im oberen Bereich können als Verkaufssignale gewertet, Wendepunkte im unteren Bereich der Kurve können als Kauf- eingestuft werden.

Momentum-Strategie für Fortgeschrittene

Die Momentum-Strategie eignet sich nicht besonders gut für Börsenneulinge, da sie für sich alleine zu unsicher ist. Der erfahrene Anleger wird neben einer ersten Beurteilung nach rein technischen Faktoren natürlich noch weitere Kriterien für seine Anlageentscheidung hinzu ziehen.

Dabei liegt das besondere Augenmerk darauf, dass die zu beobachtende Gesellschaft wirtschaftlich rentabel arbeitet und sich in einer Wachstumsbranche befindet. Die Liquidität der Aktie spielt ebenfalls eine große Rolle. Der Investor möchte nicht nur zu einem guten Kurs kaufen, sondern im gegebenen Zeitpunkt auch Abnehmer finden.

Rentabilität wissenschaftlich nachgewiesen

Mit der Momentum-Strategie können Anleger selbst in schwachen Marktphasen Titel finden, mit denen sich Gewinne erzielen lassen. Daher kann das Prinzip weitgehend kontinuierlich angewandt werden. Den Nachweis überdurchschnittlicher Zuwächse haben wissenschaftliche Studien wiederholt ergeben.

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2) Relative Stärke-Strategie

Die Relative Stärke-Strategie nutzt die alte Börsenweisheit „the trend is your friend“, um vor allem in mehrjährigen Aufwärtsmärkten überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen.

Der Begriff der relativen Stärke wurde von Robert A. Levy 1967 geprägt. Er fand heraus, dass US-Aktien, die in den letzten sechs Monaten stark gestiegen waren, auch in dem darauf folgenden Halbjahr überdurchschnittliche Kursgewinne erwirtschafteten. 

Aktie im Verhältnis zum Gesamtmarkt

Die Relative Stärke ist ein System zur Berechnung im Hinblick darauf, wie sich eine Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt verhält. Wenn sich eine Aktie schlechter als der Index entwickelt, sprechen Analysten von einer geringen relativen Stärke, die Aktie ist „relativ schwach“. Wenn sie dagegen eine höhere Performance aufweist, hat sie eine hohe relative Stärke.

Es gibt unterschiedliche Modelle zur Berechnung der Relativen Stärke. Beispielsweise kann so vorgegangen werden: Zunächst werden die Monatsschlusskurse der letzten 15 Monate notiert, dann wird der Durchschnittswert gebildet. Darauf folgend wird der aktuelle Kurs durch Durchschnittskurs der letzten 15 Monate geteilt. Das Ergebnis ist eine Liste mit den relativen Stärken der einzelnen Aktien. 

Relative Stärke nachgewiesen

Empirische Studien haben untersucht, ob sich das Phänomen der relativen Stärke auch für einzelne Branchen oder im Vergleich zwischen Länderindices nachweisen lässt. Dabei wurden übereinstimmende Ergebnisse erzielt. Ob Einzelaktien, Branchen- oder Länderindices – es gibt langfristig eine klare Tendenz. Diejenigen Werte, die in den letzten sechs bis zwölf Monaten stärker gestiegen waren als der Marktdurchschnitt, kletterten tendenziell auch mehrere Monate weiterhin außergewöhnlich stark.

Höhere Volatilitäten

Aktien mit hoher relativer Stärke schwanken stärker als der Marktdurchschnitt, was eine erhöhte Volatilität bedeutet. Eine weitere typische Begleiterscheinung stellt der Umstand dar, dass sich nach mehreren Jahren sich der Effekt umdreht, was bedeutet, dass Aktien, die über mehrere Jahre überdurchschnittlich gestiegen sind, in den darauf folgenden Jahren eine Underperformance aufweisen werden.

Ursachen des relativen Stärke Effekts 

Um nicht als euphorische Optimisten eingestuft zu werden, prognostizieren Aktienanalysten bei einzelnen Aktien oder Branchen den tatsächlichen Gewinnanstieg deutlich niedriger, wie er tatsächlich zu erwarten ist. Wenn nun bei der Veröffentlichung der Quartalergebnisse ein Kurssprung der Aktie erfolgt, heben die Analysten die Gewinnschätzungen für die Folgequartale ebenfalls nur zögerlich an. Sie gehen davon aus, dass die positive Gewinnüberraschung eine Eintagsfliege war.

Wenn dann beim nächsten Quartalsergebnis erneut eine positive Gewinnüberraschung folgt, benötigen die Experten einige Quartale, um sich mit der Gewinnschätzung an die Realität anzunähern. Bis zu diesem Zeitpunkt ergeben sich einige aufeinander folgende Quartale mit stark steigenden Kursen.

Schwächen und Stärken der Relative Stärke-Strategie

Die Relative Stärke-Strategie funktioniert am wenigsten gut beim Umschwung in einen mehrmonatigen oder mehrjährigen Bärenmarkt. Zu dem Zeitpunkt brechen die meisten Aufwärtstrends. Die Relative Stärke-Strategie arbeitet am besten in mehrjährigen Bullenmärkten. Sie eignet sich ausgezeichnet dafür, um Einzelaktien, Branchen und Länder herauszufiltern, die überdurchschnittlich stark steigen werden.

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3) Trendfolgeindikatoren

Der Trendfolgeindikator TBI, Abkürzung für Trendbestätigungs-Indikator, untersucht das Verhältnis zweier gleitender Durchschnitte zueinander. Das Konzept des TBI eignet sich hervorragend zur schnellen Trendanalyse eines Währungspaares. Der Indikator basiert in der Regel auf einen langsamen und einen schnellen Gleitenden Durchschnitt.

Gleitende Durchschnitte als Basis 

Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt ist ein Gleitende Durchschnitt (GD) der Durchschnittskurs einer Aktie über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Bei jeder neuen Kursinformation wird der Gleitende Durchschnitt neu kalkuliert und bildlich als Linie eingezeichnet. Hierbei kommt es auf die Länge des Intervalls an – beispielweise 200 oder 38 Tage.

Der TBI in der praktischen Anwendung 

Der Trendbestätigungsindikator stellt einen kurzen und einen längeren Gleitenden Durchschnitt zueinander ins Verhältnis. Hierzu wird der Quotient aus dem kürzerem und dem längeren Durchschnitt für jeden Tag gebildet und durch 100 dividiert.

Damit pendelt der Indikator um eine 100er-Signallinie. Wenn der kurzfristige über dem längerfristigen Durchschnitt liegt, notiert der TBI unter 100 und umgekehrt. Die Länge der Perioden des größeren Durchschnitts sollte stets das Zwei- bis Dreifache des kleineren betragen – der Standard hierfür ist 18 zu 38.

Ein Kreuzen der 100er-Linie von oben generiert ein Verkaufssignal, entsprechend liefert ein Kreuzen von unten ein Kaufsignal. Eine frühere Indikation ist gegeben, wenn der Trendbestätigungsindikator, nachdem er einen Extrempunkt markiert hat, deutlich in die andere Richtung dreht. 

Schwierigkeiten bei der Beurteilung 

Wie der Name schon andeutet, läuft der Trendbestätigungsindikator dem Kurs des Basistitels hinterher. Daher wird eine Trendumkehr im TBI immer verzögert dargestellt. Handelssignale aus der Kreuzung mit der Mittellinie abzuleiten, sind nach Meinung vieler Analysten nicht ratsam, da viele Fehlsignale wegen der Verzögerung generiert würden.

Der Trendbestätigungsindikator misst auch die Bewegungsdynamik. In diesem Sinne verstärkt sich der Trend, wenn der Indikator sich immer weiter von der Mittellinie weg bewegt. Dementsprechend schwächt sich der vorherrschende Trend ab, wenn sich der Trendbestätigungsindikator auf die Mittellinie hin läuft. 

Chartanalyse für Anfänger

Der Trendbestätigungsindikator eignet sich nicht für die Bewertung von Kursverläufen in Seitwärtsphasen und ist als isolierter Signalgeber weniger empfehlenswert. Aufgrund seiner einfachen Berechnungsmodalitäten ist der TBI besonders gut für Einsteiger der Chartanalyse geeignet.

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4) 200 Tage-Linie-Strategie

Die 200-Tage-Linie Strategie bedient sich, wie es die Bezeichnung schon verrät, der 200-Tage-Linie, einem Instrument der Charttechnik. Diese gehört zu den einfachsten Hilfsmitteln der technischen Analyse und ist daher für Börsenneulinge sehr gut geeignet.

Oberster Zweck dieses Indikators besteht darin, die teilweise täglichen sehr schwankenden Kursbewegungen zu glätten um den großen Trend besser erkennbar zu machen. Demnach stellt diese Linie den gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage einer Aktie dar. Sie findet zusammen mit einer der wichtigsten Grundregeln der Börse, nämlich „The trend is your friend“, große Beachtung.

Einfache Handlungsprinzipien

Sobald die ausgewählte Aktie über den gleitenden Durchschnitt klettert, der in diesem Fall als Widerstandslinie fungiert, bedeutet dies für die Investoren das Wertpapier zu kaufen. Es kann nun davon ausgegangen werden, dass der Kurs der Aktie weiter steigt.

Wenn der Kurs dagegen die 200-Tage-Linie, die in diesem Fall eine Unterstützungslinie darstellt, von oben nach unten durchbricht, dann sollten Anleger verkaufen. Es ist damit zu rechnen, dass der Kurs weiter fällt.

Nachteile der 200-Tage-Linie Strategie

Die 200-Tage-Linie Strategie liefert in Seitwärtsphasen häufig Fehlsignale. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass der Kurs wieder ins Minus dreht, nachdem er die 200-Tage-Linie gekreuzt hat. Um nicht jedes Fehlsignal mitzunehmen, empfiehlt es sich, einfach abzuwarten, bis sich der Auf- oder Abwärtstrend bestätigt.

Ein weiterer Nachteil der 200-Tage-Strategie ist der, dass sie selbst vielen fundamental ausgerichteten Marktteilnehmern geläufig ist. Schon allein daher ist die psychologische Wirkung dieser einfachen Börsenregel enorm groß.

Daneben ist diese Strategie recht aufwändig. Bei jedem Verkauf oder Kauf fallen je nach Anbieter unterschiedlich hohe Transaktionskosten an, die den Gewinn schmälern.

Für Einsteiger empfehlenswert

Die 200-Tage-Linie Strategie bietet eine für Aktien Einsteiger empfehlenswerte Vorgehensweise beim Aktienhandel. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Investoren besser dem Trend folgen sollten als gegen ihn zu handeln. Meist wird sich der bestehende Trend fortsetzen. Die wichtigste Tugend, die Anleger bei der 200-Tage-Linie aufbringen sollten, ist Disziplin zu wahren.

Die 200-Tage-Linie-Strategie bietet Privatanlegern ein einfaches Hilfsmittel, um einerseits zu überprüfen, ob sie nicht einen wichtigen Trend beziehungsweise eine wichtige Trendwende verpassen, andererseits bietet dieses Instrument klare Regeln für den Ein- und Ausstieg.

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